"Was kostet die Cloud?", fragt der Kunde. "Es kommt drauf an", sagt der Berater. Es kommt eben immer drauf an, was man wann, wo und wie lange nutzen will. Die Masse an Kombinationsmöglichkeiten macht es nahezu unmöglich, einen typisch deutschen Kostenvoranschlag zu ermitteln. Das ist zwar bei Software as a Service (SaaS) noch recht einfach – Preis pro User und Monat, ist aber bei Infrastructure as a Service (IaaS) oder gar einem Mixed-Szenario extrem schwierig. An diesem Problem hatten sich viele Kunden festgebissen, heute interessiert das nur noch einige Menschen.
Die alte Frage nach dem "Datenschutz", die dank Präsident Trump zu neuer Unsicherheit und möglicherweise Zurückhaltung geführt hat, ist auch für viele ausreichend geklärt. Wenn man sich die Fülle von internationalten Zertifizierungen beispielsweise von Amazon Web Services (AWS) und Microsoft anschaut, kann da niemand in seinem eigenen Rechenzentrum mithalten.
Die Verantwortlichen in den deutschen Unternehmen haben ohnehin vom Risiko- in den Chancenmodus umgeschaltet. Die nahezu unendliche Fülle an Möglichkeiten in der Cloud schafft Zufriedenheit und die Gewissheit, auf der richtigen Seite zu stehen. Haben doch allein AWS und Microsoft für 2017 1.400 technische Neuerungen angekündigt. Und zwar als Produktivversionen, ohne Test und ohne Validierung. In Unternehmen freut man sich wahrscheinlich schon, wenn sich 100 Neuerungen pro Jahr durchsetzen.
Geschwindigkeit …
Seitdem sich die Anforderung an die Agilität in den Fachabteilungen deutlich gesteigert hat, sucht man dort entweder selbständig in Form von Schatten-IT oder mit den internen Fachleuten über den CIO nach Lösungen, die genau zwei Aspekte erfüllen, die die eigene IT schwerlich leisten kann: Geschwindigkeit und Flexibilität.
Die schnelle Bereitstellung von Diensten nach Bedarf basiert auf zwei Voraussetzungen. Einerseits muss man die verfügbaren Services standardisiert und beschrieben haben, was auf einen aktuellen, bedarfsorientierten und leicht verständlichen ITIL-Service-Katalog hindeutet. Alle drei Attribute sind in der Realität nicht häufig zu finden.
Andererseits müssen diese Services automatisiert bereitgestellt werden, damit sie innerhalb von Minuten und nicht nach Tagen oder Wochen fertig konfiguriert sind. Diese Tiefe an Automation hat zwar viele Namen, aber wenige, die sie auch wirklich umsetzen. Es ist egal, ob man die Lösung "Infrastructure as Code", "DevOps" oder einfach nur Powershell-Scripting nennt.
- Amazon Web Services
Forrester attestiert AWS ein marktführendes Portfolio an Cloud-Services. Hybrid-Cloud-Szenarien aber deckten die Konkurrenten zum Teil besser ab. - Microsoft Azure
Im Azure-Portfolio loben die Forrester-Experten besonders die Services für Softwareentwickler. - IBM Bluemix
IBM kann die Vorteile seines Cloud-Angebots vor allem in Unternehmen mit etablierten IT-Strukturen ausspielen. - Google Cloud
Googles Cloud-Portfolio punktet vor allem mit Machine-Learning- und Data-Services. - Oracle Cloud
Die Oracle-Cloud ist in erster Linie für Bestandskunden des IT-Konzerns interessant, urteilt Forrester. - Interoute Virtual Data Center
Der britische Anbieter Interoute profitiert im Forrester-Vergleich von seiner starken lokalen Präsenz in Europa. - Salesforce App Cloud
Vor allem die Entwickler-Services der App Cloud von Salesforce finden das Lob der Forrester-Analysten. - CenturyLink
Die Stärken des Cloud-Portfolios von CenturyLink liegen in den ausgefeilten Konfigurations- und Automation-Features. - CloudSigma
Cloud-Services aus der Schweiz offeriert CloudSigma. Kunden profitieren von besonders flexiblen und feingranularen Konifgurationsoptionen, kommentiert Forrester.
Die Hürde, damit zu beginnen, scheint sehr hoch zu sein. Entweder, weil zur Automation ein Standardprozess definiert sein muss, was Arbeit, Diskussion und auch Kompromisse bedeutet. Oder weil die Fokussierung auf Standardprozesse den liebgewordenen Tagesablauf infrage stellen kann.
… und Flexibilität
Wie schnell ist etwas gebaut und wie schnell kann es wieder abgerissen werden? Die interne Kostenrechnung geht von Nutzungsdauern in Jahren aus, die Public Cloud von Monaten, Tagen oder sogar Minuten.
Diese Flexibilität schafft die Freiheit, Entscheidungen zu revidieren ohne auf einer größeren Abschreibung sitzen zu bleiben. Auch die Erweiterung der eigenen, auf Public-Cloud-Diensten beruhenden Lösung geht einfach, immerhin reden wir über Hyperscaler. Eine einfache, in beide Richtungen atmende Infrastruktur ist spätestens seit der Einführung von Container-Technologien wie Docker möglich. Höhere Packungsdichten und die damit verbundene Kostenersparnis sind nur angenehme Nebeneffekte.
Und was ist, wenn man in einigen Fällen die Geschwindigkeit oder Flexibilität gar nicht benötigt? Die verfügbaren "Reserved Instances" können eine Kostenersparnis von 30 Prozent oder 50 Prozent mit sich bringen. Dann verhält sich die Cloud wie die Nutzung eines PKW: Während die Tagesmiete recht hoch, aber sehr flexibel ist, nimmt der Preis bei Langzeitmiete oder bei einem Leasingvertrag deutlich ab.
Wer ein Fahrzeug ein Jahr lang braucht, mietet nicht zu Tageskonditionen, und so gibt es eben diese Langzeitverträge jetzt auch in der Cloud. Und selbst das Gegenteil von Flexibiltät und Geschwindigkeit geht bald in der Public Cloud: Die Durchführung von Batch-Jobs. Eine Anforderung, die besonders die dienstälteren IT-Mitarbeiter vom Großrechner kennen, kommt in der modernen Welt zurück.
Ein IT-basierter Rechenlauf, der nicht zeitkritisch ist und jederzeit bei einem Aufsetzpunkt neu starten kann, wird in der Public Cloud zu sehr interessanten Preisen angeboten. Damit stopft der Anbieter Lücken in der Auslastung, die nicht einmal zusammenhängen müssen, weil der Batch-Job jederzeit wieder aufgesetzt werden kann und am letzten abgearbeiteten Punkt fortgeführt wird.
Insofern ist sicher, dass die Cloud keine Mode-Erscheinung ist, wie manche im Jahr 2017 immer noch glauben; vielmehr ist jetzt ein Ventil geöffnet, dass die Energie freigibt in Richtung den ausgereiften Cloud-Services. (haf)