Das deutsche Management ist in Aufruhr, legt man die aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Vanson Bourne zugrunde, die im Auftrag von Dell Technologies durchgeführt wurde. Die befragten Unternehmen kamen aus zwölf verschiedenen Branchen wie etwa Automobilindustrie, Finanzsektor, Gesundheitswesen, öffentliche Hand oder Einzelhandel.
Von 4000 weltweit befragten Führungskräften in 16 Ländern glaubt fast die Hälfte (45 Prozent), dass ihr Geschäftsmodell in drei bis fünf Jahren obsolet ist. Die Manager in Deutschland sehen die Situation nur geringfügig entspannter, denn 43 Prozent nehmen eine reale Gefahr für ihr aktuelles Business wahr.
Besonders Startups machen deutschen Unternehmern Angst. So glauben laut Studie 75 Prozent der deutschen Führungskräfte, dass diese Neuunternehmen aktuell und in Zukunft eine potenzielle Gefahr für das eigene Geschäft darstellen. Auch eine gewisse Ratlosigkeit macht sich in der Managementebene breit, da 42 Prozent der Befragten nicht wissen, wie ihre Branche in drei Jahren aussehen wird, international sind es sogar 48 Prozent.
- Was ändert sich durch die Digitalisierung für die Mitarbeiter?
Antworten suchten diese IT-Chefs in einer Diskussion mit COMPUTERWOCHE-Redakteuren. Unser Bild zeigt von links: Hans Königes (CW), Edgar Kirchmann von Transearch, Dieter Loewe von NTT Data, Daniel Krauss von Flixbus, Axel Kummer von Metafinanz, Frank Engelhardt von Salesforce.com, Jürgen Renfer von der KUVB und Alexandra Mesmer (CW). - Axel Kummer, Metafinanz
„Wir müssen neu denken, ausgehend von den Geschäftsprozessen und den Endkunden. Dafür setzen wir auf kreative Köpfe, die auch aus anderen Branchen als der IT kommen.“ - Daniel Krauss, Flixbus
„Unsere größte Herausforderung ist es, mit permanentem Change und der damit einhergehenden Unsicherheit zurechtzukommen.“ - Dieter Loewe, NTT DATA
„Wir brauchen eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter ein Privatleben haben dürfen und nicht immer erreichbar sind.“ - Edgar Kirchmann, Transearch
„Wer Digitalisierung ernst nimmt, braucht mehr als einen neuen Posten wie den Chief Digital Officer. Topmanagement wie Führungskräfte müssen das Thema treiben und vorleben.“ - Jürgen Renfer, KVUB
„Digitale Veränderungen sind derart disruptiv, dass wohl niemand genau weiß, wo die Reise endet. Der CIO ist als Lotse gefordert.“ - Frank Engelhardt, Salesforce.com
„Es motiviert die Mitarbeiter, wenn sie eine reelle oder auch gefühlte Autonomie haben.“
Mit extremen Marktveränderungen durch Digitalisierung und das Internet der Dinge (IoT) müssen viele deutsche Unternehmen aktuell schon kämpfen, denn 41 Prozent von ihnen spürten extreme Marktveränderungen in den vergangenen drei Jahren.
"Alle Unternehmen müssen mit rasanten Marktveränderungen Schritt halten, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben. Man denke zum Beispiel an die aktuelle Entwicklung im produzierenden Gewerbe Deutschlands, wo die Digitalisierung schon heute zu einer immer engeren Verzahnung von Geschäfts- und Fertigungsprozessen als bisher führt - Stichwort Industrie 4.0. Die digitale Transformation aufzuschieben, das ist aktuell keine Option." erörtert im Rahmen der Studie Doris Albiez, Senior Vice President und General Manager, Dell EMC Deutschland, Commercial Sales.
Digitaler Rettungsplan
In Anbetracht der prekären Marktentwicklung mit dem Focus auf Digitalisierung wollen 64 Prozent der deutschen Firmen auf eine zentralisierte Technologiestrategie im Unternehmen setzen. Dagegen erkennen weltweit 73 Prozent der Befragten die Notwendigkeit, ihre Transformationsgeschwindigkeit durch diese Methode zu steigern.
Tiefgreifende Investitionen in entsprechende IT-Infrastrukturen und den Aufbau digitaler Skills planen 61 Prozent der deutschen Unternehmen (int. 66 Prozent). Darüber hinaus wollen 71 Prozent (int. 72 Prozent) ihre Software-Entwicklungsabteilungen aufstocken. Nach den Studienergebnissen wollen deutsche Unternehmen ihre IT-Investitionen in folgenden Bereichen vorantreiben:
• 50 Prozent (int. 44in Converged Infrastructure, die eine agile Servicebereitstellung ermöglichen soll
• 48 Prozent in Ultra High Performance Computing, um kritische Geschäftsprozesse zu beschleunigen
• 40 Prozent in Internet-of-Things-Technologien, um neue Business- und Servicemodelle zu generieren
Mittlerweile haben 43 Prozent der deutschen Studienteilnehmer ihre Digitalisierungsstrategie Abteilungsübergreifend fest verankert. International sind es 64 Prozent. 41 Prozent haben ein eigenes Exekutivkomitee, um den Fortschritt der digitalen Transformation zu bewerten. Ebenso viele nutzen bereits eine digitale Gewinn- und Verlustrechnung und bauen Kooperationen mit Startups auf.
Digital Transformation Index
Vervollständigt wird die globale Studie durch den Digital Transformation Index: Dieser wertet die Selbsteinschätzung der Teilnehmer in Bezug auf den digitalen Reifegrad der analysierten Unternehmen aus. So gehören:
• fünf Prozent zu den Digital Leaders. Diese Gruppe lebt quasi die digitale Transformation.
• 15 Prozent zu den Digital Adopters. Sie verfügen über einen Transformationsplan und das Budget.
• 35 Prozent zu den Digital Evaluators. Diese Gruppe tastet sich vorsichtig an die Transformation heran und plant Initiativen und Investitionen.
• 32 Prozent zu den Digital Followers. Sie haben kaum Digitalisierungspläne und besitzen geringe Investitionsbereitschaft.
• 13 Prozent zu den Digital Laggards. Das sind Nachzügler ohne Digitalisierungspläne und keine Budgets verfügen.
In Bezug auf den digitalen Reifegrad belegt Deutschland den fünften Rang von 16 ausgewerteten Ländern. Es folgen die europäischen Länder wie Niederlande, Frankreich, Italien, Schweiz und Großbritannien. Die drei Führungspositionen besetzen Indien, Brasilien und Mexiko.
- Zehn Thesen zur Digitalisierung
In Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Dimension Data hat Crisp Research Ende letzten Jahres die unabhängige Studie "Digital Business Readiness" umgesetzt. Ziel war es, ein Stimmungsbild deutscher Unternehmen zum aktuellen Stand ihrer digitalen Transformation zu zeichnen. Hier finden Sie Zehn Thesen, die sich aus dieser Studie ableiten lassen - 1. Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gange ...
... und hat mittlerweile sämtliche Branchen mehr oder minder fest im Griff. Dennoch steht die Wirtschaft noch am Anfang eines langen Transformationsprozesses. - 2. Die digitale Transformation wird die Unternehmen ...
... in den kommenden Jahren in Gewinner und Verlierer spalten. - 3. Das Gros der deutschen Unternehmen hat erkannt, ...
... welche weitreichenden Implikationen der digitale Umbruch nach sich zieht. Die absolute Mehrheit sieht sich gut bis sehr gut dafür aufgestellt. Allerdings haben nur 42 Prozent bislang eine funktionierende Digitalstrategie. - 4. 39 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich als Profiteure ...
... und Gestalter des digitalen Wandels. 61 Prozent bezeichnen sich als Mitläufer und Skeptiker. - 5. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Digital Excellence ...
... und der erfolgreichen Implementierung einer Digitalstrategie. So haben bereits zwei Drittel (67 Prozent) der Digital Champions (Profiteure und aktive Gestalter) ihre Strategie erfolgreich implementiert und mit der Umsetzung in die Praxis begonnen. - 6. Die IT-Abteilungen sind die entscheidenden Akteure, ...
... wenn es gilt, die Strategie zu entwerfen und die Aktivitäten im Prozess der digitalen Transformation zu steuern und umzusetzen. Allerdings wirkt das Thema weit über die Grenzen der IT-Abteilung hinaus. - 7. Die Kunden sind Treiber der digitalen Transformation.
Von ihnen gehen die Veränderungen aus. - 8. Das Rechenzentrum ist das Epizentrum der Digitalisierung.
Für mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) ist es die alles entscheidende Basis der Digitalisierung. - 9. Für eine zukunftssichere Infrastruktur ...
... sind Investitionen nötig, die über das Rechenzentrum hinausgehen. - 10. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen glauben, ...
... dass sie für eine konsequente Umsetzung der digitalen Transformation professionelle Partner brauchen. Diese sollten eine hohe Kompetenz bei der IT-Integration sowie umfangreiches Prozess- und Branchen-Know-how mitbringen.