Endlich hat Amazon Inc. für das Geschäft mit Public Cloud IaaS erstmalig Zahlen veröffentlicht. Allerdings nur zwei Kennziffern, nämlich den Umsatz und die operative Marge die erzielt wurde. Die wirklich gute Nachricht für den Markt - und Amazon selbst - sind die Umsatzkennziffern.
Zwar waren und sind diese keine große Überraschung, dennoch ist es wohltuend zu sehen, dass Amazon es geschafft hat, dieses Geschäftsmodell auf eine solche Größe hochzufahren. Und es ist der ultimative Beweis, dass Public Cloud ein Multi-Milliarden Dollar Business ist. Denn AWS ist ein Pure-Play Cloud-Anbieter und es stellt sich im Gegensatz zu IBM, Oracle und Microsoft niemals die Frage, inwieweit die Cloud-Zahlen eher den eigenen Wünschen- und denen des Finanzmarktes- als der Realität entsprechen. Denn das "kreative" umdeklarieren von On Premise Umsätzen als Cloud-Umsätze ist an der Tagesordung.
Die Wachstumszahlen von AWS können sich aber ebenso sehen lassen, diese liegen bei knapp 50 Prozent per annum.
Auch die Tatsache, dass AWS offensichtlich noch sehr abhängig vom Großkunden Amazon Inc. ist, trübt diese Tatsache nicht. Die Schwankungen der Umsätze mit Peak am Jahresende deuten sehr darauf hin, dass die AWS-Umsätze einen gewissen Gleichklang mit den e-Commerce Umsätzen aufweisen. Nachdem Amazon mit dem sehr ressourcenhungrigen "Amazon Prime" nun auch ins TV-Streaming-Business eingestiegen ist, wird der Anteil des internen Umsatzes zukünftig wohl auf einem stabilen Niveau bleiben.
Ausweisung der operativen Marge wirft viele Fragen auf
Dass der Cloud-Dienst operativen Gewinn abwirft ist erstmal gut. Allerdings zeigt diese Kennziffer nicht wieviel Amazon mit AWS am Ende tatsächlich verdient. Wissen wir doch alle, dass die operative Marge nicht gleichzusetzen mit dem Nettogewinn ist. Aber unterstellen wir mal, dass dem so wäre und Amazon Inc. die dazugehörige Infrastruktur in den Büchern stehen hat und AWS diese "mietet". Dann läge die ausgewiesene operative Marge nicht allzu weit oberhalb der tatsächlichen EBIT-Marge. Was zunächst einmal bedeutet, dass AWS kontinuierlich Gewinne erwirtschaftet, die allerdings starken Schwankungen unterliegen und, sagen wir es mal so, zwar deutlich besser sind als die Margen im eCommerce, aber doch auf Distanz zu dem "klassischen" IT-Geschäft.
Das Ende der Preissenkungen ist da
Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass wir jetzt an einem Punkt im Markt angekommen sind an dem Preissenkungen, wie sie in den letzten Jahren zur Tagesordnung gehörten, erst einmal passé sind. Denn zum einen geben das die Margen nicht wirklich her, auch wenn diese wohl kaum durch die maßgeblich von den Senkungen betroffenen Services wie virtuelle Server (EC2) erwirtschaftet werden, sondern durch nachgelagerte und höherwertige Service-Kategorien. Zum anderen ist auch AWS jetzt ein Getriebener der Finanzmärkte, denn natürlich erwartet dieser Wachstum nicht nur auf der Umsatz- sondern eben auch auf der Gewinnseite.
Für die Wettbewerber ist das gut und wichtig. Denn wenn man davon ausgeht, dass Amazon AWS als Dominator des Marktes die geringsten "Customer Acquisition Costs" aufweist, die Auslastung besser als bei den Wettbewerbern ist und man kein Altgeschäft als Hypothek hat, dann ist davon auszugehen, dass die Gewinn- oder besser Verlustsituation bei der Konkurrenz anders aussieht.
Das Ende der Mittelmäßigkeit
Für diejenigen, die in diesen Markt professionell investieren, sind die von AWS veröffentlichten Zahlen eine große Hilfe bei zukünftigen M&A Aktivitäten und VC-Runden. Zeigen diese doch, wie schwer es ist in diesem harten Markt Geld zu verdienen und wie viel es braucht dies nachhaltig zu tun. Das wird Konsequenzen haben.
Es ist zwar nicht zwangsweise so, dass nur noch große Anbieter Erfolg haben können, nein es ist eher die Exzellenz in Betrieb und im Marketing und Vertrieb. In der alten IT-Welt gab es haufenweise mittelmäßig oder gar schlecht agierende Unternehmen, die trotz allem Gewinn erwirtschaften konnten, einfach deshalb weil die Margen bei Soft- und Hardware teilweise unanständig hoch waren und sind. Das wird in diesem Marktumfeld anders sein. Nur wer wirklich gut ist in dem was er tut, wird mit Gewinnen belohnt. Der Rest wird nur Geld der Investoren verbrennen. Es wird also in Zukunft zunehmend schwieriger werden sein Kapital richtig zu allokieren.
Und auch für die großen IT-Anbieter werden auf der Gewinnseite andere Zeiten anbrechen. Noch verstellen bei Oracle, SAP und Co. die Gewinne aus der Vergangenheit den Blick auf die neue "Post On-Prem Margin Era". Doch wenn das Potenzial zum Kostensenken ausgeschöpft ist und der Anteil der Cloud-Services am Umsatz eine gewisse Schwelle übersteigt, dann wird dies mit Deutlichkeit zu Tage treten.
Den Anwendern kann dies nur Recht sein, haben sie doch in der Vergangenheit zu Genüge mit Mittelmäßigkeit und zu hohen Kosten auf Anbieterseite zu kämpfen gehabt. Schöne neue Welt. (bw)