Return on Investment

Wann ist ein Projekt erfolgreich?

27.02.2024
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Tino Volbracht ist CEO von Leobalo.de. Seit 2004 ist er in der Leitung und dem Management von Projekten tätig. Seine langjährigen Projektmanagement-Erfahrungen teilt er mit Zuhörern seines Podcasts "Agiles Projektmanagement".
Viele Unternehmen messen den Erfolg von Projekten am "magischen Dreieck" aus Kosten, Leistung und Qualität. Doch ebenso wichtig sind Kundenzufriedenheit und der Return on Investment.
Mit dem berühmten Spatenstich beginnen die ganz großen Vorhaben. Oft wissen die Investoren dann noch nicht, auf welche Widerstände sie treffen werden und ob ihre Kostenplanung realistisch ist. Das ist in der IT nicht anders.
Mit dem berühmten Spatenstich beginnen die ganz großen Vorhaben. Oft wissen die Investoren dann noch nicht, auf welche Widerstände sie treffen werden und ob ihre Kostenplanung realistisch ist. Das ist in der IT nicht anders.
Foto: B. Franklin - shutterstock.com

Projektmanager interessieren sich in der Bewertung des Projekterfolgs für das magische Dreieck aus Zeit, Kosten und Leistung. Produktmanager rücken die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt und Controller den Return on Investment (RoI). Wer liegt richtig?

Return on Investment (RoI) - die Bedeutung

Der Begriff Return on Investment wird verwendet, um zu berechnen, wie rentabel Investitionen in der Vergangenheit waren und in Zukunft sein werden. Als eine der wichtigsten Kennzahlen im Bereich des Rechnungswesens wird sie benutzt, um die Performance von Geschäftsbereichen zu analysieren und Investitionsvorhaben zu vergleichen, wenn es gilt die Entscheidung für oder gegen ein Projekt zu treffen. Die Formel zur Berechnung des Return on Investment wurde von Donaldson Brown erfunden und basiert auf dem DuPont-Schema, dem ältesten betriebswirtschaftlichen Kennzahlensystem.

Return on Investment berechnen

Allgemein kann der RoI berechnet werden, indem das Kapital (Invest) zum erzielten Gewinn (Return) in ein prozentuales Verhältnis gesetzt wird:

  • Die vereinfachte Formel dazu lautet: RoI = Gewinn / Gesamtkapital x 100

  • Zur Ermittlung des ROI nach dem Du-Pont-Schemas lautet die Formel: RoI = Umsatzrendite x Kapitalrendite

Hier eine kurze Erklärung anhand eines Beispiels: Ein mittelständisches Unternehmen investiert 50.000 in ein IT-Projekt und kann dadurch nach Projektende 60.000 Euro Umsatz generieren. Der Gewinn liegt bei 10.000 Euro. RoI = Umsatzrendite x Kapitalumschlag = (Gewinn / Umsatz) x (Umsatz / Investiertes Kapital) = (10.000 / 60.000 x 100) x (60.000 / 50.000) Return on Investment (RoI) = 2 = 20%.
Mit jedem investierten Euro wurde somit 20 Cent Gewinn erzielt.

Bedeutung des RoI im Projektmanagement

Aus der Sicht eines Projektmanagers ist ein Projekt dann erfolgreich, wenn es im „magischen Dreieck“ (vereinbarter Funktionsumfang, pünktlich und ohne Mehrkosten) umgesetzt wurde. Diese Vorstellung ist jedoch veraltet und zu technikzentriert. Es wird dabei nicht berücksichtigt, ob das Produkt auch die Kunden zufriedenstellt. Unternehmen sollten daher die Definition ausweiten und die Erreichung hoher Kundenzufriedenheit mit einplanen.

Letztere ist kein Zufall, sie kann genauso wie Qualität in Entwicklungsprojekte eingeplant werden. Ein Vorhaben ist allerdings auch nicht nur deshalb erfolgreich, weil der Kunde zufrieden ist. Es kann schließlich passieren, dass die Kriterien des magischen Dreiecks eingehalten wurden und die Kunden zufrieden sind, die laufenden Betriebskosten aber so hoch ausfallen, dass das Produkt kurz nach dem Go-Live wieder eingestellt werden muss. Das kann etwa der Fall sein, wenn der Betrieb zu hohe Cloud-Kosten erfordert.

Kritik am RoI

Die Messung des RoI scheint auf den ersten Blick sehr einfach und belastbar zu sein. Es gibt jedoch Schwachstellen. So werden Marktrisiken, die Kundenzufriedenheit und auch die Kundenbindung nicht einbezogen. Ein Problem ist auch, dass der Betrachtungszeitraum beliebig lang gesetzt werden kann. Nehmen wir an, ein Projekt würde innerhalb des magischen Dreiecks abgeschlossen und der Kunde wäre hochzufrieden. Vielleicht ist es auch noch gelungen, die Kundenbindung zu erhöhen - Stichwort: Vendor Lock-in. All dies wären positive Effekte, doch die entscheidnede Frage wäre: Ist der Betrachtungszeitraum zur Berechnung des RoI richtig gewählt? Wenn nämlch die Zeitspanne zu kurz ausfällt, dürfte der RoI trotz der Erfolge negativ ausfallen. Das Vorhaben müsste als Misserfolg betrachtet werden.

Zusammengefasst sind aus Unternehmenssicht demnach drei KPIs relevant, um den Projekterfolg zu messen:

  1. Abweichungen von Zeit, Qualität und Kosten,

  2. die Kundenzufriedenheit und

  3. der Return on Investment.

Dabei hat jeder KPI seine eigene Berechtigung. Auch die Herausforderungen, die beim Ermitteln der Kennzahlen auftreten, sind unterschiedlich. (bw)