Die Analysten von Gartner machen für die starke Nachfrage eine wachsende Anzahl von unternehmensweiten Hyperautomatisierungs- und Composable-Business-Initiativen verantwortlich. Auch gebe es in den Betrieben mehr "Business-Technologen", die das Thema Low Code/No Code mit viel Energie vorantrieben. Mindestens bis 2026 soll das Wachstum auf stabil hohem Niveau bleiben.
"Unternehmen wenden sich Low-Code-Entwicklungstechnologien zu, um Anwendungen schnell bereitstellen und Automatisierungs-Workflows zeitnah anpassen zu können", begründet Varsha Mehta, Senior Market Research Specialist bei Gartner, das große Interesse. Die Betriebe statten demnach sowohl professionelle Softwareentwickler als auch IT-affines Personal aus den Geschäftsbereichen - Gartner spricht neuerdings von Business-Technologen - mit diversen Low-Code-Tools aus. "Unternehmen können so das für die moderne agile Umgebung erforderliche Niveau an digitaler Kompetenz und Liefergeschwindigkeit erreichen", kommentiert Mehta.
Low-Code Application Platforms sind der größte Markt
Low-Code Application Platforms (LCAPs) dürften den Prognosen zufolge die größte Komponente in diesem Technologiemarkt sein. Hier soll das Volumen im laufenden Jahr um 25 Prozent auf fast zehn Milliarden Dollar wachsen. Auch für iPaaS-Umgebungen als Service-basierte Integrationsplattformen sind die Prognosen günstig.
Während LCAP das derzeit größte Marktsegment ist, schreibt Gartner das schnellste Wachstum den sogenannten Citizen Automation Development Platforms (CADPs) zu, die in diesem Jahr um 30,2 Prozent zulegen sollen. Mit solchen Plattformen können Unternehmen Workflows automatisieren, Web-basierte Formulare erstellen, Daten und Inhalte über verschiedene SaaS-Plattformen hinweg verknüpfen sowie Reports und Datenvisualisierungen erstellen.
Jason Wong, Distinguished VP Analyst bei Gartner, geht davon aus, dass Trends wie zunehmend knappes und teures IT-Personal oder Hybrid Work, oft über Landesgrenzen hinweg, dazu beitragen werden, dass Low-Code-Technologien stärker akzeptiert werden. Die Entwicklungs-Tools seien leistungsfähig und würden zunehmend intuitiv bedienbar. Teams könnten damit relativ einfach leichtgewichtige Lösungen umsetzen, die den Anforderungen ihrer Geschäftseinheiten nach höherer Produktivität, Effizienz und Agilität genügten. Gartner prognostiziert, dass 2026 bereits 80 Prozent der Low-Code-Entwickler in den Business-Abteilungen sitzen werden gegenüber 60 Prozent im Jahr 2021.
Megatrend Hyperautomatisierung
Generell gehen die Analysten davon aus, dass mit dem starken wirtschaftlichen Druck und aufgrund des Mangels an IT-Talenten auch das Interesse an Hyperautomatisierung rasant wachsen wird. Die Ausgaben für Softwaretechnologien, die eine solche Hyperautomatisierung ermöglichen, sollen in diesem Jahr weltweit ein Volumen von 720 Milliarden Dollar erreichen. Ein Teil dieser Ausgaben werde eben auch in Low-Code-Entwicklungstechnologien wie LCAP, iPaaS, RPA, CADP und MXDP fließen. Damit ließen sich Prozessautomatisierung, Integration, Entscheidungsanalysen und die Umsetzung intelligenter Anwendungsfälle unterstützen.
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Auch die Ausgaben für Low-Code-Technologien zur Unterstützung von Innovationen und "Composable Integration" sollen zunehmen, da viele Betriebe damit beginnen würden, sich als Composable Enterprise neu aufzustellen. Im Zuge dessen seien sie an einer optimalen Wiederverwendung bestehender Packaged Business Capabilities (PBCs) für eine agile Anwendungsentwicklung interessiert. Außerdem gehe es ihnen darum, individuelle Benutzererfahrungen für neue Workflows und Prozesse zu schaffen.
- Jürgen Erbeldinger, ESCRIBA
„One-for-All-Plattformen sind zwar grundsätzlich universell einsetzbar, ihnen fehlt aber die entsprechende Tiefe, wenn es um komplexe, fachspezifische Prozesse geht. Spezialisierte Plattformen bringen die nötigen Voreinstellungen und fertige Konfigurationen oft schon out-of-the-box mit, sodass Anwendungen noch schneller produktiv sind.“ - Christoph Garms, Neptune Software
„Um der steigenden Nachfrage nach individuellen Applikationen und damit einhergehenden hybriden Systemlandschaften jetzt und in Zukunft gerecht zu werden, müssen die Unternehmen ihren IT-Abteilungen die passenden Tools an die Hand geben. Low Code ist das richtige Werkzeug, mit dem Projektteams digitale Lösungen auch wirklich agil entwerfen können.“ - Cosima von Kries, Nintex
„Low-Code- und No-Code-Entwicklungsplattformen machen es jedem im Unternehmen möglich, Softwareanwendungen zu erstellen und nach ihren Wünschen flexibel anzupassen, unabhängig, ob Programmierkenntnisse oder -wissen vorhanden ist. Dadurch können sich die IT-Mitarbeiter auf technisch anspruchsvolle Projekte mit hoher Priorität konzentrieren und Mitarbeiter aus den Fachabteilungen haben so mehr Zeit innovative Denkansätze umzusetzen“ - Ann-Kathrin Stückl, PKS Software
„Besondere Gegebenheiten erfordern besondere Maßnahmen – so auch beim Thema No-Code/Low-Code. Was die Studie zeigt, kennen wir aus unserer langjährigen Erfahrung im IBM i-Umfeld. Durch ein No-Code/Low-Code-Framework zur Entwicklung mobiler Anwendungen und Apps, das sich direkt in diese Systemplattform integriert, lässt sich die Zukunftsfähigkeit der damit erstellten und über Jahre gewachsenen Applikationen gewährleisten.“ - Dirk Redeker, ServiceNow
„Unternehmen setzen aus verschiedenen Gründen auf eine Multiplattformstrategie, nicht zuletzt, um das Risiko einer Herstellerabhängigkeit zu minimieren. Bei dieser Strategie ist es wichtig darauf zu achten, dass sich die unterschiedlichen Plattformen bestmöglich in bestehende IT-Architekturen integrieren lassen und so zum Erfolg der Unternehmenslösungen beitragen können“ - Christian Kleinschroth, Simplifier AG
„Die Verankerung einer Citizen-Development-Strategie innerhalb der IT-Governance ist deshalb essenziell, um mit Citizen Development in Verbindung mit Low-Code langfristig erfolgreich zu sein. Genau das ist die entscheidende Hürde, die es zu überwinden gilt.“ - Ralph Briegel, SPIRIT/21
„Wie bei klassischen Entwicklungs-Frameworks ist auch bei No Code/Low Code die Entscheidung sinnvoll, nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Durchsetzen werden sich nachhaltige, möglichst flexibel host- und einsetzbare Plattformen, ohne nutzungsbasierte Kosten, geringer Herstellerbindung und bestmöglicher Unterstützung“ - Philipp Erdkönig, WEBCON
„Das oberste Ziel von CIOs besteht darin, IT-Lösungen mit Low Code zu entwickeln, die sich sehr eng an den Anforderungen des Business orientieren. Da diese sich dynamisch verändern, muss es möglich sein, bereitgestellte Lösungen jederzeit flexibel anzupassen, ohne so wichtige Faktoren wie Kosten und schnelle Verfügbarkeit außer Acht zu lassen.“ - Nikolaos Kalivianakis, Workato
„Damit auch Fachbereiche ihre Prozesse zukunftsfähig gestalten können, sollten alle Mitarbeitenden, nicht nur die in der IT in der Lage sein, Abläufe und notwendige Änderungen eigenständig und ohne tiefe Programmierkenntnisse steuern zu können. Wie die Studie zeigt, ist dies noch nicht der Alltag in vielen deutschen Unternehmen“ - Bodo Giegel, PMI
„Die jeweiligen No-Code-/Low-Code-Plattformstrategien sind immer im individuellen Kontext des jeweiligen Unternehmens zu treffen. Erfolgskritisch ist eine einheitliche Vorgehensweise und ein gemeinsames Verständnis zwischen der zentralen IT und den Fachbereichen beziehungsweise den IT-Anwendern zur Anwendung von No-Code-/Low-Code-Plattformen.“
Laut Gartner unterstützen Low-Code-Entwicklungstechnologien das Composable Enterprise, da sie das Erstellen von flexiblen und stabilen Softwarelösungen ermöglichten. "Diese Technologien können genutzt werden, um modulare Komponenten und PBCs zu komponieren und neu zusammenzusetzen, um anpassungsfähige, individuelle Anwendungen für sich ändernde Geschäftsanforderungen zu erstellen", erklärt Wong.