Leser fragen, Personalexperten antworten

Was erwartet Bewerber im Assessment Center?

06.04.2013
Manche Unternehmen laden Bewerber nicht nur zum Vorstellungsgespräch, sondern zu einem Assessment Center ein. Personalprofi Alexander Ratzel erklärt, was man beachten muss.

Eine Bewerberin wurde zu einem Assessment Tag eingeladen und weiß nicht, was sie erwartet. Von unserem Karriere-Ratgeber will sie wissen, ob und wie sie sich darauf vorbereiten kann.

SHL-Berater Alexander Ratzel ist Diplompsychologe.
SHL-Berater Alexander Ratzel ist Diplompsychologe.
Foto: SHL

Alexander Ratzel, Diplompsychologe und Berater beim Softwarehaus SHL, meint dazu: "Die Gestaltung eines Assessment Tages hängt natürlich stark von dem einstellenden Unternehmen ab. Prinzipiell ist ein Assessment Tag für Berufseinsteiger häufig als Veranstaltung für mehrere Kandidaten aufgesetzt, die bereits einen Vorauswahlprozess durchlaufen haben. Hier sind oft interne Beobachter aus den Fachbereichen und dem Personalbereich zugegen, um die Kandidaten kennenzulernen, für Fragen zur Verfügung zu stehen und natürlich im Rahmen von verschiedenen Aufgabenstellungen konkrete Verhaltensbeobachtungen zu machen. Diese werden im Optimalfall anhand strukturierter Kriterien, sogenannter „Kompetenzen“ evaluiert.

Über den Bewerbertag zu dem Sie eingeladen sind, kann ich natürlich nichts Genaues sagen, allerdings hier eine Auswahl der klassischerweise eingesetzten Übungen:

  • Präsentationen/Case Studies/Fallstudien

  • Zweiergespräch (z.B. ein simuliertes Gespräch unter Kollegen)

  • Ein strukturiertes, kompetenzbezogenes Interview (hier werden konkrete
    Situationen erfragt, in denen bestimmtes Verhalten Sie erfolgreich gemacht hat)

  • Gruppendiskussionen

  • Postkorbübungen (analysieren und ordnen von Informationen und Ableitung von
    Entscheidungen)

Zusätzlich werden auch in Deutschland immer häufiger Intelligenztests oder Persönlichkeitsfragebögen eingesetzt, entweder vor oder während des Assessments.

Gruppendiskussionen sind häufig Bestandteil von ACs.
Gruppendiskussionen sind häufig Bestandteil von ACs.
Foto: Kzenon - Fotolia.com

Man kann von außen selten genau erkennen, welche Kriterien dem jeweiligen Unternehmen besonders wichtig sind und daher in den Übungen besonders beobachtet werden. Dies ist allerdings auch nicht unbedingt notwendig. Mein Tipp an Sie wäre es hier, die Ihnen gestellten Aufgaben anzugehen, wie Sie es gewohnt sind, und nicht zu versuchen, bestimmte Kompetenzen und Verhaltensweisen zu zeigen von denen Sie vermuten dass diese wichtig sind. Zum einen gelingt es so gut wie nie, über einen längeren Zeitraum eine andere Person darzustellen, zum anderen ist ja auch für Sie wichtig zu sehen, ob Sie in dem avisierten Arbeitsumfeld zurechtkommen.

Für Case Studies ist eine klare Struktur in der Analyse und Ergebnispräsentation und eine Konzentration auf die Kernthemen sehr hilfreich – für das eigene Verständnis, und für das der Zuhörer.

Insgesamt gilt: Bleiben Sie sie selbst, zeigen Sie Verhalten und nehmen Sie auf jeden Fall etwas für sich aus solchen Verfahren mit. Gut organisierte ACs beinhalten auch ein klares Feedback und damit einen Lerneffekt für Kandidaten.

Mehr zum Thema Assessment Center

Im Assessment Center zählt die Persönlichkeit

Bewerber im Persönlichkeitscheck: Was bringen Eignungstests?

So finden Sie Ihren Traumjob

Auf der CeBIT gab Personalberater Andy Beyer von HSC Personalmanagement Bewerbungstipps.