Was macht ein Scrum Master?

04.10.2021
Von 
Maximiliane Piontek ist Pädagogin (Erziehungswissenschaft B. A.) und freie Mitarbeiterin der Redaktion Computerwoche.
Agile Methoden wie Scrum liegen weiterhin im Trend. Lesen Sie, was ein Scrum Master ist und welche Aufgaben er erfüllt.
Der Scrum Master soll die agile Methodik im gesamten Unternehmen etablieren. Dafür steht er vor allem mit drei Personengruppen in Kontakt: den Entwicklern, dem Product Owner und der Organisation.
Der Scrum Master soll die agile Methodik im gesamten Unternehmen etablieren. Dafür steht er vor allem mit drei Personengruppen in Kontakt: den Entwicklern, dem Product Owner und der Organisation.
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Scrum Master - Definition

Der Scrum Master ist der Servant Leader für das Scrum Team. Er ist kein Projektleiter im herkömmlichen Sinn, sondern Unterstützer und Vermittler. Er stellt die Einhaltung der Prozesse im Sinne von Scrum sicher. Seine wichtigste Aufgabe ist es, Hindernisse und äußere Einflüsse (Impediments) aus dem Weg zu räumen. In erster Linie ist er in Kontakt mit denjenigen, die nicht mit Scrum vertraut sind.

Scrum - Definition

Scrum ("scrum" engl. für angeordnetes Gedränge) ist eine agile Methode in der Softwareentwicklung. Es ist eine Umsetzung von Lean Development für das Projektmanagement. Wie alle agilen Methoden basiert Scrum auf dem agilen Manifest. Dieses besagt: "Wir suchen nach besseren Wegen Produkte zu entwickeln, indem wir es ausprobieren und anderen dabei helfen, dies zu tun."

Die Philosophie hinter Scrum sieht vor, große Meilensteine in kleine Einzelschritte zu unterteilen und dabei die wichtigsten Aufgaben als erstes zu erledigen. Daher folgt diese Methode dem Entwicklungszyklus "Apply - Inspect - Adapt", also Anwenden - Prüfen - Anpassen. Die Anforderungen an das Projekt werden im sogenannten Product Backlog aufgelistet und priorisiert. Die einzelnen Arbeitspakete werden in kleinere Arbeitsschritte, die sogenannten Tasks, zerlegt. Während des Sprints hält das Entwicklerteam täglich 15-minütige Daily Scrum Meetings ab.

Das angestrebte Ergebnis (Artefakt) im Scrum-Prozess und das ursprüngliche Ziel einer jeden Softwareentwicklung ist das sogenannte Inkrement. Das Inkrement ist der aktuelle Stand der Software auf seinem Weg zum fertigen Produkt. Im besten Fall soll das Inkrement zu jeder Zeit "potentially shipable", also einsetzbar, testbar und beurteilbar sein.

Scrum Master - Funktionen

Der Scrum Master begleitet drei Personengruppen im Prozess: das Entwicklerteam, den Product Owner und die Organisation. Zwischen diesen Rollen vermittelt der Scrum Master und sorgt dafür, dass der Entwicklungsprozess nicht abbricht.

1. Selbstorganisation für das Entwicklerteam

Die Entwickler sollen sich nach und nach selbst organisieren können, dabei unterstützt sie der Scrum Master. Er moderiert die Anwendung von Scrum. Um die Selbstorganisation zu fördern, ist es besonders wichtig, dem Team das nötige Vertrauen entgegen zu bringen und dieses Vertrauen auch in anderen Personen der Organisation zu wecken. Gerade deshalb soll der Scrum Master die Entwickler vor Hindernissen schützen. Das kann direkt, durch Dritte oder auch durch die Beeinflussung Dritter geschehen.

Wenn der Manager beispielsweise regelmäßige Reports vom Entwicklerteam erwartet, kann der Scrum Master hier die Kommunikation übernehmen und die zusätzlichen Aufgaben vom Team abschirmen. Der Scrum Master agiert außerdem als Coach und Berater und unterstützt die Gruppendynamik, zum Beispiel indem er die Kommunikation mit der Organisation und dem Product Owner übernimmt.

Oft hat der Scrum Master gar nicht alle nötigen Befugnisse, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. So kann er zum Beispiel das Management einschalten, wenn finanzielle Entscheidungen getroffen werden müssen. Alle aktuellen Impediments pflegt der Scrum Master in die Impediment-Liste ein und priorisiert diese. Er soll dafür sorgen, dass die Hindernisse so bald wie möglich von der Liste entfernt werden können, weil er sich um deren Lösung gekümmert hat.

Der Scrum Master moderiert außerdem die Events während des Sprints, da er den Überblick über das Rahmenwerk und den Prozess behält. So soll er sicherstellen, dass der Zweck eines jeden Events eingehalten wird.

2. Product Backlog unterstützen

Der Scrum Master steht an der Schnittstelle zwischen Product Owner und Entwicklerteam: Er soll soll sicherstellen, dass die Zusammenarbeit so reibungslos wie möglich abläuft. So kann der Scrum Master zusätzliche Meetings planen, wenn er dies für nötig hält. Der Product Owner verfolgt die Produktvision und vertritt die fachliche Auftraggeberseite. Diese Vision soll der Scrum Master verbreiten und kommunizieren, sodass alle Beteiligten das Ziel im Auge behalten.

Damit ein Scrum-Projekt funktionieren kann, muss der Product Owner den Product Backlog pflegen. Der Backlog ist eine priorisierte Anforderungsliste mit Schätzwerten. Der Scrum Master wacht über die Aktualität dieser Liste. Der Scrum Master kann dem Product Owner aktiv bei der Formulierung von User Stories helfen, die die Anforderungen an die Software verdeutlichen.

3. Erfolge sichtbar machen

Gegenüber der Organisation repräsentiert der Scrum Master die Methode und soll das Verständnis für Scrum steigern. Er ist sozusagen Scrum-Pionier für die gesamte Organisation und sorgt dafür, dass die Beteiligten die Methode erfolgreich in der Praxis einsetzen. Sehen alle Beteiligten eine ständige Verbesserung durch Scrum, werden sie sicherlich auch ein Interesse daran haben, an der Methode festzuhalten.

Scrum Master - wie wird man das?

Die Arbeit als Scrum Master setzt kein tiefes fachliches Wissen im Bereich der Softwareentwicklung voraus - sie verlangt vor allem soziale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Offenheit und Organisationstalent. Trotzdem ist es wichtig, mit der Methode von Scrum vertraut zu sein, weshalb sich hier ein Einstiegstraining lohnen kann.

Mit ausreichend Vorwissen kann eine Zertifizierung zum Scrum Master innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen werden. Das Zertifikat wird mit einem Multiple-Choice-Test abgeschlossen. Solch ein Training bietet eine gute Grundlage, um sich dem Themenkomplex Scrum zu nähern und sich mit Use Cases und Best Practices vertraut zu machen, ersetzt jedoch keine langjährige Erfahrung.

Zertifizierungen werden von der Scrum Alliance, Scrum.org oder dem Project Management Institute durchgeführt. International verbreitet sind die Zertifizierungen Certified Scrum Master oder Professional Scrum Master I, die sich in Sachen Anforderungen und Abschlussprüfung unterscheiden.