Mit der wachsenden Digitalisierung der Wirtschaft werden auch mehr Daten verarbeitet, was sich nachteilig auf unsere Umwelt auswirkt. Der Bedarf an Rechenzentren und IT-Infrastruktur wächst, gleichzeitig trägt der gesamte Prozess der Produktion, Nutzung und Entsorgung von IT-Geräten erheblich zu Umweltverschmutzung sowie CO2-Emissionen bei und gefährdet das globale Klima.
Laut einem Bericht der EU (Elektroschrott in der EU: Zahlen und Fakten 2020) werden in Deutschland nur 44,3 Prozent des Elektroschrotts wieder eingesammelt und recycelt. Der Anteil der IT- und Kommunikationsgeräte beträgt dabei nur 14,1 Prozent. Außerdem verursacht die Unternehmens-IT laut einer McKinsey-Studie aus dem Jahr 2022 zwischen 13 und 17 Megatonnen CO2-Emissionen in Deutschland. Das entspricht rund zwei Prozent der gesamten Emissionen. Mit einer Änderung des Lifecycle-Management könnten 50 bis 60 Prozent der endgerätebedingten Emissionen eingespart werden.
ESG ist mehr als Bäume pflanzen
Es reicht längst nicht mehr aus, sich soziale und ökologische Verantwortung auf die Fahnen zu schreiben und das Gewissen mit dem Pflanzen von Bäumen zu beruhigen. Sich den Werten der Environmental Social Governance (ESG) zu verschreiben, erfordert über punktuelle Aktionen hinaus, die gesamte Unternehmens- und Technologiestrategie danach auszurichten. Für die IT bedeutet dies, nicht nur an der Reduzierung des Energieverbrauchs von ITK-Systemen zu arbeiten, sondern deren gesamten Lebenszyklus in eine nachhaltige Technologiestrategie einzubeziehen, Stichwort Green IT.
Das Ziel von Green IT ist, die negativen Auswirkungen von IT-Infrastrukturen auf unsere Umwelt zu minimieren und die Nachhaltigkeit der eingesetzten IT-Systeme zu optimieren. Dazu gehören Maßnahmen zur Optimierung des Ressourcenverbrauchs bei der Herstellung, dem Betrieb und der Entsorgung der Geräte.
Neben der Verbesserung der Energieeffizienz der eingesetzten IT-Systeme geht es auch um die Wiederverwendung alter IT-Systeme, solange diese noch einwandfrei funktionieren - und um die Förderung einer ordnungsgemäßen Entsorgung und Wiederverwertung. So lassen sich ausgemusterte Systeme auch als Ersatzteil-Lieferanten oder zu Ausbildungsbildungszwecken der Techniker verwenden. Eine weitere Möglichkeit ist das Re-Marketing - die Aufbereitung und Rückführung der Systeme in den Markt.
End of Life ist nicht das Ende
IT-Assets werden in der Regel zwischen drei und fünf Jahren in Betrieb gehalten. Dies ist der übliche Zeitraum, in dem Originalgerätehersteller (OEMs) Garantie und Kunden-Support anbieten, danach werden die Geräte ausgemustert und neue angeschafft. Diese lineare Wirtschaftsweise ist jedoch alles andere als umwelt- und budgetfreundlich. Meist wird dabei außer Acht gelassen, dass IT-Hardware weit über das End-of-Life- (EOL-) oder End-of-Service-Life- (EOSL-) Datum hinaus einwandfrei funktionieren kann.
Hier kommt Third Party Maintenance (TPM), die Drittanbieterwartung, ins Spiel. Als Alternative zum OEM-Service für Netzwerk-, Server- und Speichergeräte ist TPM kosteneffizienter und pragmatischer, verlängert die Lebensdauer von IT-Produkten und reduziert so den Bedarf an neuen Geräten. TPM ist von entscheidender Bedeutung für die umfassenderen Bemühungen, den derzeitigen Status quo in der IT zu durchbrechen und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Erste gesetzliche Schritte zur Verlängerung des Lebenszyklus
In Europa wurden bereits erste Schritte unternommen: Mit der Ökodesign-Richtlinie wurden neue verbindliche Anforderungen eingeführt, die die Hersteller verpflichten, Sicherheits-Updates und Firmware bis zu acht Jahre lang zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sind weltweit Gesetze in Vorbereitung, wie etwa das Recht auf Reparatur. Dieses zielt darauf ab, die Hersteller zu verpflichten, Verbrauchern und unabhängigen Reparaturbetrieben gleichen Zugang zu Reparaturdokumentation, Diagnose, Werkzeugen, Ersatzteilen und Firmware zu gewähren.
Die bereits geltende EU-Verordnung adressiert unter anderem den gesamten Lebenszyklus von IT-Systemen, um einen längeren und sichereren Betrieb der Systeme zu ermöglichen. Es ist ein wichtiger Schritt, um einen umweltfreundlicheren Ansatz für die IT-Wartung zu fördern, anstatt neue Geräte zu kaufen. Zudem wird das Problem der von den Herstellern definierten Lebenszyklen beseitigt, wodurch ihre Kontrolle über den Reparaturprozess schwindet und ihr Monopol auf Ersatzteile effektiv gelockert wird.
Wichtiger Baustein für nachhaltigen Klimaschutz
Nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Chipknappheit spielt TPM eine immer wichtigere Rolle im Streben nach Green IT. Darüber hinaus hat TPM erhebliche positive Auswirkungen auf unsere Umwelt. Die längere Nutzung von IT-Ressourcen, die wie vorgesehen funktionieren, verzögert das prognostizierte EOL/EOSL-Datum, reduziert den Bedarf an neuer Hardware und vermeidet unnötige Verschwendung. Dies führt zu einer erheblichen Reduzierung der Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit dem Herstellungsprozess neuer Geräte, der den größten Teil dieser Emissionen verursacht.
Wird der Lebenszyklus von IT-Systemen verlängert, bedeutet dies wiederum weniger Elektronikschrott, weniger CO2-Emissionen bei der Herstellung und insgesamt mehr Nachhaltigkeit. Mit den angebotenen kosteneffizienten Hardware-Support-Services können Unternehmen im Vergleich zum Hersteller bis zu 70 Prozent sparen und durch die Verlängerung der Lebensdauer ihrer IT-Ressourcen ihre Investitionen in IT-Hardware optimieren.
Ökologie und Ökonomie verbinden
Das mittelfristige Ziel muss eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sein, ein System, das nicht nur den gesamten Lebenszyklus von Produkten abdeckt, sondern auch auf Vermeidung beziehungsweise Minimierung ausgerichtet ist. Weniger Ressourceneinsatz in der Produktion, weniger Energieverbrauch und Emissionen im Betrieb und weniger Abfall durch längere Nutzung. Für Unternehmen wird es in Zukunft immer wichtiger, ökonomische und ökologische Aspekte im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes zu verbinden. Mit herstellerunabhängigen Wartungsservices gewinnen Unternehmen mehr Flexibilität, um ihre IT-Infrastruktur effizient und kostengünstig zu verwalten und gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsinitiativen voranzutreiben. (mb)