Werte für Führungskräfte und Mitarbeiter

Unternehmenskultur muss Leitlinien vorgeben

18.01.2019
Von 
Daniel Delank schreibt als Experte zu den Themen IT-Strategie, Management und Outsourcing. Als Regionsleiter Business Operation analysiert und bewertet er ständig den internationalen IT-Markt. Seit 2009 engagiert er sich an verschiedenen Universitäten wie der DHBW Stuttgart, der Universität Hohenheim und der ESB in Reutlingen, als externer Dozent.
Wollen Betriebe in der Digitalisierung erfolgreich bestehen, müssen sie sich mehr denn je eine Unternehmenskultur auf die Fahnen schreiben und auch leben. Es ist von grundlegender Bedeutung für den Unternehmenserfolg, dass die Führungskräfte die Werte hochhalten und von den Mitarbeitern einfordern.
  • Die Maßstäbe eines Unternehmens postulieren sein Fundament sowie seinen Daseinszweck.
  • Studien zeigen, dass der Aufbau einer Unternehmenskultur verlässliche und nachhaltige Ergebnisse produziert.
  • Wertvorstellungen müssen authentisch sein, sodass Mitarbeiter sich damit identifizieren können.

Unser Verhalten wird von Werten wie ethischen Vorstellungen, Diversität sowie Leistung bestimmt. Sind diese in der Führungs- und Unternehmenskultur verankert, trägt dies zu langfristigem Erfolg bei. Es ist statistisch erwiesen, dass der Aufbau einer Unternehmenskultur verlässliche und nachhaltige Ergebnisse produziert.

International erfolgreich durch werteorientierte Unternehmenskultur und Führung.
International erfolgreich durch werteorientierte Unternehmenskultur und Führung.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

Heutzutage beschäftigen sich Firmen sehr mit der Frage, wie sie ihre Mitarbeiter befähigen können, Führungsaufgaben zu übernehmen. Aber was ist wirklich nötig, um Nägel mit Köpfen zu machen, wenn es um Personalbeschaffung, Mitarbeiterbindung und das Fördern von Vielfalt am Arbeitsplatz geht? Faktoren wie Gleichberechtigung - unabhängig von Geschlecht, Religion, Nationalität, ethnischer und persönlicher Herkunft oder sonstigen Unterschieden zwischen den Menschen - sollten eigentlich selbstverständlich sein. Eine Möglichkeit, eine von Vielfalt geprägte Arbeitsumgebung zu schaffen, besteht in der Einführung einer werteorientierten Führungs- und Unternehmenskultur.

Grundzüge werteorientierter Unternehmenskultur und Führung

Die Kultur eines Unternehmens ist kollektiver Ausdruck dessen, was die Mitarbeiter im Team denken und wie sie sich verhalten. Sie ist ferner Ausdruck ihrer gemeinsamen Werte und Reaktionen auf interne und externe Einflüsse. Wenn ein Betrieb vor neuen Herausforderungen und Veränderungen steht, ist es wichtig, dass Führungskräfte sich auf diese Grundsätze stützen können, damit die Leistung gefördert wird.

Die Maßstäbe eines Unternehmens sind sein Fundament sowie sein Daseinszweck. Sie bestimmen, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Ziele es verfolgt. Und: Sie drücken sich in grundlegenden Prinzipien und Überzeugungen aus. Daher müssen die Wertvorstellungen authentisch und relativ spezifisch sein, sodass die Mitarbeiter sich darin wiederfinden können. Sind sie einmal klar definiert, können sie nicht nur als Richtschnur zur Mitarbeiterführung dienen, sondern auch bei der Leistungsbewertung, bei Entscheidungsfindungen und bei Personalbeschaffungsmaßnahmen die Richtung vorgeben.

Werteorientierte Führung bedeutet für eine Managementkraft auch, das Richtige und Bestmögliche zu tun. Das mag einfach klingen, ist es aber nicht. Harry M. Jansen Kraemer Jr., Autor des Buches "From Values to Action: The Four Principles of Values-Based Leadership", nennt vier Leitprinzipien, die bei der Umsetzung von werteorientiertem Verhalten helfen sollen.

1. Selbstreflexion: Die Fähigkeit, herauszufinden und zu hinterfragen, wofür man steht, welche Werte man hat und was einem wirklich wichtig ist, ist der erste Schritt. Als Führungskraft ist regelmäßige Selbstreflexion wichtig, um sich selbst besser kennenzulernen und wahrzunehmen, denn Selbsterkenntnis ist die Voraussetzung dafür, andere und sich selbst zu führen.

2. Ausgewogenheit: Um alltägliche oder schwierige Situationen besser zu verstehen, ist es wesentlich, diese aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Wenn man offen ist für alle Seiten und unterschiedliche Ansichten berücksichtigt, wird man bessere Entscheidungen treffen.

3. Selbstvertrauen: Sich selbst anzunehmen und nicht nur die eigenen Stärken, sondern auch die eigenen Schwächen zu erkennen, hilft dabei, sich selbst ständig zu verbessern. So kann man das Beste aus sich herausholen.

4. Aufrichtige Bescheidenheit: Am besten nie vergessen, wer man ist und woher man kommt. Das hilft dabei, nicht abzuheben, insbesondere, wenn man erst einmal auf der Erfolgsschiene ist. Außerdem ist es hilfreich, auch Menschen im beruflichen Umfeld mit Wertschätzung zu begegnen und sie mit Respekt zu behandeln.

Wenn man selbst über diese Werte verfügt und sie lebt, gilt das jedoch nicht automatisch auch für das Unternehmen als Ganzes. Deshalb ist es unverzichtbar, diese Grundsätze bei jeder Gelegenheit zu kommunizieren, denn wertegerichtete Prinzipien werden nicht über Nacht verinnerlicht. Eine Kampagne zu entwickeln oder die Leitsätze mit einem sichtbaren Startsignal auf den Weg zu bringen, ist nur eine von vielen Optionen, womit sich die Unternehmenskultur und der Wunsch nach Vielseitigkeit kommunizieren lassen.

Mit einem Training, das über mehrere Jahre angelegt ist, kann eine werteorientierte Führung und Kultur langfristig eingeführt werden. Dabei sollen das Modell und das erwartete Verhalten erläutert und Möglichkeiten an die Hand gegeben werden, mit denen der Erfolg der Maßnahmen gemessen werden kann.

IKEA setzt auf Vielfalt

Für die Schaffung innovativer, zukunftsfähiger Unternehmen gewinnt werteorientierte Führung zunehmend an Bedeutung. Das schwedische "Pack-mit-an"-Möbelhaus IKEA gilt als beispielhaft für seine Unternehmenskultur. Besonders erfolgreich erwies es sich bei der Umsetzung seiner Ideale wie Bescheidenheit, Einfachheit, Zusammengehörigkeit und Begeisterungsfähigkeit. Frauen in Führungspositionen sind bei IKEA ebenfalls ein wichtiger Wert.

Der Anteil weiblicher Führungskräfte im Konzern umfasst 47 Prozent sowie zirka 40 Prozent an Frauen in Toppositionen. Damit ist das Ziel für IKEA jedoch noch nicht erreicht. Das große Ziel ist, 50 Prozent leitender Positionen auf allen Ebenen mit Frauen zu besetzen. "Dass unser Unternehmen gleichermaßen von Männern und Frauen geführt wird, ist für unser künftiges Wachstum und unser Image als Arbeitgeber von großer Bedeutung. Vielfalt öffnet den Blick für neue Perspektiven, für Kreativität und Innovation," sagt IKEA-Konzernchef Peter Agnefjäll.

Diese Aussage zeigt, dass Vielfalt ein zentrales Thema für IKEA ist. Das Unternehmen will ein Spiegelbild der Gesellschaft sein - eine wesentliche Voraussetzung für das künftige Wachstumskonzept. Daher beruht seine Strategie auf dem Engagement der Führungskräfte und der Stärkung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Die Manager beziehungsweise Managerinnen setzen Ziele für ihre Unternehmenseinheiten und entwickeln Geschäftspläne und Maßnahmen, um Vielfalt auf allen Ebenen zu fördern sowie sich selbst und andere in die Verantwortung zu nehmen.

Außerdem arbeiten sie oft eng in einem Team zusammen, das klare Rahmenbedingungen und Ziele hat, aber auch genügend Freiraum bietet. IKEA engagiert sich auch dafür, eine Umgebung zu schaffen, in der kompetente Mitarbeiter unterschiedlichster Herkunft gefördert werden. So gibt es zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle, um den individuellen Lebenssituationen gerecht zu werden. Dieses Modell sieht in jedem Land anders aus. IKEA testet außerdem in verschiedenen Ländern einen neuen Arbeitsansatz, der die Teilung von Führungspositionen ermöglichen soll.

Vielfalt sorgt für Kreativität und Innovation

Vielfalt am Arbeitsplatz schafft Raum für neue Perspektiven, Kreativität und innovatives Denken. Es geht darum, die Talente der Mitarbeiter, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Religion und anderen Unterschieden, zu entdecken. Das hat zum Ziel, sie zu ermutigen, das Beste aus sich herauszuholen. Durch Kompetenzentwicklung wird sichergestellt, dass unterschiedliche Mitarbeiter im Team die gleichen Entwicklungschancen erhalten und somit auch dieselben Chancen auf eine Führungsposition.

Ein weiterer Faktor, der den Erfolg einer werteorientierten Führung und Kultur sicherstellen soll, ist die übergreifende Gültigkeit der Werte in jedem Land und an jedem Arbeitsplatz. Durch die Zusammenarbeit zwischen festen Mitarbeitern vor Ort und externen Mitarbeitern kann ein Unternehmen dafür sorgen, dass die Leitbilder den Mitarbeitern nicht nur klar vermittelt, sondern von diesen auch gelebt werden.

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Konzept einer werteorientierten Unternehmenskultur und Führung zeigt, dass Vielfalt nicht nur gut funktionieren, sondern auch stark zum Erfolg eines Betriebs beitragen kann, wenn sie auf jeder Unternehmensebene umgesetzt wird.