UAV-Security

Warum Drohnen gemeingefährlich sein können

04.10.2016
Von  und
Julie Sartain ist freie Autorin bei der CIO-Schwesterpublikation NetworkWorld.


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Endzeit-Szenario: Drohn-a-geddon

Reis warnt, dass durchaus eine Gefahr bestehe, dass eine mit explosiven Stoffen oder biochemischen Kampfmitteln versehene Drohne Zivilisten angreifen könnte. Im April 2015 landete beispielsweise eine Drohne, die radioaktives Material geladen hatte, auf dem Dach des Amtssitzes des japanischen Premierministers. Und wenn Drohnen Drogen in Gefängnisse liefern können, können sie auch Bomben, Chemikalien oder tödliche Viren über Städten oder Wasserversorgungsanlagen abwerfen.

Ganz zu schweigen von Smart Homes: Drohnen könnten die Stromversorgung manipulieren, das Gas einschalten, die Heizung abschalten oder Wasserhähne aufdrehen, bis Haus oder Wohnung überflutet sind. Ein Drohnenangriff auf eine ganze Smart City? Nicht auszudenken...

"Noch wichtiger ist, dass Hacker Drohnen nutzen könnten, um ferngesteuerte Devices zu kontrollieren, wie sie in Atomkraftwerken, Pipelines oder anderen infrastrukturkritischen Einrichtungen vorkommen und die noch immer nicht ausreichend abgesichert sind", so Reis. Und damit nicht genug: "Ein offenes Einfallstor kann auch dazu führen, dass sich der unbefugte Zugriff ausweitet - wer einen Teil einer Versorgungs-Pipeline unter Kontrolle hat, bekommt schnell auch die nächste Übergabestation oder verfahrenstechnische Anlage in seine Gewalt."

"Verstehen Sie mich nicht falsch", ergänzt Analyst Van Hoy, "im Moment haben wir Angst vor den Drohnen, ähnliche Gefahren gehen aber auch von selbstfahrenden Autos, Fensterputzrobotern oder allen anderen Arten von IoT-Devices aus." Das heiße zwar nicht, dass die Risiken den Nutzen neuer Technologien überwiegen, aber dass Security bei allem Neuen immer eine wichtige Rolle spielen müsse.

Drohnen: Mal etwas Positives

"Trotz der vielen Sicherheitsbedenken glauben wir, dass der Drohnenmarkt enorme Chancen bietet", macht Reis deutlich. "Sobald die Kundenbedürfnisse klar werden, werden es auch die Drohnenhersteller leichter haben, ihren Wertbeitrag in innovativen Anwendungsfällen darzustellen. Schon jetzt profitieren Branchen wie die Luftraumüberwachung, die Bergbau-, Öl- und Gasindustrie sowie die Agrarbranche stark vom Einsatz von Drohnen."

In den USA beispielsweise werden Drohnen in der Landwirtschaft bereits zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Ebenfalls finden Spray-Testläufe statt, um in besonders gefährdeten US-Bundesstaaten wie Louisiana und Florida das Problem mit dem Zika-Virus in den Griff zu bekommen. Dank Drohnen-Luftaufnahmen können Landwirte zudem besser auf Bewässerungsprobleme, Veränderungen des Erdreichs, Schädlings- und Pilzbefall reagieren. Drohnen können engere Stellen erreichen und dank entsprechender Software die Schädlingsbekämpfungsmittel präziser und effizienter einsetzen - gerade in Kombination mit der Auswertung von gesammelten Sensordaten zur Umgebung und zur Beschaffenheit des Bodens. Live-Video-Feeds von schwer erreichbaren Orten stellen auch in anderen Einsatzbereichen einen der großen Vorteile von Drohnen dar, weil sie beispielsweise feine Risse in Brückenstrukturen erkennen und melden könnten - ein Vorgang, der sich mit einem handelsüblichen Helikopter schwerlich umsetzen lässt.

Die Stadt Somerville im US-Bundesstaat Massachusetts setzte Drohnen beispielsweise dazu ein, die Dächer von Regierungsgebäuden zu überwachen, um schnell größere Schneemengen finden und an die Räumungsdienste melden zu können, bevor eine Einsturzgefahr gegeben war. Drohnen können darüber hinaus auch eingesetzt werden, um Verkehrsstaus und Autounfälle zu überwachen, Eis- und Schneebefall von Straßen und Brücken im Blick zu behalten oder die Zahl von Autos auf öffentlichen Parkplätzen zu kontrollieren.

Nach Angaben von Forrester lassen sich alle Typen von Sensoren an Drohnen befestigen, um damit optische, thermische, chemische oder infrarote Informationen zu sammeln. Chemische Sensoren können Methan in Naturgasfeldern erkennen, thermische Sensoren Menschen oder Tiere in gefährlichen Gegenden aufspüren - beispielsweise in der Nähe von Geysiren, Vulkanen, Schlammtöpfen oder Dampfventilen. Drohnen können auch Nahrungsmittel und Medikamente in abgelegene, umkämpfte oder kontagiöse Gegenden liefern.

Fazit: UAV - Ultimate Aerial Vehicle?

Reis hält Drohnen für das "ultimative" ferngesteuerte Device mit Reichweiten von mehreren Hundert Kilometern und Top-Videokameras an Bord, die von überall einen Livestream bereitstellen können. Diese Vielseitigkeit im Einsatz für verschiedenste Branchen macht sie aber auch gefährlich. "Der beste Schutz gegen feindlich gesinnte Drohnen ist ein umfangreiches, automatisiertes System aus Drohnenerkennung und integrierten Abwehrfunktionen, die je nach Bedrohungssituation und rechtlichen Rahmenbedingungen ausgelöst werden", fasst Dedrone-Gründer Lamprecht zusammen.

Dieser Beitrag erschien im englischen Original bei unserer US-Schwesterpublikation NetworkWorld.