IoT und M2M

Vernetzung als Chance für Gemeinden und Kommunen

12.03.2018
Von   
Tillmann Braun ist freier Journalist und Kommunikationsberater für non-profit Organisationen und Unternehmen. Sein Fachgebiet sind innovative IT-Lösungen für die Vernetzung von Menschen und Maschinen. Zu seinen Spezialthemen gehören intelligente (Heim-)Netzwerke, Machine-to-Machine-Kommunikation, Mobile Payment, IT-Strategien und vielfältig einsetzbare Kommunikationssysteme.
Während Unternehmen längst massiv auf die digitale Vernetzung setzen, tut sich der öffentliche Bereich weiterhin schwer. Dabei können auch Gemeinde und Kommunen deutlich stärker von M2M- und IoT-Lösungen profitieren.
Vorrausschauende Wartung aller Aufgaben kann Kommunen ein kleines Vermögen sparen
Vorrausschauende Wartung aller Aufgaben kann Kommunen ein kleines Vermögen sparen
Foto: Siwaltec

Für viele Unternehmen in Deutschland sind das Internet of Things, Industrie 4.0 und Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) längst keine Zukunftsvisionen mehr. Allerorts werden entsprechende Lösungen eingesetzt, um Abläufe zu optimieren und gleichzeitig Kosten zu sparen. Laut dem Forschungsinstitut Gartner werden im Jahr 2020 mehr als die Hälfte aller großen Geschäftsprozesse mit dem Internet of Things (IoT) vernetzt sein. Die Marktforscher rechnen mit 25 Milliarden vernetzter Dinge wie Maschinen, Geräte, Anlagen oder auch Fahrzeuge. Doch nur ein vergleichsweise geringer Anteil der bereits vorhandenen Lösungen geht bislang auf Gemeinden und Kommunen zurück.

Selbstverständlich werden auch im öffentlichen Bereich IoT- und M2M-basierte Lösungen eingesetzt. Häufig passiert dies jedoch eher indirekt und mitunter sogar unbewusst. Beispielsweise kommen in vielen Aufzügen, die in Rathäusern, Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen genutzt werden, Systeme zum Einsatz, die Stillstände etwa durch ungeplante Wartungsarbeiten verhindern helfen.

Zum Beispiel sorgen die elektronischen Aufzugswärter von Telegärtner Elektronik in Tausenden von Aufzügen in Deutschland wie im Rest der Welt für eine durchgehende Überwachung per M2M-Technologie. Fortwährend werden so u.a. die Betriebsstunden, der Zustand der Türen, die Fahrkorbbeleuchtung oder auch die Haltegenauigkeit automatisch erfasst. Wird ein Problem beziehungsweise eine Gefahr erkannt, wird der Aufzug umgehend stillgelegt und die Leitstelle informiert.

Stadt Crailsheim setzt auf vernetzten Winterstreudienst

Wirklich bewusst genutzt werden moderne und somit häufig letztlich auch kostensparende Lösungen in Behörden und Kommunen dagegen selten. Ausnahmen gibt es natürlich dennoch. Beispielsweise setzt die Stadt Crailsheim in Baden-Württemberg auf M2M-Technologie, damit der Winterdienst jederzeit mit ausreichend Sole versorgt ist.

Die Sole-Mischanlage im Bauhof der Stadt Crailsheim wird zu diesem Zweck mit einem speziellen Notrufstörmelder automatisch überwacht. Über ein Mobilfunk-Gateway ist der Störmelder auf die Leitzentrale aufgeschaltet. Kommt es zu Störungen, wird der zuständige Mitarbeiter umgehend informiert. Somit ist sichergestellt, dass das Salzwasser-Gemisch jederzeit in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Das Resultat sind jederzeit sichere Straßen und öffentliche Plätze.

"Predictive Maintenance, also die vorausschauende Wartung, macht in vielen Bereichen Sinn", sagt Peter Matthes, Geschäftsführer beim Unternehmen Siwaltec, das sich unter anderem auf mobilfunkbasierte M2M-Lösungen spezialisiert hat. "In der Industrie werden M2M-Systeme zudem für die Optimierung von Transport- und Logistiklösungen einsetzt oder auch für smarte Strommesser, das Management von Verkaufsautomaten oder im Bereich eHealth", listet Peter Matthes einige Beispiele auf.

Je nach Anforderung und Einsatzbedarf werden dabei System- und Messdaten übermittelt und überwacht, Fehler- und Störungsprotokolle abgefragt oder auch Fahrzeuge und Geräte geortet. Das Ziel ist in den meisten Fällen, Abläufe zu optimieren, Ausfälle von Maschinen und Geräten zu verhindern sowie Kosten zu sparen. "Unternehmen denken immer wirtschaftlich", gibt Matthes zu bedenken. "Es besteht also kein Zweifel daran, dass sich die Lösungen rentieren."

Vereinzelt nutzen auch bereits einzelne Städte und Kommunen M2M-Technologie, um beispielsweise die Straßenbeleuchtung effizienter zu steuern oder auch fürs bessere Management von Parkplatz- und Verkehrsleitsystemen. Unter den Großstädten in Deutschland ist Hamburg weit vorn, wenn es um das Thema Smart City geht. Die meisten Gemeinden und Kommen haben jedoch noch großen Nachholbedarf. Angesichts der Möglichkeiten und Einsparpotenziale bleibt zu hoffen, dass sich dies bald ändert.