Was ist Outplacement?

20.08.2022
Von 
Maximiliane Piontek ist Pädagogin (Erziehungswissenschaft B. A.) und freie Mitarbeiterin der Redaktion Computerwoche.
Mit Outplacement unterstützen Unternehmen gekündigte Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Stelle. Lesen Sie, welche Vorteile das bringt.
Outplacement-Beratung hilft gekündigten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dabei, einen neuen Job zu finden.
Outplacement-Beratung hilft gekündigten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dabei, einen neuen Job zu finden.
Foto: Trismegist_san - shutterstock.com

Outplacement wurde erstmals in der Berufsberatung heimkehrender Soldaten in den USA praktiziert. Beratungsstellen der US Army sollten die Heimkehrer in zivile Beschäftigungen führen.

Outplacement – Definition

Outplacement oder Außenvermittlung ist eine Dienstleistung, um ausscheidenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei der beruflichen Neuorientierung zu helfen. Ziel ist eine neue Beschäftigung oder eine Existenzgründung, deshalb kann diese Beratung auch als Newplacement bezeichnet werden.

Mit Outplacement wird außerdem die Attraktivität des Arbeitgebers erhöht, da dies eine zusätzliche Dienstleistung ist. Der Arbeitgeber hat hiermit jedoch nicht nur Arbeit, sondern auch den Vorteil, dass sich mögliche Rechtsstreitigkeiten mit gekündigten Arbeitnehmern und -nehmerinnen vermeiden lassen, weil diese schnell in einen neuen Job finden. Somit lassen sich Kündigungsanfechtungen umgehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich in Folge mehr von ihrem Arbeitgeber geschätzt und haben weniger Angst vor einer Kündigung, denn: auch die bleibenden Mitarbeiter sind von Kündigungen betroffen. Arbeitgeber bieten die Outplacement-Beratung auch an um höhere Abfindungen zu vermeiden oder die Restlaufzeit von Verträge zu verringern.

Termination should end the job, not the man.

Unter diesem Motto sollte die Beratung ablaufen. Sie soll den Gekündigten vor einem emotionalen Tief bewahren und neue Perspektiven eröffnen.

Outplacement – Wie läuft es ab?

  1. Bestandsaufnahme: Analyse und Einschätzung der Karriereperspektiven

  2. Qualifikationsprofil mit beruflichen und persönlichen Qualifikationen und Weiterbildungsbedarf ermitteln

  3. Bewerbungsstrategie entwerfen, Interviewtraining

  4. Bewerbungsunterlagen optimieren, aktive Bewerbungen, Beurteilung und Auswahl von Stellenangeboten

  5. Vereinbarung des neuen Arbeitsvertrages

Im ersten Schritt sollte neben der Analyse des Qualifikationspotenzials der Verlust des Arbeitsplatzes aufgearbeitet werden. Um Zukunftsperspektiven zu schaffen, werden mit dem Gekündigten persönliche Ziele definiert und Chancen aufgezeigt. Wird ein Weiterbildungsbedarf identifiziert, können die Berater Bildungsträger mit entsprechenden Bildungsangeboten empfehlen.

Dritter Schritt Bewerbungsstrategie: In dieser Phase werden die unterschiedlichsten Maßnahmen ergriffen, um optimal auf den Bewerbungsprozess vorzubereiten. In einem sogenannten Interviewtraining sollen Menschen unterstützt werden, deren eigene Bewerbungsgespräche schon viele Jahre zurück liegen. In einem solchen Training können die Kommunikationsstrategien und der eigene Auftritt geübt werden. Auch bei dem Verfassen von Lebensläufen kann die Beraterin unterstützen. Ebenso können Berater ihre Klienten mit Alternativen der klassischen Bewerbung vertraut machen, zum Beispiel Plattformen und Jobbörsen wie Stepstone oder Xing. Zu der Unterstützung gehört auch eine Vorbereitung auf mögliche Gehaltsgespräche.

Während des gesamten Prozesses steht der Berater oder die Beraterin dem Klienten mit Feedback und Unterstützung beiseite. Es ist auch möglich, dass der Outplacement-Berater direkt im Kündigungsgespräch mit anwesend ist.

Outplacement-Beratung – Anbieter

Bei einer Einzelberatung kann das Programm zwischen drei und zwölf Monaten dauern und endet in der Regel mit dem Abschluss eines neuen Arbeitsvertrages. Ein anderes Ziel kann aber auch die Existenzgründung sein. Die Beratung sollte wieder aufgenommen werden, wenn das neue Arbeitsverhältnis vor Ende der Probezeit beendet wird.

Die Beratung kann auch im Gruppensetting oder virtuell stattfinden. Je nach Budget des Arbeitgebers werden Gruppenberatungen eher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeboten und Einzelberatungen eher Führungspersonal. Die Kosten für die Beratung liegen bei circa 25 Prozent ihres Jahreseinkommens, das Gesamthonorar kann also locker bei 15.000 bis 40.000 Euro pro Beratung liegen.

Man unterscheidet beim Outplacement zwischen Stunden- und Monats-Programmen. Während des vereinbarten Zeitraums steht der Berater den Klienten zur Seite. Daneben gibt es noch zeitlich unlimitierte Einzelberatungen, sie enden mit dem Antreten der neuen Arbeitsstelle.

Outplacement-Berater können ehemalige Führungskräfte oder Personalfachangestellte sein. Ebenso sind Coaches, Trainer, Erziehungswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen und Berater mit psychologischer oder pädagogischer Ausbildung geeignet. Aber Achtung: ebenso wie der Coaching-Begriff ist auch der Outplacement-Begriff nicht geschützt. Anbieten können das also erstmal alle Menschen, unabhängig von einer (zertifizierten oder geprüften) Ausbildung. Deshalb sollte die Auswahl des Beraters oder der Beraterin sorgfältig ablaufen.

Oft arbeitet das Unternehmen bereits mit festen Outplacement-Partnern zusammen. Es kann aber auch sein, dass dem Gekündigten ein Budget für die Beratung zur Verfügung steht, und er sich damit ein eigenes Beratungsunternehmen suchen soll. Für Selbstzahler bieten die Beratungsunternehmen auch arbeitgeberunabhängige "Karriereberatungen" an.

In Zeiten von Corona sind Outplacement-Beratungen leicht virtuell umsetzbar und können von zuhause aus wahrgenommen werden.

Outplacement – Vor- und Nachteile

Vorteile

Nachteile

Erleichterter Trennungsprozess

Zeitaufwändige Beratung

Unterstützung beim Finden eines gleichwertigen Jobs

Kostenaufwändig

Unternehmen muss niedrigere Abfindung zahlen

Keine Garantie einer erfolgreichen Vermittlung

Effektiverer Bewerbungsprozess

Arbeitnehmer verzichtet auf Rechtsansprüche

Fazit: Bei einer Outplacement-Beratung gehen beide Seiten einige Kompromisse ein, woraufhin sich allerdings auch wichtige Chancen eröffnen.

Lesen Sie zum Thema Kündigung auch: