Rechenzentrumsvergleich und Defizite

Verschlafen Unternehmen den Big-Data-Trend?

22.01.2012
Eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Quocirca im Auftrag von Oracle glaubt, dass Unternehmen und ihre Rechenzentren noch nicht auf den Trend Big Data eingerichtet sind.

Die zum zweiten Mal abgehaltene Studie "Next Generation Data Center Index" zeigt laut Oracle, dass die meisten Unternehmen von dem Thema Big Data überrascht wurden. Eine weitere Erkenntnis der Untersuchung ist, dass Nachhaltigkeit wieder in den Blick der Unternehmensführungen geraten ist.

Untersuchungs-Methode

Oracle zufolge wurden in zehn Ländern in der Region Emea 949 IT-Verantwortliche in großen Unternehmen befragt, die einen Umsatz zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Dollar machen. Pro Land sind dies somit knapp 100 Befragte. Inwieweit die Untersuchung repräsentativ ist, sei dahin gestellt. Die Studie umfasste, schreibt das Unternehmen, auch Unternehmen, die nicht Oracle Kunden sind. Wie viele der befragten Firmen tatsächlich keine Oracle-Kunden sind, wird nicht bekannt gegeben.

Auch eine Untersuchung von IBM ergab, dass die Verarbeitung unstrukturierter Daten in Unternehmen bei weitem noch nicht Alltag ist. Quelle: IBM
Auch eine Untersuchung von IBM ergab, dass die Verarbeitung unstrukturierter Daten in Unternehmen bei weitem noch nicht Alltag ist. Quelle: IBM

Bereits in der Untersuchung vor einem Jahr hatte sich gezeigt, dass viele Unternehmen bezüglich der Nutzung innovativer Techniken in Data Centers nicht sonderlich glänzten. Deshalb waren sie nicht vorbereitet, auf Veränderungen schnell zu reagieren und Geschäftsanforderungen zu erfüllen. Viele der befragten Unternehmen schafften es laut der vorjährigen Befragung zudem nicht, die rasant zunehmenden Energiekosten in den Griff zu bekommen.

Die aktuelle Studie zeigt allerdings, dass sich viele IT-Organisationen in drei Schlüsselbereichen verbessert haben: zum einen konnten sie die Flexibilität ihrer Rechenzentren erhöhen. Auch bei den Themen Nachhaltigkeit und Support verbesserten sich viele IT-Verantwortliche. Bei einer Indexspreizung von 0 bis 10 erzielten die befragten Unternehmen hier einen Index-Wert von 5,58 - nach oben bis zum Idealwert 10 ist allerdings damit noch Luft.

In Zeiten von Cloud Computing ist eine weitere Erkenntnis nicht ganz uninteressant: Gaben vergangenes Jahr noch 60 Prozent an, lediglich im eigenen Unternehmen Data Centers zu betreiben, sind es jetzt nur noch 44 Prozent. Und hatten bei der ersten Befragung knapp 42 Prozent der IT-Manager angegeben, einen Überblick über die anfallenden Energiekosten zu haben, so sind es jetzt knapp zehn Prozent mehr.

Luigi Freguia, Senior Vice President Systems von Oracle Emea, betonte die Bedeutung des Themas Big Data. "Dieses Thema zu meistern, wird die eine ganz große Herausforderung der nächsten zwei Jahre sein." Wir innerhalb dieses Zeitrahmens sich nicht richtig positioniert hat, der werde große Probleme haben, sein Geschäftsmodell weiter zu betreiben und er werde auch die großen Chancen, die Big Data bieten, verpassen.

Erfreulicherweise aber hätten die Unternehmen mittlerweile die Bedeutung der ihren Daten innewohnenden Potenziale erkannt. Sie seinen momentan damit beschäftigt, kurzfristige Lösungen per Outsourcing zu realisieren, langfristig aber Projekte im eigenen Haus zu entwickeln.

Die wesentliche Herausforderung von Big Data, so der Oracle-Manager, sei, dass sich hier verschiedene in der IT aufkommende Trends vereinen: die Zunahme von Web-Apps und von Gerätschaften unterschiedlicher Couleur (Smartphones, Tablets etc.), die Kommunikation im Internet via sozialer Netze sowohl von kommerziellen Teilnehmern (Unternehmen) als auch von privaten Anwendern. All das führt zu dem bekannten Phänomen lawinenartig anschwellenden Datenaufkommens - und hier vor allem unstrukturierter Daten.

Der internationale Vergleich

Die Studie vergleicht auch die Entwicklungen im Data-Canter-Vergleich in zehn verschiedenen Ländern. Hier hatten Deutschland und die Schweiz, die gemeinsam untersucht werden, in der letztjährigen Untersuchung noch Platz eins belegt. Diese Topposition haben ihnen in der neuen Studie nun die skandinavischen Länder abgerungen. Deutschland/Schweiz kommen nun auf Platz 2. Es folgen die Benelux-Länder, Großbritannien, Frankreich, die Länder des Nahen Ostens und der iberischen Halbinsel sowie Italien. Das Schlusslicht bilden Irland und Russland. Letztere wurden in der ersten Studie noch nicht berücksichtigt.

Die Studie kritisiert bei deutschen und Schweizer Rechenzentren, 41 Prozent der Rechenzentrumsbetreiber würden immer noch nur ein Tool für das System-Management einsetzen. Der Energieverbrauch werde - wie bei der letzten Befragung - nur von den wenigsten Unternehmen kontrolliert. Themen wie die Ausrichtung der IT an Geschäftsanforderungen, an die System-Verfügbarkeit, an die Automatisierung von Patch- und Upgrade-Läufen sowie die Abläufe bei der Handhabung von Fehlern würden nur geringe Beachtung finden.

Dennoch sehen offenbar viele Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland und der Schweiz die Notwendigkeit, die Entwicklung ihrer IT-Infrastrukturen voranzutreiben: Investitionen in ein neues Rechenzentrum innerhalb der nächsten zwei Jahre planen jetzt 41 Prozent der Befragten. Der Prozentsatz der IT-Verantwortlichen, die der Ansicht sind, ein neues Rechenzentrum erst innerhalb von fünf Jahren realisieren zu müssen, ist von 35 Prozent auf 23 Prozent gefallen. Der Anteil der IT-Verantwortlichen in Deutschland und der Schweiz, die als Grund für Investitionen den Wechsel auf eine neue Architektur angeben, liegt bei 30 Prozent. Die Zahl der Unternehmen, bei denen virtualisierte Systeme auf 50 bis 69 Prozent der Server laufen, ist von 24 auf 32 Prozent gestiegen. (jm)