Immer noch setzen die meisten Firmen aus Deutschland auf Outsourcing-Dienstleistungen aus Osteuropa, im Fachjargon auch Nearshoring genannt. Der Grund liegt sicherlich auch in der geographischen und kulturellen Nähe.
Jedoch herrscht auch in Osteuropa bereits ein Mangel an Fachkräften. Ein gutes Beispiel dafür ist Rumänien. Lange Zeit war es ein attraktiver Standort für das Outsourcing von IT-Dienstleistungen. In den vergangenen Jahren sind jedoch immer mehr Menschen von dort in die westlichen EU-Länder ausgewandert, darunter viele hochqualifizierte IT-Spezialisten. Vor Ort lassen sich daher nur noch schwer Entwickler finden und wenn, dann zu hohen Preisen.
Indien wird daher zunehmend auch für Unternehmen aus Deutschland immer attraktiver. Lange Zeit waren die USA und andere englischsprachige Länder die Hauptabnehmer der dortigen Dienstleistungen.
Steigende Qualität
Einer der Hauptgründe, warum europäische Unternehmen Indien mieden, war die mangelhafte Qualität der dort angebotenen Serviceleistungen. Dies hat sich jedoch durch die Professionalisierung der Branche in den vergangenen Jahren stark verändert. Indische IT-Unternehmen sind, wie chinesische Unternehmen im Manufakturbereich, in der Lage, hohe Qualität zu liefern.
Dennoch machen immer noch viele Unternehmen aus Deutschland schlechte Erfahrungen mit Dienstleistern vom Subkontinent.
Hier ein paar Tipps wie man Qualität in Indien sicherstellen kann.
1. Machen Sie Ihre Entscheidung nicht nur vom Preis abhängig
In vielen Fällen wird die Ausschreibung für eine Software oder eine App an viele indische IT-Unternehmen gesendet. Den ZUsclag erhält miest das Unternehmen mit dem niedrigsten Preis getroffen.
- Bessere Outsourcing-Verträge
Zehn Tipps geben eine Orientierungshilfe auf dem Weg zu einem fairen Vertrag. Ihnen liegen die Erfahrungen aus zahlreichen Outsourcing-Verhandlungen zugrunde, die das Sourcing-Advisory-Unternehmen Alsbridge geführt hat. - Preiswert statt billig
Nicht immer ist der günstigste Preis auch das beste Angebot. Ein Marktpreis-Benchmark eines darauf spezialisierten unabhängigen Beratungsunternehmens gibt Aufschluss über marktübliche IT-Preise. - Vielfalt nutzen
Der IT-Dienstleister-Markt ist international und sehr heterogen. Hier findet jedes Unternehmen den für seine Unternehmenskultur genau passenden Dienstleister. Ein ehrlicher Blick auf das eigene Unternehmen und auf dessen Möglichkeiten ist enorm wichtig. - In der Kürze liegt die Würze
Bitte keine Vertragslaufzeit mit mehr als fünf Jahren. Der Innovationszyklus, der Wettbewerb und die Preisvolatilität in der IT-Branche sind enorm. Je kürzer die Laufzeit, desto geringer ist die Gefahr in einem unzeitgemäßen Vertrag „gefangen“ zu sein. - Jetzt aber raus
Die IT ist schnelllebig. Der Verhandlung und Verankerung von Kündigungsfristen sollte deshalb ein hoher Stellenwert beigemessen werden. Im optimalen Fall werden nur die dem Dienstleister entgehenden Honorare fällig. - Spieglein, Spieglein
Wie bei Kleidung gilt auch beim Vertrag: das eigene Unternehmen bestimmt den Umfang. Statt auf All-inclusive-Verträge besser auf Maßarbeit anhand der Organisationsreife des eigenen Unternehmens setzen. Single Sourcing ist einfacher zu steuern, Multi-Sourcing bietet mehr Möglichkeiten. - Zwei Pfund Outsourcing, bitte
Die Leistungsbeschreibung (Statement of Work) sollte so detailliert wie möglich ausgearbeitet sein. Auch Neuerungen zum Vorteil des eigenen Unternehmens sollten nachträglich aufgenommen werden können. Verzichtet werden sollte auf vorgefertigte Templates des Dienstleisters. - Geschnitten oder am Stück?
Service Level Agreements (SLAs) dienen gemeinsam mit der Leistungsbeschreibung dazu, den Umfang der Leistungen festzulegen, die durch den Dienstleister erbracht werden. Die SLAs sollten auf die Geschäftsziele des Unternehmens abgestimmt sein. Zudem sollten sie jährlich überprüft und gegebenenfalls angepasst werden können. - Der Preis ist heiß
Die Preisgestaltung ist auch beim IT-Outsourcing vielfältig. Hier sollten die Betriebskosten auf möglichst geringem Level gehalten werden. Wechselkurs-Risiken sollte der Provider tragen. Ein jährliches Überprüfen und Erneuern der Preisgestaltung sowie die Option einer Nachverhandlung ist zu empfehlen. - Ja, wo laufen sie denn?
Bei allen ITO-Projekten hat die Steuerung des Vertrages sowie der Dienstleister-Kunden-Beziehung eine hohe Bedeutung. Ein guter Vertrag definiert spezifische Teams, Verantwortlichkeiten, technische Anforderungen und Eskalationsstufen genau. - ITO-Projekte sind sowohl in
technologischer als auch in vertraglicher Hinsicht hochkomplex. Bevor eine unbefriedigende Vertragssituation für mehrere Jahre manifestiert wird, empfiehlt es sich, Sourcing-Berater als Experten zu Rate zu ziehen. Sie helfen in allen Phasen des Outsourcings.
Dies ist bereits der erste Fehler. Auch in Indien haben gute IT-Dienstleister ihren Preis. Für fünf Euro die Stunde erhält man auch dort keinen gutnr Service mehr. Man sollte bedenken, dass sich das Land in den letzten Jahren stark verändert hat. Die Lebenshaltungskosten sind rasant gestiegen, vor allem in den Großstädten, wo die meisten Entwickler arbeiten. Die Einkommen sind zwar noch niedriger als das in Osteuropa, sie sind aber deutlich höher als noch vor zehnJahren. Dementsprechend sind die Kosten der Dienstleister gestiegen. Auch alle anderen Kosten (Büroraum, Internet et cetera) haben sich erhöht.
2. Achten Sie auf englische Sprachkenntnisse
Sie sollten sicherstellen, dass sowohl der Dienstleister in Indien, als auch jemand in Ihrem Team sehr gut Englisch spricht. Allzu oft wird noch versucht, mit mittelmäßigen Englischkenntnissen mit dem Entwickler in Indien zu kommunizieren. Dies wird in den meisten Fällen nicht klappen. Besonders in IT-Projekten ist die Kommunikation ein Erfolgsfaktor.
Durch den gestiegenen Konsum von englischsprachigen Fernsehserien und Hollywood-Filmen haben sich auch die Sprachkenntnisse der Inder nochmals verbessert. Auch wenn deren Schul- und Universitätbildung in den meisten Fällen auf Englisch stattfindet, war es lange Zeit von einem starken indischen Akzent geprägt. Dies hat sich nun geändert.
Oft wird auch versucht, die Kommunikation auf Deutsch laufen zu lassen. Dies führt jedoch zu Problemen, sobald es in die heiße Phase geht und Resultate innerhalb von kurzen Zeitabständen vorgezeigt werden sollen. In diesem Fall ist eine direkte Kommunikation zwischen Kunden und Entwickler wünschenswert.
3. Fordern Sie ein Mitspracherecht bei der Teamzusammenstellung
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Arbeit mit Teams aus Indien ist es, dass Sie ein Mitspracherecht bekommen, wer an Ihrem Projekt teilnimmt und wer nicht. Oft stellt der Dienstleister in Indien Junior-Entwickler für Ihr Projekt ab, dienur wenig Berufserfahrung haben oder gar direkt von der Hochschule kommen. Besonders komplexe Projekte benötigen jedoch erfahrene IT-Experten.
Daher sollten Sie mit dem IT Dienstleister abstimmen können, wer an Ihrer Aufgabe mitwirken wird. Der IT Dienstleister wird in den meisten Fällen bereit sein, die Lebensläufe der Entwickler an den Kunden weiterzuleiten. Als weitere Qualitätssicherungmaßnahme kann man sogar einen Coding-Test mit dem Entwickler durchführen.
4. Definieren Sie einen technischen Experten im eigenen Team
Sei es Onshore (lokaler Dienstleister), Nearshore (Osteuropa) oder Offshore (Indien / Asien), es ist immer wichtig einen technischen Experten im eigenen Team zu haben, der die Coding-Qualität der Entwickler überprüft.
Besonders in Indien gibt es eine starke Tendenz den Kunden in IT-Experten und Nicht-IT-Experten einzustufen. Dies führt dazu, dass wichtige Bestandteile der IT-Dienstleistung, wie Dokumentationen des Codes, technische Beschreibungen der Software und eine starke Architektur fehlen, wenn dort nicht von Seiten des Kunden geprüft werden kann. Der technische Experte in Deutschland kann hierbei von Zeit zu Zeit die Programmierdienstleistungen überprüfen und Verbesserungsvorschläge geben.
Fazit
Qualität und Indien sind bis heute noch kein Synonym, auch weil es an Wissen im deutschsprachigen Raum fehlt, wie man eine hohe Qualität im Zusammenhang mit IT-Dienstleistungen in Indien sicherstellt.
Gleichzeitig ist den meisten bereits bewusst, dass es gute Entwickler in Indien gibt. Auch die Entscheidung von deutschen Traditionsunternehmen wie Bosch und ZF Friedrichshafen, dort große Entwicklungszentren aufzubauen, haben die Unternehmerlandschaft wachgerüttelt.
Die zunehmende Digitalisierung und der weiter steigende Bedarf an IT-Spezialisten wird den Indientrend in der nahen Zukunft verstärken. (haf)