Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) setzt auf das Thema Digitalisierung in Form von innovativen Anwendungen, Vernetzung und Integration auf allen Ebenen. Basierend auf zehn Jahren Erfahrung mit der grafischen Montageplanung schließt das Projekt "View2Connect" aktuelle Lücken in Unternehmensprozessen.
Dabei entstand die Softwaresuite "View2Connect". Sie ermöglicht die Realisierung neuer Kommunikations- und Kollaborationsplattformen auf Basis von 3D-CAD-Produktdaten und schafft so neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette zwischen Entwicklung, Einkauf, Fertigung, Montage und Service.
Als nächster Schritt wird "View2Connect" Richtung Augmented Reality ausgebaut: Servicetechniker können dann beim Serviceeinsatz über Datenbrillen auf alle produktrelevanten Daten in Realtime zugreifen.
Parallel entwickelt Heidelberg mit "View2Connect" seinen Produktionsbereich als Smart Factory zu einem Marketplace für den Maschinenbau weiter. Mit "View2Connect" bewirbt sich die Heidelberger Druckmaschinen AG um den Digital Leader Award 2016 in der Kategorie Spark Collaboration.
Projekt-Steckbrief
• Finalist: Heidelberger Druckmaschinen AG
• Kategorie: Spark Collaboration
• Projekttitel: View2Connect
• Zeitraum des Projekts:
März 2014 - Oktober 2015: Machbarkeitsstudie inkl. Prototyp abgeschlossen.
Oktober 2015 - März 2017: Entwicklung und Bereitstellung der View2Connect-Produktfamilie: View2Connect Base, View2Connect Advanced, View2Connect Assembly und View2Connect Service.
Ab April 2017: Entwicklung und Bereitstellung weiterer Module: View2Connect Procurement, View2Connect Collaboration.
• Projekt-Phase: Die Module View2Connect Advanced für die Konstruktion und View2Connect Assembly für die Produktion sind bei Heidelberg bereits produktiv im Einsatz. Die ersten Kunden mit einer SAP-Systemlandschaft sprechen mit Heidelberg über die Bereitstellung des Release 2.3 ab Juli 2016.
• Größe des Projektteams: 25 Personen aus den Bereichen Montage, Service, IT, Vertrieb, Produktmanagement, Controlling und Produktdesign.
Im Video: „Spark Collaboration“ - das Siegerinterview
Die Digitalisierungsstory
Heidelberg ist Vorreiter beim Thema Digitalisierung im Maschinenbau. Viele Themen, die heute mit den Begriffen Digitalisierung oder Industrie 4.0 besetzt sind, adressiert man dort seit mehr als zehn Jahren. Bestärkt durch die erfolgreiche Vermarktung des "Heidelberg CAx Quality Manager" den inzwischen mehr als 500 Maschinenbau- und Automotive-Firmen im Einsatz haben, hat Heidelberg 2014 beschlossen, eigene Lösungen zu entwickeln und nach interner Erprobung der Industrie anzubieten. Eine neue Smart-Factory Einheit war geboren. Dort werden Smart Products wie "View2Connect" gezielt vermarktet und es entsteht ein Marketplace für Maschinenbau KMUs und Start-ups.
Die Umsetzung
Das Projekt wird mit einem Konsortium aus internationalen Partnern unter Führung von Heidelberg realisiert. Im Projekt kommen Kompetenzen aus der IT und dem Maschinenbau zusammen und fließen in das Softwareprodukt ein. So werden neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit entlang der PLM-Prozesskette geschaffen.
Ferner setzt Heidelberg beim Projekt "View2Connect" bewusst auf externe Entwicklungspartner aus anderen Anwendungsbereichen, um deren Impulse aufzunehmen und für die Softwaresuite zu transformieren. Für die Programmierung hat man einen Entwicklungspartner aus der Medizintechnik gewonnen, der erfolgreich mit großen Datenmengen und 3D-Visualisierung arbeitet. Dieser Technologietransfer sichert klassischen Maschinenbaukunden eine herausragende Performance in der 3D-Visualisierung und Interaktion.
Heidelberg arbeitet außerdem gezielt mit weiteren Partnerfirmen zusammen, um eine schnelle Umsetzung des Projekts auf Basis von OpenSource-Bibliotheken und ISO-Standards zu garantieren. Da man Lücken in Unternehmensprozessketten intern wie extern bedienen will, spielt die Geschwindigkeit der Umsetzung eine wesentliche Rolle: Die Einhaltung der Roadmap sichert Einsparungen intern und garantiert Einnahmequellen extern. Die technischen Herausforderungen lagen besonders in der Absicherung einer herausragenden Performance der Software. Hier wurde eine Strategie zur Parallelisierung/Synchronisation der Ladeprozesse entwickelt werden. Auch die Bedienoberfläche der Software stellte die Ingenieure vor Herausforderungen: Mit Touch-, Maus/Tastatur- oder 3D-Maus/Tastatur- Bedienung sollte "View2Connect" sowohl für den Einsatz auf Desktop als auch auf Mobilgeräten ausgerichtet werden. Dies gelang letztlich durch die frühzeitige Anbindung von Usability-Experten und GUI-Designern.
Die 3D-Daten enthalten das zentrale Know-how von Maschinenbau- und Automotive-Unternehmen. Somit ist selbstverständlich, diese Daten vor Missbrauch zu schützen - vor allem in Bereichen, die mit Kunden/Lieferanten interagieren. Im Rahmen des "View2Connect"-Projektes wurde ein Verschlüsselungs-Konzept für 3D-Daten ausgearbeitet. Die Verschlüsselung ermöglicht den sicheren Umgang mit 3D-Produktdaten z.B. beim Einsatz von "View2Connect" im Service für die technische Klärung vor Ort beim Endkunden. Ferner arbeitet Heidelberg nur mit Partnern zusammen, die eine Geheimhaltungsvereinbarung (NDA) unterzeichnet haben.
Der Business-Nutzen
Mit dem Projekt "View2Connect" und der internen Inbetriebnahme der ersten Module aus der Suite - Advanced und Assembly - in den Bereichen Konstruktion und Montage kann Heidelberg seit 2015 die PLM-Prozesse verschlanken, Produktentwicklungszyklen verkürzen und nachweislich eine siebenstellige Einsparung in der PLM-Prozesskette erzielen. Diese Ersparnisse steigern sich noch durch die Einführung an weiteren Standorten neben Heidelberg/Wiesloch und Qingpu.
Einen weiteren Nutzen will Heidelberg durch Effizienzsteigerungen im Service-Geschäft bei der weltweiten Anlagenbetreuung seiner Kunden vor Ort bald mit "View2Connect" erzielen. Extern will man "View2Connect" vor allem an Maschinenbau- und Automotive-Kunden verkaufen. Besonders die Integration mit PLM- und ERP-Systemen zieht potentielle Kunden an. Erste Referenzkunden testen bereits.