Als Apple 2008 den App Store für sein iOS-Betriebssystem einführte, damals mit 500 Apps am Start, revolutionierte die Firma aus Cupertino die Art und Weise, wie Software auf mobilen Geräten vertrieben wird. Dieser virtuelle Marktplatz, einst als bahnbrechende Innovation gefeiert, etablierte sich schnell als zentrale Plattform für Millionen von Apps, die das digitale Leben bereicherten.
Über ein Jahrzehnt hinweg dominierte Apple mit seinem App Store das Ökosystem mobiler Anwendungen, indem es strenge Kontrollen und Richtlinien für die Zulassung von Apps einführte. Dieses Modell sorgte aber nicht nur für Sicherheit und Qualität, sondern auch für kontroverse Debatten über Monopolstellung und Marktbeschränkungen.
Erst USB-C, nun Sideloading
Nun, in einer entscheidenden Wendung, steht Apple vor einer bedeutenden Veränderung an diesem etablierten System. Anfang 2024 wird in der Europäischen Union durch den Digital Markets Act (DMA) die Möglichkeit des Sideloading von Apps auf iPhones erzwungen - ein Vorgang, der das Herunterladen und Installieren von Apps ohne den App Store von Apple erlauben soll. Diese Entwicklung bricht mit der langjährigen Praxis des Konzerns, die App-Distribution exklusiv über seinen eigenen Store abzuwickeln. Gleichzeitig signalisiert sie einen tiefgreifenden Wandel in Zusammenhang mit Marktmacht und Verbraucherfreiheit.
Die Einführung des Sideloading im ersten Halbjahr 2024 markiert nicht nur eine technische Neuerung, sondern auch eine regulatorische Reaktion auf die Kritik an der monopolartigen Stellung von Apples App Store. Entwickler winkt dabei die Aussicht, ihre Apps direkt an die Nutzer zu bringen und somit die (ehemals hohen) Gebühren, die Apple verlangte, zu umgehen.
Große Firmen als Wortführer
Während kleine Entwickler nur geringe Gebühren (15 Prozent) zahlen müssen, wurde dieses Thema in der Vergangenheit von den großen Playern am Markt stetig befeuert. Der Grund ist einfach: Firmen wie Epic, Microsoft oder Google, die mit ihren Apps Millionen verdienen, möchten nur ungern 30 Prozent davon an Apple abgeben. So ist beispielsweise das Spiel Fortnite gar nicht im Store gelistet, weil sich Hersteller Epic absichtlich entgegen den Regeln des Hausherrn verhalten hat und ihm als Konsequenz die Entwicklerlizenz entzogen wurde.
Der nun folgende Schritt zur Öffnung der App-Verteilung, erzwungen durch die Gesetzgebung der EU, unterstreicht eine wachsende Tendenz zur Regulierung großer Technologiekonzerne. Es ist ein klares Signal dafür, dass die Zeit der unangefochtenen Dominanz einzelner Plattformbetreiber im digitalen Raum ihrem Ende entgegengeht. Der Digital Markets Act der EU zwingt Apple, seine Türen für alternative App-Stores zu öffnen und schafft damit neue Möglichkeiten für Entwickler und Nutzer gleichermaßen.
Unterstützung für kleine Entwickler
Meiner persönlichen Meinung nach haben sich die Reichen und Mächtigen gegen Apple formiert - und lassen es im Lichte der EU wie eine Wohltat für die kleinen Entwickler und die persönliche Freiheit aussehen, Apps aus fremden Quellen zu installieren. Natürlich ist Apple Gatekeeper auf seiner Plattform und natürlich kann es gut sein, diese zu öffnen - aber die Art und Weise, wie das passiert, stimmt meiner Meinung nach nicht! So kann die 15-prozentige Abgabe, die kleinere Entwickler an Apple zahlen, aus verschiedenen Gründen als gerechtfertigt angesehen werden:
Infrastruktur und Dienstleistungen: Apple stellt Entwicklern nicht nur die Plattform, sondern auch eine umfangreiche Infrastruktur zur Verfügung, etwa für Services wie Hosting, Updates und Support. Diese Dienstleistungen ermöglichen es Entwicklern, ihre Apps reibungslos und sicher auf Millionen von Geräten laufen zu lassen.
Marktzugang: Der AppStore bietet Entwicklern einen direkten Zugang zu einer riesigen Benutzerbasis von Apple-Geräten. Dieser Marktzugang kann den Entwicklern erhebliche Umsatzmöglichkeiten bieten, die sie sonst schwer erreichen könnten.
Sicherheit und Vertrauen: Apple investiert erheblich in die Sicherheit des App Stores, um sicherzustellen, dass Apps auf den Geräten der Nutzer keine Sicherheitsrisiken darstellen. Dies trägt zur Vertrauenswürdigkeit des App Stores sowie der angebotenen Apps bei und schützt die Benutzer.
Weiterentwicklung des Ökosystems: Die Einnahmen aus den App-Abgaben ermöglichen es Apple, das Ökosystem weiter zu verbessern, neue Funktionen hinzuzufügen und Entwickler-Tools bereitzustellen, die die Qualität der Apps steigern und die Entwicklungsprozesse optimieren.
Unterstützung und Ressourcen: Apple bietet Entwicklern umfangreiche Ressourcen, darunter SDKs, Entwicklerdokumentation und technischen Support. Diese Unterstützung ist für die Entwicklung hochwertiger Apps von unschätzbarem Wert.
Insgesamt trägt die 15-prozentige Abgabe aus den App-Erlösen dazu bei, ein gesundes und nachhaltiges App-Ökosystem aufrechtzuerhalten, von dem sowohl Entwickler als auch Nutzer profitieren können.
Korrekturbedarf bei großen Anbietern
Die Tatsache, dass die großen Entwickler 30 Prozent der Einnahmen an Apple abgeben müssen, ohne immer einen entsprechenden Mehrwert zu erhalten, ist sicherlich ein Punkt, den Apple in Zukunft überdenken könnte. Es wäre sinnvoll, die Abgabenstruktur zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie fair und ausgewogen ist, um den Entwicklern angemessenen Nutzen zu bieten, der im Einklang mit den Abgaben steht. Dies könnte zur Förderung einer noch gesünderen und ausgeglicheneren Beziehung zwischen Apple und den App-Entwicklern beitragen. (mb)