Know-how und Individualität

Welche Kompetenzen agile Teams prägen

19.11.2019
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Katja Gose-Krüger ist Geschäftsführerin von Kompetenzmagnet, einer Personalberatung, die sich auf die Vermittlung von Interim Managern, Spezialisten sowie Fach- und Führungskräften spezialisiert hat. Mit ihrer Expertise in den Bereichen Online- und Versandhandel, Logistik, Customer Service sowie in der Personalvermittlung berät Katja Gose-Krüger mit ihrem Team Unternehmen sowohl strategisch-konzeptionell als auch operativ. Mehr unter www.kompetenzmagnet.de
Führungskräfte müssen heute mehr Coach als Chef sein. Sie brauchen Menschenkenntnis bei der Personalauswahl der Projektteams, um Agilität sicherzustellen.
  • Das Arbeiten 4.0 verlangt nach agilen Teams, die wenig Führung benötigen.
  • Führungskräfte müssen die Persönlichkeiten ihrer Mitarbeiter entschlüsseln, um sie optimal in Teams einzusetzen.
  • Fachkräfte erwarten, dass Vorgesetzte heute mehr Coach als Chef und mehr Mentor als Kontrolleur sind.

Laut der Studie "Soft Skills for Talent" der Manpower Group zählen in Deutschland Problemlösung, Entscheidungskompetenz, Belastbarkeit und Zielorientierung zu den wichtigsten Kompetenzen aus Sicht des Arbeitgebers. Doch gilt das wirklich für jede Position und hilft das auch im Gefüge eines Teams?

Führungskräfte sollten über gute Menschenkenntnisse verfügen und Rahmenbedingungen schaffen, die es den Teammitgliedern ermöglichen, ihre Aufgaben selbständig und effizient zu erfüllen.
Führungskräfte sollten über gute Menschenkenntnisse verfügen und Rahmenbedingungen schaffen, die es den Teammitgliedern ermöglichen, ihre Aufgaben selbständig und effizient zu erfüllen.
Foto: Rafal Olechowski - shutterstock.com

Um die geeignete Person auf die richtige Position zu setzen, braucht es ein klares Bewusstsein für die Motive des Mitarbeiters sowie für seine persönlichen Stärken und Fähigkeiten - seine Skills. Nur durch dieses Matching und profunde Kompetenzprofile ist zu beurteilen, ob und wie sich dieser Kollege optimal ins Team integrieren lässt.

Agilität steht und fällt mit der Personalwahl

Das Arbeiten 4.0 verlangt nach agilen Teams, die wenig Führung benötigen. Die Teammitglieder sollen im Netzwerk, teils an unterschiedlichen Arbeitsorten, effektiv kunden- und nutzenorientiert arbeiten. Das bedeutet hohe Eigenverantwortung und Qualifikation seitens der Mitarbeiter. Der Auswahl von Teammitgliedern kommt deshalb eine entscheidende Bedeutung zu - und das erfordert umfangreiches Wissen sowohl auf Seiten der HR als auch auf Seiten der zuständigen Führungskraft. Ein Wissen, das ermöglicht, nicht nur die Fähigkeiten, sondern auch die Bedürfnisse und verborgenen Motive eines Mitarbeitenden zu erkennen und gewinnbringend ins Team zu integrieren. Mehr als je zuvor ist individuelle Führung gefragt. Es geht darum, das Potenzial des einzelnen Mitarbeiters freizusetzen, damit er sein Können entfalten kann und will. Denn wer sich in seinen inneren Motiven angesprochen und in seinen Bedürfnissen befriedigt fühlt, ist motiviert, gesetzte Ziele zu erreichen - egal, wo die jeweiligen Teammitglieder oder die Führungskraft sitzen.

Führungskraft sollte mehr Coach als Chef sein

Führungskräfte müssen deshalb heute mehr als nur Dirigent und Stratege sein. Sie benötigen Coaching-Know-how. Insbesondere der Fach- und Führungskräftenachwuchs erwartet heute, dass Vorgesetzte eher Coach als Chef und mehr Mentor als Kontrolleur sind. Sie verlangen nach regelmäßigem Feedback, Perspektiven zur Weiterentwicklung, Sinnhaftigkeit ihres Tuns und einer guten Balance zwischen den Bedürfnissen ihres Arbeitgebers und ihren eigenen. Wenn es Führungskräften gelingt, die Persönlichkeit des Mitarbeitenden klar zu entschlüsseln und für die Aufgabenstellung zu berücksichtigen, dann schaffen sie die besten Voraussetzungen für ein gutes Klima im Team und den gemeinsamen Erfolg.

Es gilt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Teammitgliedern ermöglichen, ihre Aufgaben selbständig und effizient zu erfüllen. Eine Führungskraft, die motivorientiert führt, weiß nicht nur um die eigenen Motivstrukturen, die ihr Verhalten und Handeln beeinflussen, sondern auch um die der Mitarbeiter. Ihr gelingt es, die gegenteiligen Ausprägungen dieser Motive zu berücksichtigen und dabei gleichzeitig die Interessen sowie Möglichkeiten des Unternehmens im Blick zu behalten. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelt eine solche Führungskraft geeignete Kommunikations- und Handlungsmaßnahmen. Wer auf dieser Basis leitet, tut das langfristig erfolgreicher und bindet Beschäftigte dauerhaft, weil sie sich in ihrer Persönlichkeit wahr- und ernstgenommen fühlen.

Wie sich Wettbewerbsorientierung nutzen lässt

Ist der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin sehr konkurrenzbewusst und gegen andere durchsetzungsfähig, kann davon ausgegangen werden, dass die Person nicht nur ihrer persönlichen Ziele hoch setzt, sondern auch die ihres Aufgabenbereichs. Ihr liegt daran, sich durch Erfolg im eigenen Verantwortungsbereich gegenüber anderen Abteilungen oder Mitbewerbern im Unternehmen positiv abzuheben. Dieser Wettbewerbsgeist treibt sie an. Daher bringt sie besonderen Einsatz, wenn ihre Position von Wettbewerbs- und Konkurrenzorientierung geprägt ist.

Ziel- und Zweckorientierung in Erfolg ummünzen

Manche Mitarbeiter werden durch ihre Zielorientierung motiviert. Eine gewisse Handlungsfreiheit in Werten, Prinzipien, Regeln und Absprachen ermöglicht ihnen, schnell voranzukommen. Diese Menschen fassen jede Möglichkeit ins Auge. Ein hoher Arbeitseinsatz ist Mittel zum Zweck. Für diese Zielorientierung sind diese Personen bereit, einiges zu tun - und davon profitiert ihr unternehmerisches Umfeld. Sie brechen mit Traditionen, um Veränderungen anzustoßen oder Prozesse zu optimieren. Sie sind Vordenker und Wegweiser, aber eben nicht dafür gemacht, mit Langmut und Akribie an einer Sache zu arbeiten. Sie wollen zügig messbare Erfolge verzeichnen und brauchen entsprechende Aufgaben, um motiviert zu sein.

Wie der Motivationsfaktor Anerkennung zündet

Andere Mitarbeiter streben nach sozialer Akzeptanz und Bewunderung durch positives Feedback ihrer Kollegen. Sie haben Sorge, den Ansprüchen ihres Vorgesetzten und der anderen Teammitglieder nicht zu genügen und deshalb abgelehnt zu werden. Sie vermeiden Fehler und nehmen Kritik schnell persönlich. Nach dem Vier-Ohren-Modell des Psychologieprofessors und Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun hören solche Menschen vor allem auf dem Beziehungsohr. Das macht sie empfindlicher im betrieblichen Miteinander, oft aber auch empathischer. Sie sind deshalb für Positionen prädestiniert, die Empathie als Schlüsselfaktor für den Erfolg erfordern. Werden sie ausreichend gelobt und wertgeschätzt, kann das Unternehmen von ihnen für längere Zeit Loyalität und Engagement erhoffen.

Psychische Stabilität - eine Tugend für Herausforderungen

Es gibt ebenso Menschen, die keinen großen Wert auf Ruhe und unveränderte Arbeitsbedingungen legen. Vielmehr lassen sie sich durch Veränderung und Abwechslung fördern, weil sie dann eine gewisse Spannung zu erleben. Ein Individuum mit dieser Motivation wird mit großer Sicherheit durch Herausforderungen verschiedenster Art angespornt. Der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Kahn kassierte einmal in der Nachspielzeit innerhalb von 60 Sekunden zwei Gegentore, ohne dadurch in ein Leistungstief zu geraten. Dazu hat seine emotionale Stabilität beigetragen. Solche Mitarbeiter sind für Positionen geeignet, wo mit widrigen Umständen und schwierigen Aufgabenstellungen zu rechnen ist.

Fazit

Motivorientiertes Führen schafft eine bewusste Verbindung zwischen der Persönlichkeit der Führungskraft und der Persönlichkeit des Mitarbeiters. Dabei muss die Führungskraft akzeptieren, dass Mitglieder ihres Teams andere Wege zur Leistungsentfaltung haben als sie selbst. Aber in genau dieser Berücksichtigung von Individualität liegt die Kraft der persönlichen Bestleistung - und diese wird in Zeiten des steten Wandels und internationalen Wettbewerbs in den Unternehmen mehr denn je benötigt.