Selbsttest

Vor Burnout muss man sich selbst schützen

15.01.2024
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Einen seiner ersten Artikel schrieb René Schmöl, Jahrgang 1982, mit 16 Jahren für die Tageszeitung Freies Wort. Es war ein Interview mit Hape Kerkeling. Dieser Erfolg motivierte ihn, weiterzumachen. Nach sieben Jahren im Lokaljournalismus und einer Ausbildung zum Verlagskaufmann folgte ein Volontariat bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Seit 2007 ist René Schmöl in unterschiedlichen Positionen für Foundry tätig. Momentan als Chef vom Dienst online für cio.de.
Wer nicht ausbrennen will, muss selbst handeln. Vom Arbeitgeber ist wenig Hilfe zu erwarten. Das E-Book "Krank im Job: Burnout und die Folgen" gibt umfänglich Hilfestellung, Selbsttests und Checklisten.
  • Psychische Erkrankungen sind häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit.
  • Den meisten Stress versursacht mangelnde Wertschätzung.
  • Burnout ist nicht gleich Burnout. Die Symptome sind zwar oft gleich, geben aber noch keinen Hinweis auf die Ursachen.
Mehr Ruhe und Entspannung galten schon vor über 100 Jahren beste Kur gegen Gestresstsein.
Mehr Ruhe und Entspannung galten schon vor über 100 Jahren beste Kur gegen Gestresstsein.
Foto: Dragon Images - shutterstock.com

Die meisten halten Burnout für eine Modekrankheit der Postmoderne, an der der Quartalszahlenwahnsinn Schuld ist und der auch ansonsten wachsende Leistungsdruck des 21. Jahrhunderts.

Tatsächlich ist lediglich der Begriff neu, nicht aber die von ihm beschriebenen Phänomene. Die gab es schon vor mehr als 100 Jahren, und sie wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenso intensiv diskutiert wie heute. Damals hieß das Ganze Neurasthenie, zu Deutsch Nervenschwäche, laut Wikipedia eine "Modekrankheit der gehobenen Gesellschaftsschicht."

Die Symptome waren dieselben wie beim Burnout: Erschöpfung, Müdigkeit, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, unerklärliche Traurigkeit. Es entstanden Spezialkliniken, die den Patienten 'Ruhekuren' verordneten.

Auch damals wurde diskutiert, ob nicht das moderne Leben grundsätzlich viel zu stressig geworden ist, um noch für irgendwen erträglich sein.

Nachdem die Menschen durch zwei Weltkriege und diverse Wirtschaftskrisen ein paar Jahrzehnte lang andere Sorgen hatten, kehrte das Ganze 1974 zurück, diesmal unter dem Namen Burnout. Kreiert hatte ihn der der deutsch-amerikanische Psychologe und Psychoanalytiker Herbert Freudenberger.

Kostenloses E-Book der Hannoverschen Lebensversicherung

Seitdem hat sich die Krankheit zu einer regelrechten Epidemie ausgewachsen: Laut dem kostenlosen E-Book "Krank im Job: Burnout und die Folgen", herausgegeben von der Hannoverschen Lebensversicherung AG, fühlt sich heute circa jeder dritte Berufstätige in Deutschland stark erschöpft oder sogar ausgebrannt. Und "bis zu 13 Millionen Arbeitnehmer" seien nach Schätzungen von Gesundheitsexperten und Krankenkassen vom Burnout betroffen.

Eine weitere, Studie von Morgen & Morgen, einem Marktforschungs- und Analyseunternehmen für die Versicherungsbranche, stellte fest, dass 28,6 Prozent aller Fälle von Berufsunfähigkeit auf psychische Erkrankungen wie Depression oder Burnout zurückzuführen sind.

Nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt

Trotz dieser dramatischen Zahlen wird Burnout bis heute von den Kassen nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt. Warum das so ist, auch damit beschäftigt sich das E-Book. Burnout bezeichnet weniger eine Krankheit als vielmehr eine Kombination unterschiedlicher Erschöpfungssymptome, das Gefühl, in mehrfacher Hinsicht völlig fertig zu sein.

Temporärer Stress ist noch kein Zeichen für Burnout, dauerhaftes Nichtabschaltenkönnen dagegen schon.
Temporärer Stress ist noch kein Zeichen für Burnout, dauerhaftes Nichtabschaltenkönnen dagegen schon.
Foto: Rido - shutterstock.com

Eine genaue Abgrenzung ist auch für Ärzte schwierig, nicht wenige von ihnen vertreten die These, Burnout sei lediglich eine andere Bezeichnung für Depressionen.

Für Betroffene geht es um drei Dinge

Aus Sicht der Betroffenen sind definitorische Fragen eher zweitrangig. Für sie geht es um drei Dinge: erstens zu erkennen, ob und wann ihnen eine solche Krise droht, zweitens zu lernen, wie man sie dann verhindert und drittens - wenn es für die Punkte eins und zwei schon zu spät ist - zu erfahren, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen.

In diesem Sinne haben die Psychologen Sandra Waeldin, Dominic Vogt und Matthias Burisch im Auftrag der Hannoverschen Lebensversicherungs AG ein ausführliches, dabei leicht lesbares E-Book geschrieben, dass Hilfestellung für die unterschiedlichsten Krisenkonstellationen liefert.

Denn Burnout ist keineswegs gleich Burnout. Zwar sind fast immer die bereits beschriebenen Symptome beteiligt, aber diese geben noch keinen Hinweis auf die Ursachen.

Wertschätzung schützt vor Ausbrennen

Grundsätzlich können die im privaten oder beruflichen Umfeld liegen - oder in beiden. Was den Job betrifft, so fängt der (innere) Stress oft mit einem permanenten Ungleichgewicht zwischen Geleistetem und dessen Wertschätzung an. Arbeit wird nicht durch ihre schiere Menge als unerträglich empfunden, sondern dadurch, dass es keine Anerkennung dafür und wenig bis keine Gestaltungsspielräume gibt.

Für viele Menschen bedeutet Arbeiten in erster Linie, maximal unter Druck zu stehen.
Für viele Menschen bedeutet Arbeiten in erster Linie, maximal unter Druck zu stehen.
Foto: KieferPix - shutterstock.com

Die Autoren des E-Books schreiben dazu: "Es gilt als bewiesen, dass Sinnhaftigkeit und Wertschätzung von Arbeit eine große Bedeutung bei der Bewertung von Stress haben. Fehlt die Anerkennung, so empfinden die Menschen ihre geleistete Arbeit als anstrengender."

Gefährdete Ehrgeizige, Engagierte und Perfektionisten

Natürlich sind nicht alle gleich Burnout-Gefährdet, sondern vor allem die Ehrgeizigen, Engagierten, die Perfektionisten, die es sich nicht verzeihen würden, eine Aufgabe auch mal nur 90-prozentig erledigt zu haben. Oder um im (Sprach-)Bild zu bleiben: Wer ausgebrannt ist, hat vorher eben auch lichterloh gebrannt.

In jeder Rolle Spitzenklasse: Anstrengend ist für viele vor allem der ständige Spagat zwischen privaten und beruflichen Ansprüchen.
In jeder Rolle Spitzenklasse: Anstrengend ist für viele vor allem der ständige Spagat zwischen privaten und beruflichen Ansprüchen.
Foto: Sharomka - shutterstock.com

Um Ursachen auch jenseits der Jobsituation auf die Spur zu kommen, empfehlen die Autoren Burnout-Gefährdeten eine "Rollenbetrachtung": Welche und wie viele Rollen spielen sie im Leben? Beispielsweise als Partner, Vater, Arbeitnehmer, Koch, ehrenamtlicher Helfer etc. pp. Mehr als fünf bis sechs solcher Rollen zu haben gilt als Stressauslöser. Vor allem ist es wichtig, das "ich" ebenfalls aus eine Rolle zu betrachten und die Frage zu stellen, ob genug Zeit bleibt, um sie auszufüllen.

Arbeitgeber könnten viel tun, aber ...

Gestresst sein oder nicht hängt natürlich auch von der individuellen Einstellung beziehungsweise Mentalität ab. Als Verstärker gelten zu hohe (und vor allem unbewusste) Erwartungen. Typisch sind auch die Unfähigkeit, "nein" zu sagen oder der Versuch, es allen recht zu machen.

Natürlich können Arbeitgeber viel gegen das Ausbrennen ihrer Mitarbeiter tun - und sie sollten es im Eigeninteresse tun. Schließlich leidet auch das Unternehmen darunter, wenn Mitarbeiter längerfristig wegen Krankheit ausfallen.

Theoretisch. In der Praxis, das hat jeder Angestellte schon erlebt, sind Jasager und ehrgeizige Selbstausbeuter für den Chefs angenehme Mitarbeiter, Querdenker und Widersprecher werden allenfalls in Firmenbroschüren gelobt.

3 Fragen sollte sich jeder beantworten

Wer nicht ausbrennen will, muss sich also selbst schützen. Das E-Book "Krank im Job: Burnout und die Folgen" gibt hier umfänglich Hilfestellung, vor allem durch verschiedene Selbsttest und Checklisten.

Menschen, die wissen wollen, wie nah sie am (jobbedingten) Burnout stehen, sollten sich zunächst drei Fragen beantworten:

  1. Gehe ich noch (einigermaßen) gerne ins Büro? Oder verursacht mir morgens allein schon der Gedanke daran Widerwillen?

  2. Habe ich noch Zeit für Hobbys, Freunde, Bekannte? Oder tue ich im Grunde nichts mehr außer arbeiten, essen und schlafen?

  3. Kann ich nach Feierabend den Job und die damit verbundenen Themen auch mal vergessen? Oder verfolgt mich das innerlich ständig, vielleicht sogar im Schlaf?

Schon wer eine dieser Fragen eindeutig mit Ja beantwortet, muss dringend etwas ändern. Denn dann sind die anderen beiden Phänomene garantiert auch nicht mehr weit.