Meinung

Warum ich mir niemals einen Mac kaufen werde

19.11.2023
Von 
Steffen Zellfelder ist freier Diplom-Journalist (FH) aus Bonn. Als Experte für Trends und Themen aus den Bereichen Software, Internet und Zukunftstechnologie konzentriert er sich auf die Schnittstelle zwischen Mensch und IT.
Bei der Frage "Windows oder Mac?" scheiden sich die Geister – und meiner Meinung auch die Vernunft. Warum mir niemals ein Mac ins Haus kommt.
Foto: Apple

Alles hat so seine zwei Seiten: Kraft und Gegenkraft, Yin und Yang, Chili con Carne und eine abenteuerliche Verdauung. Manche Gegensätze gehören halt irgendwie zusammen, ein vollständiges Bild ergeben sie nur im Tandem.

Gilt diese Harmonie also auch für Windows und den Mac? Ganz sicher nicht: PCs sind den überteuerten Designer-Kisten aus Cupertino nämlich klar überlegen. Bevor ich mir einen Mac zulege, hole ich mir lieber einen Abakus und rechne alles selbst aus. Sieben Gründe für Windows - und gegen den schönen Schein von Apples Macintosh.

Macs sind überteuerte Prestige-Objekte

Macs sind immer etwas teurer als vergleichbare Windows-PCs, soweit das ungeschriebene Naturgesetz. Aber dafür bekommt man ja auch mehr. Oder etwa nicht? Das kommt wohl darauf an, wie man "mehr" definiert. Mehr Leistung bekommt man nicht. Mehr Auswahl auch nicht, weil es für Windows Myriaden mehr Programme, Hardware und Schnittstellen gibt. Aber wer braucht so etwas schon bei einem Computer? Für den Aufpreis beim Mac kauft man sich meiner Meinung nach hauptsächlich ein Lebensgefühl und die befriedigende Gewissheit, sich Technik leisten zu können, die teurer ist, als sie sein müsste. Wow.

Vielleicht bin ich da einfach zu altmodisch: Für mich ist mein Windows-PC ein Arbeitsgerät und kein Lifestyle-Bonus. Vielleicht habe ich aber auch einfach noch nicht genug Zeit im "Walled Garden" verbracht, um meine Gehirnwäsche abzuschließen. Das bringt mich auch gleich zum nächsten Punkt …

Walled Garden? Mauert euch doch selbst ein!

Den Begriff vom "Walled Garden" kennt fast jeder. Auch wenn man noch nie ein Apple-Produkt in Händen gehalten hat, kommt man um das Buzzword nicht herum. Kein Wunder, aus wirtschaftlicher Sicht ist es ja ein absoluter Geniestreich: Es bezeichnet das Phänomen, dass Apple-Produkte untereinander zwar harmonisch zusammenarbeiten, sich gegenüber "fremder" Hard- und Software aber gerne querstellen.

Damit hat man es in Cupertino tatsächlich geschafft, Kunden so tief ins eigene Ökosystem zu ziehen, dass die fortan alle Technik bei Apple kaufen müssen. Ob Smartphone, Arbeitsrechner, Tablets oder Earphones: Will man solche Gadgets miteinander verzahnen, brauchen sich Apple-Kunden gar nicht bei Windows, Linux oder Android umsehen - Produkte aus diesen Sphären finden nämlich keinen rechten Anschluss in die elitären Zirkel der Apple-Tech.

Mit diesem Einmauern seiner Kundschaft erzielt Apple traumhafte Absatzzahlen. Glückwunsch. Aber was haben eigentlich Nutzer davon, dass ihnen Schnittstellen verwehrt werden und Auswahlmöglichkeiten zusammenschmelzen? Da würde ich mich mal weit aus dem Fenster lehnen und behaupten: Gar nichts. Ich bleibe lieber im zaunlosen Windows-Universum, wo mir niemand einredet, dass ich draufzahlen soll, um am Ende weniger zu bekommen.

Windows macht es mir leicht, produktiv zu sein

Gruppen in der Taskleiste, Snap Layouts, flexibles Verankern von Anwendungen am Bildschirmrand - wenn ich produktiv arbeiten möchte, dann kommt mir Windows (11) beim Multitasking sofort entgegen. Und der Mac? Versucht etwas Ähnliches mit dem Stage Manager, das funktioniert aber einfach nicht so gut wie bei Microsoft. Das übersichtliche Stapeln von Fenstern, oder diese einfach an einem bestimmten Ort am Bildschirm fest anzudocken, ist einfach nicht möglich.

Hey Apple, wo sind eure Powertoys??

Die Powertoys sind so eine Art Software-Werkzeugkasten, mit dem halbwegs erfahrene Windows-Nutzer zwei Gänge hochschalten können. Microsoft entwickelt das kostenlose Toolset kontinuierlich weiter, schon in Windows 95 war es an Bord. Heute kürzen wir damit Arbeitsschritte ab, definieren Fensteranordnungen neu oder legen beliebige Dock-Bereiche für Arbeitsfenster fest.

Auf meinem großen Arbeitsmonitor kann ich mir ein Leben ohne Powertoys gar nicht mehr vorstellen. Auch Tastenfunktionen lassen sich mit dem Tastatur-Manager abändern und das Ansteuern einzelner Apps mit ausgewählten Tastenkombinationen ist ebenfalls problemlos möglich. Auch die stapelweise Verarbeitung von Dateinamen oder Bildgrößen damit spielend von der Hand. Dazu kommen OCR-Funktionen, Bildschirmlineale und Powertoys Run - eine super praktische Hybrid-Funktion aus Suche, Eingabe und Schnellzugriffen.

Mit etwas Übung kann man Windows dank Powertoys so schnell und effizient bedienen, als hätte man einen Oktopus im Familienstammbaum. Und der Mac? Tja …

Meinen Windows-Rechner kann ich selber bauen

Und das macht nicht nur viel Spaß, ich kann mich dabei auch zwischen tausenden Komponenten verschiedenster Hersteller entscheiden. CPU, Grafikkarte, Mainboard, Gehäuse oder sogar die Lüfter im Tower kann ich da individuell aufeinander abstimmen. Ein Billig-Rechner fürs Surfen und Streamen? Schnell (und preiswert!) gemacht. Ein solides Kraftpaket für prickelnde Gaming-Sessions am Wochenende? Mit der richtigen Kombi aus Grafikkarte und CPU kein Problem.

Auch Arbeits-PCs kann ich für alle Zwecke optimal zusammenschrauben: Vom schlichten Schreibmaschinen-Rechner fürs Texten bis zum RAM-Monster mit kräftiger GPU für die Videobearbeitung.

Und versuchen Sie mal, so etwas wie unsere Höllenmaschine als Mac nachzubauen. Hah!

Gaming am Mac: Früher kaum möglich und heute viel zu teuer

Fürs Gaming ist der PC seit jeher besser geeignet als - ja, als alles andere: Spielekonsolen konnten in puncto Grafikleistung und Ladegeschwindigkeit noch nie mithalten, Macs konnten lange Zeit noch nicht mal mitspielen. Moderne Spiele waren praktisch nicht verfügbar und die direkt im Hauptprozessor integrierten Grafikchips waren solchen Aufgaben auch gar nicht gewachsen.

Zugegeben, inzwischen hat sich das Blatt etwas gewendet und man kann auch auf dem Mac daddeln. Das Problem: Will man moderne und anspruchsvolle Titel genießen, muss man tief in die Tasche greifen. Während man einen soliden Gaming-PC mit etwas Geschick schon für 500 Euro oder weniger realisieren kann (hier unser Ratgeber dazu) muss man bei Apple locker das dreifache auf den Tisch legen. Etwa für den Mac Mini mit 16 GB RAM (aktuell 1.549 €).

Den Mac aufrüsten? Aber bitte nur ein bisschen

Haben Sie schon mal versucht, einen Mac aufzurüsten? Spaß macht das nicht: Mit etwas Glück können Sie bei manchen Modellen den RAM erweitern oder den internen Speicher aufstocken - das war es dann aber auch. Beim PC kann ich jede Komponente individuell austauschen und beliebig erweitern. Vom Release neuer CPUS, Grafikkarten oder Mainboards kann man damit sofort profitieren, ohne sich (beim Mac) gleich ein komplett neues System kaufen zu müssen.

Macs sind sich so furchtbar ähnlich

Die Designlinie von Macs ist für manche ein Grund, die Geräte überhaupt erst zu kaufen. Aber über solche Lifestyle-Snobs habe ich mich ja weiter oben schon ausgelassen. Mit der Zeit wären mir Macs mit ihrem immer gleichen Look auch viel zu langweilig: Das stoische Design will so verzweifelt modern, sauber und steril aussehen, dass es jeden Charakter vermissen lässt.

Bei Windows-Rechnern hat man in Sachen Design, Aussehen und Ausstattung so viel Auswahl, dass es einem schwindelig werden könnte. In transparente Gehäuse bauen wir Wasserkühlungen ein, schmeißen mit bunten LED-Beleuchtungen die Mainboard-Disco an oder nageln alle Komponenten einfach an die Wand, wie dieser Imgur-Nutzer zum Beispiel.

Fazit

Zum Schluss eine versöhnliche Note: Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Genauso leidenschaftlich, wie ich hier für den PC in die Bresche springe, werden sich andere bestimmt für ihren Mac einsetzen. Warum auch nicht, die Welt ist groß genug für beide Systeme (auch wenn eines natürlich klar überlegen ist).

(PC-Welt)