Die Stimmung im Team ist frostig und gereizt, Informationen werden nur hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht, bleierne Schwere im Raum und jeder Mitarbeitende ist froh, wenn der Tag vorbei ist. Was bedeutet: Der Kaiser ist da und ruft zum Strategie-Meeting. Der Kaiser, gemeint also ein Geschäftsführungsmitglied, das so weit entfernt von der Bodenplatte des Unternehmens agiert, dass einem Angst und Bange wird, wenn ein innovativer Gedanke um die Zukunft des Unternehmens fällt.
Das, was im Märchen ab einen bestimmten Punkt klar und unwiderruflich zu sehen ist, ist in der Realität in den Führungsetagen ein offenes Geheimnis. Ein Chef, der aus allen Blickwinkeln heraus betrachtet, von oben nach unten ermüdend diskutiert - einfach führungsunfähig ist.
Schlechte Führung macht krank
Schlechte Führungskräfte kosten in Deutschland laut der Gallup Studie zwischen 77 und 103 Milliarden Euro - sei es durch innere Kündigungen oder durch eine hohe Fluktuation. Schlechte Führung macht krank, wie unterschiedliche Studien belegen. Ein zu hohes Stressniveau durch die mangelnde Übernahme von Verantwortung kann in der Belegschaft mit unterschiedlichen Erkrankungen einhergehen. Probleme wie Angstattacken, Burnout, Herz - Kreislauferkrankungen sowie Depressionen sind die Folge.
Schlechte Führung ist ein maßgeblicher Indikator für eine schwierige Unternehmenskultur und das persönliche Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden sind nur ein Bruchteil dessen, was eine Organisation an Einbußen erlebt. Zudem sind hier die Grundlagen für unterschiedliches Mobbing gelegt, denn durch die mangelnde Sensibilität für die Organisation schleichen sich negative Verhaltensweisen ein, die dann toleriert werden.
Vorsicht vor falschen Beratern!
Ein Kaiser, der nicht in der Lage ist die Realität und die Probleme in der Organisation zu betrachten sowie die Unzulänglichkeiten mancher Führungskräfte zu erkennen und zu verändern, ist fehl am Platze. Damit nicht genug: Untergebene und Berater überzeugen ihn, dass er die schönsten Kleider trägt und er die beste Strategie im ganzem Land wählt. Denn sie wollen alle etwas von ihm - Einfluss und Macht und eine Karrieretreppe weiter hinaufsteigen.
Abhängigkeit, die viel Kostet, vor allem dem Unternehmen. Der Kaiser lebt in einer Burg, in der er nur positive Rückmeldungen erhält, und Kritik und negative Rückmeldungen werden durch einfache Ignoranz sofort gelöscht oder von den Untergebenen schon im Vorfeld abgefangen. Die Wahrheit erreicht ihn nicht! Ganz frei nach dem Motto: Das nicht sein darf, was nicht sein kann. Denn tatsächlich ist er nackt!
Keine Kultur der Veränderung
Er verhält sich weder unternehmerisch, noch scheint er Führungs- oder Management-Kompetenzen zu besitzen, so wirkt es zumindest von außen. Seine Kommunikation ist weder transparent noch nachhaltig. Das Gerücht, dass er über einen Kontakt in diese Position gekommen sei, hält sich hartnäckig.
Gibt es in einem Unternehmen dieses Kaiser-Problem, verlieren die Mitarbeitenden ihre psychologische Sicherheit und es gibt keine Kultur des Wachstums und der Veränderung, da Fehler vertuscht und Missstände unter dem Deckel bleiben. Mitarbeitenden fällt es dadurch schwerer, Entscheidungen zu treffen und schlussendlich verlieren sie das Vertrauen in die Geschäftsführung.
Wer sagt ihm, dass er nackt ist?
Wer sagt ihm denn nun, dass er nackt ist ? Das macht bekanntlich niemand. Also gibt es hier Optionen, wie die Realität im Fokus genommen werden kann. Eine Führungskraft, die sich davon betroffen fühlt, dass ihre Umgebung sie manipuliert, sollte einen kritischen Blick auf sich erlauben. Hier ist es wichtig, eigene Entscheidungen und Wahrnehmungen immer wieder zu überprüfen.
Zusätzlich sollte das eigene Potenzial in dem Bereich der Kommunikation und der eigenen Konfliktdynamik aufgebaut werden. Wer sich versteht, versteht auch andere! Und das am Besten mit einem Experten von außen.
Suche nach dem konstruktiven Dialog
Eine wöchentliche Sprechstunde mit einer persönlichen Einladung an alle Mitarbeitende kann eine gute Gelegenheit sein, ungefiltertes Feedback von unterschiedlichen Ebenen aus unterschiedlichen Perspektiven zu bekommen. Zudem baut es schnell Vertrauen auf und ermöglichst tiefe Einblicke - die sonst verborgen bleiben könnten.
Transparenz, Klarheit und Vertrauen in der Belegschaft aufbauen bedeutet Verantwortung zu übernehmen und für Probleme, Fehler und Missstände schnelle Lösungen zu finden und diese zu kommunizieren. Mitarbeiter wollen mitgenommen und einbezogen werden.
Ganz unterschiedliche Gruppen sollten eine Plattform bekommen, um im konstruktiven Dialog wichtige Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und diese zu diskutieren. Der Kaiser trägt tatsächlich wieder Kleidung - wenn er das Potenzial seiner Selbstwirksamkeit erkannt hat.
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