VMware gilt als Pionier im Markt für Virtualisierungssoftware. Die ersten Gehversuche im schnell wachsenden Cloud-Markt verliefen indes wenig erfolgreich. Mit seinen Bemühungen, ein konkurrenzfähiges Public-Cloud-Angebot (vCloud Air) auf die Beine zu stellen, scheiterte der einstige Rising Star am Ende. Seither bemüht sich das Management um CEO Pat Gelsinger, das Produktportfolio auf die Hybrid Cloud auszurichten. Viele Ankündigungen auf der international beachteten Kundenkonferenz VMworld in Las Vegas drehten sich um das Einrichten, Verwalten und Absichern von hybriden IT-Umgebungen.
Den Grundstein für die veränderte strategische Ausrichtung legte der Softwareanbieter bereits im vergangenen Jahr. VMware schloss Partnerschaften mit den wichtigsten Playern im Public-Cloud-Geschäft, darunter Microsoft, IBM, Google und nicht zuletzt Amazon Web Services (AWS). Dahinter stand die Erkenntnis, dass die meisten größeren Unternehmen weder ausschließlich On-Premise-Systeme nutzen noch komplett auf eine Public-Cloud setzen wollen. Auf absehbare Zeit wird in den meisten Fällen eine Mischung aus beiden Betriebsmodellen anzutreffen sein. Die Ankündigungen auf der VMworld zielten auf solche gemischten Umgebungen ab.
VMware on AWS - der Hebel für Enterprise-Kunden?
Große Hoffnungen setzt der Virtualisierungsspezialist in das Angebot "VMware on AWS". Vor allem größere Unternehmen sollen damit ihren kompletten VMware-Software-Stack in der AWS-Cloud betreiben können. Der Service ist ab sofort in einer US-amerikanischen Availability Zone verfügbar, erklärte CEO Gelsinger. Bis Ende 2018 sollen auch Kunden in Europa und Asien darauf zugreifen können. Im Vergleich zum Konkurrenten Microsoft mit seiner Azure Public Cloud und dem Private-Cloud-Pendant "Azure Stack" biete VMware on Azure einen "weicheren" Übergang in eine hybride Infrastruktur, warb der Manager.
VMware verbucht steigende Umsätze
Die Erweiterung des Portfolios in Richtung Hybrid Cloud scheint sich für VMware auszuzahlen. Für das erste Quartal des Finanzjahres 2018 meldete die selbständig agierende Tochter von Dell Technologies eine Umsatzsteigerung von zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn pro Aktie übertraf die Erwartungen von Analysten.
"In einer hybriden Welt müssen Unternehmen eine Fülle an Herausforderungen in Bereichen wie Networking, Security oder Policy Management über Systemgrenzen hinweg meistern", erläuterte VMware-CTO Chris Wolf auf der VMworld. Sein Unternehmen habe ein Produktportfolio aufgebaut, mit dem sich die Komplexität hybrider Umgebungen managen lasse. Dabei soll es künftig keine Rolle mehr spielen, ob es sich um VMware-eigene oder Plattformen von Drittanbietern handelt.
VMware Discover und Cost Insight schaffen Transparenz
Neu im Portfolio ist beispielsweise "VMware Discover". Die Software soll es IT-Verantwortlichen erlauben, alle im Unternehmen genutzten Applikationen und Services aufzuspüren, unabhängig davon, ob diese im eigenen Netzwerk oder in der Public Cloud laufen. Das System lässt sich mit "VMware Cost Insight" kombinieren, um so die Kosten einzelner Services zu kontrollieren.
AppDefense spürt Anomalien im Netz auf
In puncto Sicherheit stellte VMware unter anderem "AppDefense" vor. Die Software soll dabei helfen, den regulären Zustand des Netzwerks zu verstehen und Anomalien melden, die auf Sicherheitsprobleme hindeuten können. Das Cloud-basierte Monitoring-Tool "Network Insights" versetze Unternehmen ferner in die Lage, Security Policies über Applikationsgrenzen hinweg zu implementieren. Dies soll sowohl für On-Premise-Systeme als auch für Anwendungen in der Cloud möglich sein. Mit dem Cloud-Service "VMware NSX Cloud" könnten Organisationen zudem den Netzwerk-Traffic über mehrere Public-Clouds und einem Software Defined Data Center managen.
Hinzu kommen zahlreiche weitere neue Tools und Ergänzungen bestehender Produkte in anderen Bereichen. So hat VMware beispielsweise seine Mobility-Management-Software von AirWatch mit der Virtual Desktop-Platfform Horizon verknüpft. Daraus ist "Workspace ONE" entstanden, das Features wie ein Single Sign on für mobile und stationäre Geräte bietet.
Für sich genommen stellt keines dieser Tools eine bahnbrechenden Neuigkeit dar. Aus der Sicht von VMware entsteht daraus ein umfassendes Lösungsangebot zum Verwalten hybrider Umgebungen. Allerdings steht das Unternehmen mit diesem Anspruch keineswegs alleine da. Andere etablierte Anbieter wie IBM, HPE oder auch Red Hat verfolgen ganz ähnliche Pläne (siehe auch: IBM will Enabler für die Hybrid Cloud sein).