Uber, Binary Capital, Google, SoFi - nur vier Unternehmensnamen, die stellvertretend für aufsehenerregende HR-Desaster der letzten Monate stehen. Solche Ereignisse wirken sich nicht nur negativ auf die Markenwahrnehmung und die Moral der Belegschaft (und ihr Engagement) aus, sondern auch auf die Fähigkeit, junge Fachkräfte anzulocken und langfristig binden zu können.
Natürlich liegt die Verantwortung für die einzelnen Vorfälle bei denen, die Fälle von unangebrachtem Verhalten ermöglicht oder vertuscht haben. Fakt ist aber: Eine strategisch ausgerichtete Personalabteilung mit einem C-Level-Repräsentanten wäre in jedem der Fälle hilfreich gewesen. Passend dazu zeigt eine Umfrage der HR-Softwareschmiede Namely, dass von 1.000 mittelständischen Unternehmen lediglich sieben Prozent einen HR-Vertreter auf C-Level beschäftigen.
(K)ein Fall für den CHRO?
Die Bedeutung der Human-Resources-Abteilung hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Schließlich steht der Kampf um Fachkräfte auf der Prioritätenliste vieler Unternehmen ganz oben. Davon ist auch Matt Straz, CEO von Namely überzeugt: "Jahrzehntelang haben Geschäftslenker die Personalabteilung als administrative oder Compliance-Funktion wahrgenommen. Und immer noch halten viel zu viele Menschen die HR-Abteilung für eine Beschwerdestelle."
Viele Entscheider bringen der Leitung der Personalabteilung nicht dieselbe Wertschätzung entgegen, die sie anderen C-Level-Rollen beimessen. Oder sie sehen eine HR-Abteilung als Notwendigkeit, wenn das Unternehmen eine bestimmte Größe erreicht hat.
"Stattdessen", erklärt Charlie Gray, CEO von Gray Scalable, "setzen sie einen Personalchef oder Vice President ein, der an den CFO oder COO berichtet. Und das, obwohl hier naturgemäß strategische Spannungen hinsichtlich der verschiedenen Zuständigkeiten entstehen. Dabei werden die HR-Verantwortlichkeiten oft nur durch die taktische Brille betrachtet. Die nicht zu unterschätzende Bedeutung von Führungsentwicklung, People Analytics und organisatorischer Planung für den Unternehmenserfolg fällt dabei allzu oft unter den Tisch."
- HR-Roundtable in München
Zum großen Recruiting-Gipfel lud die Computerwoche Personalexperten verschiedener Unternehmen ins Verlagshaus nach München: Thema der Diskussion an den drei Tischen war, wie Unternehmen die Nachwuchskräfte der Generation Z auf sich aufmerksam machen und für sich gewinnen können. - Caren-Bele Mester, Hoffmann-Group:
"Die Auszubildenden haben ganz andere Ansprüche an ihre Vorgesetzten als die Generationen vor ihnen." - Thomas Bunke, Rehau:
"Wir haben bereits viel im Unternehmen verändert, beispielsweise die Duz-Kultur eingeführt und die Krawatten abgeschafft." - Erik Konopka, Bundeswehr:
"Für mich war der erste Kontakt mit der Generation Z ein relativ großer Kulturschock. Die Jungen sind, um es positiv auszudrücken: gut vernetzt. Das Handy ist immer mit dabei. Die ersten kleinen Führungsaufträge, die der Offiziersnachwuchs erhielt, sind alle per WhatsApp erledigt worden." - Volker Kunze, NCR:
"Wenn die Generation Youtube etwas nicht weiß, schaut sie sich schnell ein Video zum Beispiel über Bitcoins an und ist auf dem Laufenden." - Katharina Günther, Hoffmann-Group:
"Die große Herausforderung für Anwenderunternehmen besteht darin, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und bekannt zu machen." - Isabel Pfeil, Rehau:
"Wir bauen das Employer Branding kräftig aus und haben eine Kooperation mit dem Bayreuther Basketballteam Medi geschlossen, um gemeinsame Veranstaltungen zu organisieren." - Guido Schmidt, ip4itm:
"Die Jungen wollen Verantwortung übernehmen und nicht nur ein winziges Rädchen im Getriebe eines großen Konzerns sein."
Die Rolle des Chief HR Officer
Ein CHRO oder auch CPO (Chief People Officer) trägt die Verantwortung für das Human Resources Management und ist auf dem C-Level angesiedelt. Er setzt die Agenda für die Unternehmenskultur, weiß Mitarbeiter mit Erfahrung zu schätzen und erlaubt seinem Unternehmen, beim Thema Personal eine strategische, langfristige Perspektive einzunehmen.
"Zwischen dem Management von Compliance, Performance, Benefits und Lohnabrechnungen haben die meisten HR-Teams weder Zeit noch Ressourcen, um das große Ganze im Blick zu behalten", ist Straz überzeugt. Natürlich kann der Einsatz von Technologie dabei helfen, Zeit zu sparen. "Ein CHRO hingegen verantwortet das Wohlergehen, die Entwicklung und den beruflichen Erfolg aller Mitarbeiter und auf allen Ebenen", sagt Charlie Gray, der das auch für einen wesentlichen Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen hält. Schließlich erhielten die Mitarbeiter durch einen Chief Human Resources Officer auch eine Stimme auf dem C-Level. Darüber hinaus könnten Geschäftsentscheidungen und ihre Auswirkungen auf einzelne Teams und Bereiche so auch sorgfältiger abgewogen werden, so der CEO.
"Ein CHRO könnte dabei helfen, echte Kommunikation innerhalb eines Unternehmens zu erzeugen. So könnten alle vom Wissen aller profitieren."
Was ein Chief Human Resources Officer bewirken kann
Die alltäglichen, administrativen Aufgaben, die die Personalabteilung zu bewältigen hat, sind von enormer Bedeutung. Das HR-Team entwickelt und implementiert die Personalstrategie des Unternehmens entsprechend dessen Werten und setzt Richtlinien und Prozesse auf, wenn es um Neuverpflichtungen, Personalentwicklung, Beförderungen, etc. geht, wie Radoslaw Nowak, Assistenzprofessor für HR Management am New York Institute of Technology, erklärt:
"Das Ziel der Personalabteilung ist die qualitative Verbesserung von Management-Entscheidungen auf allen Ebenen, die mit dem Management in Zusammenhang stehen. Dazu müssen klare Prozesse geschaffen werden, die als Kontrollinstanzen vor Entscheidungen schützen, die etwa auf Grundlage von Vorurteilen entstehen. In der Praxis kann das beispielsweise bedeuten, dass für eine Beförderung bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen, die die HR-Abteilung festlegt."
Dennoch, so ist Nowak überzeugt, sei das in der Praxis oft schwierig zu bewerkstelligen. Schließlich seien Vorurteile einfach menschlich und es bestünden viele kulturelle und strukturelle Gesellschaftsbarrieren, die die Chancen für Minderheiten reduzieren. Unternehmen, die an dieser Stelle einen CHRO an Bord haben, befördern dieses Problem auf den Vorstandstisch und haben damit einen Verantwortlichen für die Gleichbehandlung im Unternehmen.
Das Mandat des CHRO
Ein Chief Human Resources Officer (oder Chief People Officer) geht Hand in Hand mit der steigenden Bedeutung von Themen wie Diversität, Gender Pay Gap oder dem Umgang mit sexueller Belästigung. Ein Personalchef auf dem C-Level kann das "commitment" eines Unternehmens in Sachen Diversität unterstreichen - sowohl aus taktischer, als auch aus strategischer Sicht.
Und weil diese Themen direkten Einfluss auf die Kultur am Arbeitsplatz (und damit auf den Erfolg des gesamten Unternehmens) haben, ist es wichtig, dass die Priorisierung dieser Themen von oben stattfindet.
Was ein Chief HR Officer mitbringen sollte
Wenn Sie einen CHRO verpflichten wollen, sollte der bestimmte Skills, ausgeprägtes Know-how und Erfahrung mitbringen. Dabei unterscheiden sich die spezifischen Bedürfnisse je nach Art und Branche des jeweiligen Unternehmens.
Ganz generell sollte ein Chief Human Resources Officer aber schon von Haus aus relativ breit aufgestellt sein, wie Matt Straz rät: "Meiner Meinung nach bringt der ideale CHRO eine breite Palette an Erfahrungen und Skills mit. Denn auch wenn das eine strategische Position ist - die praktischen Aufgaben wie Compliance und Lohnabwicklung müssen trotzdem sitzen. Sie brauchen jemanden, der die funktionalen HR-Aufgaben kennt und versteht, um sich im Personalbereich strategisch entwickeln zu können. Dazu ist es auch essenziell, dass der CHRO weiß, wie er mit höchstmöglicher Effizienz Daten auswertet und auf deren Grundlage Strategien entwickelt."
Dadurch dass der HR-Chef auf C-Level manchmal auch unpopuläre Richtlinien umsetzen muss, um den Change voranzutreiben, werden auch Führungsqualitäten zum Muss für jeden, der diese Rolle einnehmen will. Kommunikationsfähigkeit ist dabei ebenfalls von Nutzen, schließlich soll der CHRO auch den Mitarbeitern die Vision seines Unternehmens "verkaufen".
An wen der CHRO berichten sollte
Ein CHRO oder CPO sollte direkt an den CEO berichten. Oder an den COO. Unter keinen Umständen aber an den CFO, da dessen Prioritäten oft in direktem strategischem Konflikt stehen, wie Charlie Gray weiß: "Die meisten, altgedienten HR-Profis winken bei einer solchen Konstellation sofort ab: Wenn die Personalabteilung an den Finanzchef berichtet, verliert sie ihre strategische Funktion."
Auch Assistenzprofessor Nowak sieht den direkten Zugang des CHRO zum CEO als erfolgskritisch an. Doch damit nicht genug: "Ein Chief Human Resources Officer muss auch die Fähigkeit besitzen, dem Vorstand zu vermitteln, inwiefern Investitionen in HR-Prozesse sich in der Zukunft auszahlen werden", meint Nowak.
Den Fokus eines Unternehmens auf die Verpflichtung junger Fachkräfte zu legen und das eigene Unternehmen zum "great place to work" zu transformieren, ist immer eine gute Investition. Und durch die Einsetzung eines CHRO (oder CPO) signalisieren Sie nicht nur Ihren Wettbewerbern, sondern auch den eigenen (und auch den künftigen, potenziellen) Mitarbeitern, dass Ihr Unternehmen Wert auf Menschen, Atmosphäre und Kultur legt.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation CIO.
- Falle 1: Die Wichtigkeit der Antrittsrede unterschätzen
Es ist hilfreich, die Mannschaft zu einem Come together einzuladen und sich noch einmal offiziell vorzustellen. In einer kurzen Rede sollte man zum einen etwas über sich samt Werdegang erzählen und zum anderen bereits einen Einblick in den Führungsstil sowie Werte und Ziele geben. - Falle 2: Sofort alles auf den Kopf stellen
Neue Führungskräfte verfallen wegen der hohen Erwartungshaltung häufig in blinden Aktionismus. Es ist besser, die ersten Wochen für Mitarbeitergespräche zu nutzen. So bekommen Sie einen Überblick über Erwartungen, Aufgaben, Zusammenarbeit, Prozesse und mögliche Knackpunkte. Erst nach der Bestandsaufnahme sollten Veränderungen unter Einbindung der Mitarbeiter angestoßen werden. - Falle 3: Von Mitarbeitern instrumentalisieren lassen
Kommt eine neue Führungskraft, tendieren Mitarbeiter gerne dazu, sie für ungeklärte und unbefriedigende Belange einzuspannen, damit sie sich für diese Anliegen gegenüber Dritten starkmacht. Aber hier ist Vorsicht geboten, weil oft nur die subjektive Wahrnehmung ans Licht kommt. Man sollte also keine Versprechungen machen und voreiligen Entscheidungen treffen, sondern sich zunächst einen umfassenden Eindruck über den Status quo und über Verantwortlichkeiten verschaffen. - Falle 4: Intensive Freundschaften mit Mitarbeitern eingehen
Entwickeln sich Freundschaften zu einzelnen Kollegen, sollte man hinterfragen, welchen Einfluss die Beziehung auf das Tagesgeschäft im Unternehmen hat und welchen Eindruck Kollegen und Vorgesetzte bekommen, wenn sie von der Freundschaft erfahren. Zum Schutz von Führungskraft und Mitarbeiter ist es daher sinnvoll, ausreichend Distanz zu wahren. - Falle 5: Recht behalten und Fehler nicht eingestehen
Fehler einzugestehen und Kritik von Mitarbeitern anzunehmen wird oft als Führungsschwäche ausgelegt. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Wahre Größe und Kompetenz beweist, wer offen für berechtigte Kritik ist und gegebenenfalls eine Entscheidung rückgängig macht. So gewinnt man als Vorgesetzter Glaubwürdigkeit und Vertrauen. - Falle 6: Konflikten aus dem Weg gehen
Harmoniebedürftige Führungskräfte sind meist auch konfliktscheu. Sie hoffen insgeheim, dass sich Probleme von selbst lösen, und sprechen Missstände oft viel zu spät an. Ob Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Konflikte im Team - Sie sollten Erwartungen frühzeitig nennen, immer konstruktives Feedback geben und rechtzeitig nachsteuern. Klarheit in der Führung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Und Klarheit und Freundlichkeit schließen sich nicht aus. - Falle 7: Immer eine offene Tür haben
Eine Aussage wie "Sie können jederzeit zu mir kommen" ist fatal. Der Grund: Ungeplante Gespräche bringen den Tagesablauf durcheinander und reißen die Führungskraft bei ihrer jeweiligen Aufgabe aus der Konzentration. Soll heißen: Führen "zwischendurch" ist nicht ratsam. Nehmen Sie sich nach Abstimmung ungeteilte Zeit für Mitarbeitergespräche. - Falle 8: Experten im Fachwissen übertreffen wollen
Es ist ein Trugschluss, als Führungskraft zu glauben, auf jede fachliche Frage eine Antwort haben zu müssen oder jedes Problem lösen zu können. Dafür sind die Fachleute zuständig, nämlich die Mitarbeiter mit ihrem entsprechenden Fachwissen. Der Job des Vorgesetzten ist primär, Führungs- und Steuerungsaufgaben wahrzunehmen. Wer sich als Chef dennoch dafür verantwortlich fühlt, wird schnell zum "Obersachbearbeiter". Tipp: Delegieren Sie, damit Sie Freiräume gewinnen und Ihre Ziele erreichen.