Die heutige Arbeitswelt sieht sich mit globalen makroökonomischen Herausforderungen durch internationale Konflikte, hohe Inflation und unsichere Wirtschaftsaussichten konfrontiert. Aufgrund dieser herausfordernden Situation ist die Entwicklung von Qualifikationen und Skills von grundlegender Bedeutung für die Stärkung des Arbeitsmarktes. Deshalb gilt es, Die Aus- und Weiterbildung stärker in den Fokus zu rücken, wodurch Arbeitskräfte besser in der Lage sind, sich an die agilen, zunehmend digitalisierten Arbeitsumfelder anzupassen und so zu einem wirtschaftlichen Erfolg beitragen.
Globale Untersuchungen von Deloitte haben ergeben, dass qualifizierte Unternehmen:
mit 107 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Talente effektiv rekrutieren,
mit 98 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit leistungsstarke Mitarbeiter:innen an sich binden und
mit 57 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Veränderungen vorhersehen, um effektiv und effizient darauf reagieren können.
Um diesen Vorteil zu generieren, kommt dem Online-Learning eine zentrale Bedeutung zu.
Frischer Wind für das traditionelle Bildungssystem
Universitätsabschlüsse sind nach wie vor die beliebteste Form der Hochschulbildung. Ihr Wert - sowohl der wahrgenommene als auch der tatsächliche - ist unverändert hoch. Allerdings ist der Abschluss nicht allein die Eintrittskarte in ein zukunftsorientiertes, wachstumsaffines Arbeitsumfeld. Viele Hochschulabsolvent:innen haben das Gefühl, nicht ausreichend auf den Beruf vorbereitet zu sein - insbesondere vor dem Hintergrund eines digitalisierten Arbeitsumfeldes, das sich beständig an die neuen technologischen Anforderungen anpasst. Sie erkennen eine Lücke zwischen dem, was den Menschen beigebracht wird, und den für moderne Arbeitsplätze erforderlichen Fähigkeiten - ein Trend, der sich im Rahmen der digitalen Transformation weiter verstärken wird.
Die Realität sieht heute so aus, dass Hochschulabsolvent:innen neben ihrem Abschluss weitere Skills benötigen, um sich auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten und Fuß zu fassen. Für Universitäten bedeutet das, Zugang zu einer stärker karriereorientierten und auf die Industrie ausgerichteten Ausbildung zu bieten, um so sicherzustellen, dass ihre Student:innen in der Arbeitswelt das ihnen vermittelte Wissen erfolgreich einsetzen können. Im Klartext heißt das: Die Hochschulen müssen die von den potenziellen Arbeitgeber:innen nachgefragten Fähigkeiten vermitteln, um Studierende anzusprechen und die Berufsaussichten zu verbessern.
Neue Daten aus einer aktuellen Umfrage von Coursera in Zusammenarbeit mit Censuswide belegen, dass derzeit weniger als die Hälfte der deutschen Umfrageteilnehmer(49 Prozent) die an der Universität erworbenen Fähigkeiten "oft" oder "immer" in ihrem Beruf nutzen. Ganze 38 Prozent der Absolvent:innen haben nicht das Gefühl, dass sie durch ihren Abschluss auf ihren Beruf vorbereitet wurden. Darüber hinaus bekennt mehr als ein Fünftel der befragten Absolvent:innen (23 Prozent), dass sie die Wahl ihres Abschlusses bereuen.
Unersättlicher Bedarf an digitalen Skills
Auch der aktuelle Job Skills Report 2023 von Coursera untermauert die Notwendigkeit der Vermittlung digitaler Skills für die Arbeitswelt. Der Grund: Die am schnellsten wachsenden Anforderungen umfassen digitale Qualifikationen. Die ständige Weiterentwicklung der Technologie bedeutet, dass Arbeitgeber:innen kontinuierlich aktuellste digitale Kompetenzen von potenziellen neuen Mitarbeiter:innen fordern. Gleichzeitig müssen die bereits im Unternehmen vorhandenen Beschäftigten so umgeschult beziehungsweise weitergebildet werden, dass diese an der digitalen Transformation teilhaben können.
Automatisierung, künstliche Intelligenz und Robotik werden eine große Anzahl von Arbeitsplätzen ersetzen - aber auch neue Arbeitsplätze schaffen. Schätzungen zufolge wird es in den nächsten zwei Jahren zusätzlich 100 Millionen neue digitale Arbeitsplätze geben. Um hier von vornherein einer Kluft zwischen den vorhandenen Skills und den Anforderungen eines digitalen, technologisch innovativen Arbeitsumfeldes vorzubeugen, müssen Studierende, Beschäftigte, Unternehmen und Regierungen das Online-Lernen und nicht traditionelle Formen des Lernens nutzen, um Schritt zu halten. Lebenslanges Lernen, Weiterqualifizierung und Umschulung sind heute unerlässlich, um an der digitalen Transformation teilhaben zu können.
- Schaltkreisdesign
Geht es um Connected Devices, müssen Unternehmen sicherstellen, dass Chip-Design und -Entwicklung sich an den neuen Systemanforderungen orientieren. Applikationen, die beispielsweise von Batterien abhängig sind, brauchen unter Umständen spezielle Schaltkreise um den Energieverbrauch zu minimieren oder gleich mehrere Chips und Sensoren auf einer Platine. - Mikrocontroller-Programmierung
Das IoT besteht aus Milliarden kleiner, miteinander vernetzter Devices. Die meisten dieser Devices brauchen zumindest einen Mikrocontroller, um Daten verarbeiten zu können. Mikrocontroller sind günstige, energiesparende Chips, deren Programm- und Datenspeicher Teil des Systems sind. - AutoCAD
AutoCAD ist die derzeit am meisten verbreitete Design Software für Applikationen und erfährt aufgrund der Komplexität von IoT-Devices einen enormen Boom. Das liegt daran, dass gerade diese vernetzten Geräte nach völlig neuen Design-Grundsätzen entwickelt werden müssen – zum Beispiel wenn es um Hardware-Standardisierung oder Personalisierung geht. - Machine Learning
Smarte Appliances und Applikationen entstehen durch Machine-Learning-Algorithmen, die Sensordaten verarbeiten. Diese Algorithmen können zu Zwecken der Predictive Data Analysis verwendet werden. Das erfordert allerdings Experten für Big Data Management und Machine Learning. - Security-Infrastruktur
Laut einer Studie von TEKsystems hindert die steigende Angst vor Datenlecks Unternehmen maßgeblich daran, im IoT durchzustarten. „Firmen die bereits Erfahrung in Sachen Cloud Security haben, verfügen bereits über eine gute Basis. Allerdings machen die weitergehende Skalierung und Komplexität des Internet of Things die Dinge kompliziert. - Big Data
Das Internet der Dinge hat die Menge der Daten, die Unternehmen sammeln und auswerten, vervielfacht. Die Kunst besteht nun darin, redundante Datensätze direkt bei der Erhebung auszusortieren und relevante Daten zu schützen. - Elektrotechnik
Die nächste Generation der Connected Devices braucht nicht nur Software, sondern auch technische Expertise. - Security Engineering
IT-Sicherheit gehört zu den größten Sorgenkindern für den IoT-Markt. Prominente Datenlecks und Hacks haben nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den Konsumenten ein neues Bewusstsein für IT-Security geschaffen. - GPS-Entwicklung
Der GPS-Markt steht dank des Internet of Things vor einer Renaissance. Insbesondere bei Unternehmen, die im Bereich Wearables, Connected Cars oder Logistik tätig sind.
Online-Kurse verbessern Berufsaussichten langfristig
Um in Sachen digitales Wissen am Ball zu bleiben, stellt Online-Learning ein vielfältiges Potential für Aus- und Weiterbildung dar. Mit dem anpassungsfähigen, branchenorientierten E-Learning ist es einfacher denn je, Lehrpläne schnell und umfassend so anzupassen, dass sie der Nachfrage der Studierenden und des Arbeitsmarkts - gerecht werden.
Online-Learning und eine Online-Qualifizierung bieten die Möglichkeit, die Lücke zwischen den Anforderungen der Arbeitgeber:innen und den Fähigkeiten der Studierenden nach dem Abschluss zu schließen. Die Aufnahme des Online-Learning in den Lehrplan der Universität erhöht die Beschäftigungsfähigkeit der Student:innen nach dem Abschluss. Hier sind Unternehmen gefragt, die Attraktivität von Online-Weiterbildung auch nach der Pandemie dauerhaft zu etablieren. Die Vorteile des E-Learnings und der in den Beruf integrierten Qualifizierung ohne großen zusätzlichen Zeitaufwand, wie beim Besuch von externen Schulungszentren erforderlich, schlagen sich hier nieder.
Bereitschaft zum Online-Learning produktiv nutzen
In unterschiedlichen Kontexten bietet sich die Möglichkeit der Weiterbildung über E-Learning-Plattformen an - und das trifft auf großes Interesse der Lernenden.
Nahezu 90 Prozent (88,45 Prozent) der Teilnehmer:innen der bereits erwähnten Coursera-Umfrage zeigen sich offen für die Teilnahme an einem Online-Kurs im Jahr 2023.
Diejenigen, die heuer bereit sind, einen Online-Kurs zu belegen, wollen zu 51,30 Prozent das eigene Wissen erweitern.
Für die Hälfte der Befragten (50 Prozent) spielt die Selbstoptimierung eine Rolle.
Fast ein Drittel (32,10 Prozent) möchte Online-Kurse nutzen, um die eigene Karriere neu auszurichten.
Knapp ein Viertel (24,60 Prozent) beabsichtigt, den eigenen Lebenslauf zu verbessern.
Beinahe ein Fünftel (18,45 Prozent) plant, sich so auf einen Job vorzubereiten.
Diese Offenheit gegenüber dem Online-Lernen zeigt sich auch in dem Konsens, dass Qualifikationszertifikate von Technologieunternehmen wie Google und Meta bereits eine gute Reputation besitzen und voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren von Arbeitgeber:innen genauso geschätzt werden wie traditionelle Abschlüsse. Über das Ausbildungsszenario hinaus kann virtuelles Lernen auch dazu genutzt werden, bestehende Mitarbeiter:innen weiterzubilden - bis 2025 werden Unternehmen 75 Prozent der Angestellten die Möglichkeit zum Fernstudium bieten.
Dies kann als Resultat eines Trends aufgefasst werden, der sich bereits im Rahmen des zum World Economic Forum 2020 veröffentlichten Future of Work Report abzeichnete: Der Report hob nicht nur hervor, dass das Tempo, mit der sich die Einführung neuer Technologien vollzieht, weiter hoch sein wird und sich demzufolge agile Arbeitsfelder ergeben, an die sich Arbeitnehmer:innen schnell anpassen können. Er stellte auch fest, dass Arbeitnehmer:innen digitale Skills brauchen, um diesen Herausforderungen adäquat gerecht werden zu können. Diese erlangen sie neben den traditionellen Lerninhalten beispielsweise über das Online-Learning.
Auch die Qualifikationsdefizite sind dem Report zufolge nach wie vor groß, da sich die nachgefragten Qualifikationen in allen Berufen zwischen 2020 und 2025 bereits geändert haben beziehungsweise noch ändern werden. Die wichtigsten Qualifikationen und Qualifikationsmerkmale, die nach Ansicht der Arbeitgeber:innen bis 2025 an Bedeutung gewinnen werden, sind Skills wie kritisches Denken und Analyse sowie Problemlösung. Darüber hinaus zählen Fähigkeiten im Selbstmanagement wie aktives Lernen, Resilienz, Stresstoleranz und Flexibilität dazu.
Optimale Lernanpassung an den agilen Arbeitsmarkt
Mit Blick auf die Beliebtheit bestimmter Online-Kurse und Online-Zertifikate zeigt sich, dass es eben diese Skills sind, die sich Lernende online über Aus- und Weiterbildung aneignen. Gestaltet sich dieser Kreislauf so, dass die Angebote einer Online-Learning-Plattform passgenau auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes abgestimmt sind und durch modulare Erweiterungen ein lebenslanges Lernen ermöglichen, können sich Lernende, sei es in der Aus- oder der Weiterbildung, optimal auf einen agilen Arbeitsmarkt mit sich wandelnden Anforderungen anpassen. Zukünftig werden auch Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality das Lernen immersiver machen und die Notwendigkeit der physischen Präsenz weiter verringern - auch hieraus werden sich positive Synergieeffekte für das Online-Learning ergeben. (pg)
- Klaus Zimmermann, Festo Lernzentrum Saar
"Unternehmen benötigen nicht mehr die langatmigen und viele Wochen dauernden Weiterbildungskurse im Präsenzunterricht, sondern eher kürzere Anpassungsqualifikationen. Immer mit dem Ziel, bestimmte Kompetenzen zu entwickeln." - Peter Albrecht, GEBIFO
"Alles was am Arbeitsplatz stattfindet, lässt sich digital begleiten. Es geht also darum, die digitale Unterstützung an den Arbeitsplatz zu bringen." - Stefan Dietl, Festo Didactic
"Die COVID-19-Pandamie hat dazu geführt, dass die interne Zusammenarbeit verschiedener Parteien reibungsloser funktioniert und man diesen Elan auch in die Zeit nach Corona mitnehmen möchte." - Rainer Erbisch, TÜV Rheinland Akademie
"Durch den Modernisierungsschub in der betrieblichen Ausbildung ist das Image vieler Berufe besser geworden. Das hilft Arbeitgebern, junge Leute zu akquirieren." - Hans Jörg Stotz, Festo Didactic SE
"Die große Herausforderung ist, Konzepte zu entwickeln, die Remote Learning und Präsenzunterricht miteinander verbinden und diese in den beruflichen Alltag integrieren. Dabei muss die Lernkultur entsprechend angepasst werden." - Markus Dohm, TÜV Rheinland Group
"Viele Experten meinen, durch digitale Lernformate und virtuellen Unterricht wird die Ausbildung günstiger, das ist aber weit gefehlt. Gewiss, durch die geschickte Einbindung digitaler Formate kann ein effizienterer und oft auch zielführenderer Lernweg gestaltet werden. Dies wird aber durch die Kosten für diese Formate einerseits und die steigenden Anforderungen sowie kürzer werdende Wissenszyklen aktuell höchstens kompensiert."