Entscheider ohne eigene Erfahrung mit dem Internet of Things (IoT) hegen teils falsche Vorstellungen. So lässt sich die europaweite Studie "Mit Hilfe des Internets der Dinge (IoT) die Leistungsfähigkeit des Unternehmens optimieren" des Marktforschers IDC zusammenfassen.
Die Analysten sehen eine "Kluft zwischen Besitzenden und Besitzlosen" bei den mehr als 550 Befragten. IDC definiert das IoT als "ein Technologie-Ökosystem, bei dem ein riesiges Netzwerk von eindeutig, identifizierbaren Dingen (Sensoren) zur Erfassung, Übertragung und Analyse von Daten, ohne jegliche Interaktion eines Menschen, eingesetzt wird." Ein gutes Viertel der Studienteilnehmer (26 Prozent) arbeitet bereits mit IoT-Anwendungen.
Einer der Unterschiede zwischen IoT-Vorreitern und Nachzüglern zeigt sich in ihrem Blick auf die Technologie. Anwender messen der Infrastruktur mehr Bedeutung zu, als Nicht-Anwender denken. IDC kommentiert: "Auch wenn dies häufig übersehen wird, so ist es doch in vielen Fällen die aus Sensoren, Konnektivität, Cloud und Datenverarbeitung im Rechenzentrum bestehende Infrastruktur, die zu Verzögerungen oder gar zum Scheitern dieser Projekte führt."
Rund jeder Zweite will die IoT-Plattform lokal hosten
Die Marktforscher raten Neulingen daher, genau zu überprüfen, wo, wie und wie schnell ihr Unternehmen die von den Sensoren gelieferten Daten verarbeiten kann. Denn daraus leitet sich ab, wo die IoT-Plattform gehostet wird. Rund jeder Zweite (49 Prozent) hostet vorzugsweise lokal. Knapp jeder Dritte (31 Prozent) setzt auf ein externes Rechenzentrum und nur jeder Fünfte (20 Prozent) auf die Cloud.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wer bereits IoT-Lösungen implementiert hat, hegt weniger starke Sicherheitsbedenken. Während 57 Prozent der Nicht-Anwender Security als größte Herausforderung betrachten, sind es unter den Anwendern 51 Prozent. Bezogen auf die wichtigsten IT-Komponenten in einem IoT-Projekt setzen 54 Prozent der Nicht-User Sicherheit an vorderste Stelle, unter den Anwendern sind es 41 Prozent. Die IoT-Vorreiter nennen Big Data/Analytics als wichtigste Komponenten (45 Prozent). Dem stimmen deutlich weniger Nicht-Anwender zu (26 Prozent).
Auch bei den Gründen für die IoT-Einführung gehen die Einschätzungen auseinander. Wer nicht mit IoT arbeitet, will vor allem die Service-Qualität erhöhen (65 Prozent) und die interne Effizienz steigern (61 Prozent). Das sind zwar auch die Hauptgründe für die Anwender, doch stehen diese Punkte mit jeweils 53 Prozent der Stimmen nicht so massiv im Vordergrund. Im Gegenzug nennen die IoT-Pioniere Aspekte wie das Generieren neuer Umsatzpotenziale (41 Prozent), Integration der Lieferkette (38 Prozent) und die kommerzielle Nutzung vorhandener Datenquellen (31 Prozent).
Entscheider sehen für ihr Unternehmen keine Anwendungsfälle
IDC hat von den IoT-Abstinenzlern die Gründe für die Zurückhaltung erfragt. 41 Prozent sehen für ihr Unternehmen keine Anwendungsfälle, weitere 37 Prozent erkennen keinen Bedarf bei ihren Kunden. Elf Prozent rechnen sich keinen überzeugenden ROI (Return on Investment) aus und zehn Prozent haben zu wenig Kenntnis. Die Marktforscher interpretieren die Gründe für die Ablehnung als "mangelnden Weitblick". Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie "keine wichtigen Chancen verpassen", und sollten nicht erst reagieren, wenn die Kunden Druck machen.
- Das ABC des Internets der Dinge
Das "Next big thing" der letzten Jahre schlechthin ist nicht nur selbst eines der derzeit am häufigsten strapazierten Buzzwords. Rund um das Internet der Dinge tummeln sich Begriffe, die oft genauso wenig oder kaum verstanden werden wie der Oberbegriff. Zeit also dass wir mit Mythen, Buzzwords und Wissenslücken rund um IoT aufräumen. - API
"Ohne API Management wäre das Internet der Dinge nur ein großes Ding", <a href="http://www.wired.com/2013/07/without-api-management-the-internet-of-things-is-just-a-big-thing/" target="_blank">hieß es mal bei Wired</a> und es stimmt. API (Application Programming Interfaces) sind eine extrem wichtige Zutat des Internets der Dinge: Sie machen den Datenaustausch zwischen Apps und Geräten möglich. Mit offenen APIs kann die smarte Wetterstation eines Herstellers seine Daten an die smarte Markise eines anderen Herstellers weitergeben und bei starkem Wind Markisen einfahren und Rolladen schließen. Mulesoft hat die 10 wichtigsten APIs im IoT in einer Infografik illustriert, darunter zum Beispiel Fitbit API oder das <a href="https://www.mulesoft.com/infographics/api/internet-things#sthash.9hXXH871.dpuf" target="_blank">Nest Learning Thermostat API</a>. - BLE (Bluetooth Low Energie / Bluetooth 4.0)
Bluetooth Low Energy (kurz BLE oder Bluetooth 4.0) ist eine spezielle Version des bekannten Drahtlos-Standards und eine wichtige Technologie für smarte Devices: Mit BLE ausgerüstete Gadgets können sich permanent drahtlos mit der Umgebung unterhalten, schonen aber den Akku und müssen nicht bei jedem Aufeinandertreffen erneut gepaired werden. - Cloud-based Application
Klar, die Cloud kennt heute jeder, was gibt es da zu erklären? Im Internet der Dinge spielt sie aber eine besondere Rolle: Apps und Dienste werden im IoT oft im Internet gehostet, statt neue Infrastruktur, Personal oder Software zu verlangen. Zweitens landen oft die von Sensoren, Geräten und Apps gesammelten Daten in der Cloud und können so leicht zwischen Apps und Diensten ausgetauscht werden. - Embedded Intelligence
Computer sind heute als Alleskönner bekannt. Embedded Intelligence oder Embedded Computing beschreibt Systeme, die nur ein bestimmtes Ziel verfolgen, nur ein paar bestimmte Aufgaben erledigen. So kann bei Embedded Computing an Hard- und Software gespart werden. Das ergibt schlanke Systeme, die dann im Zusammenspiel mit anderen Geräten ihre volle Funktionalität entfalten. - iBeacon
Der Markenname iBeacon wurde 2013 von Apple als proprietärer Standard für Navigation in geschlossenen Räumen eingeführt. Die kleinen, in der Anschaffung bewusst günstigen Geräte senden Sensordaten über ein BLE-Signal. Mit einer Knopfzelle können iBeacons rund ein Jahr laufen. Mit mehreren iBeacons können Positionen sehr exakt bestimmt werden und zum Beispiel in einem Ladengeschäft zu jedem Regal passende Angebote aufs Smartphone geschickt werden. - Industrie 4.0
So wie Smart Home das Internet der Dinge im Heimbereich beschreibt, steht der Begriff "Industrie 4.0" smarte, vernetzte Fabriken. "4.0" spielt dabei auf die vierte industrielle Revolution an. In smarten Fabriken könnten sich ganze Produktionsanlagen mit M2M-Kommunikation permanent unterhalten, über Sensoren gesammelte Informationen auswerten und so Prozesse schnell, effizient und kostengünstig halten. So können Werkstoffe, die in eine Produktionsanlage geliefert werden, zum Beispiel per RFID-Chips der Anlage sagen in welcher Maschine sie verarbeitet werden sollen. - Interoperability
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Internets der Dinge ist der Austausch von Informationen und Services mit einem anderen System, der als Interoperability bezeichnet wird. Geräte können im Idealfall nahtlos und effektiv zusammenarbeiten. Tatsächlich herrscht in vielen Bereichen wie Smart Home noch ein Chaos aus Geräten von verschiedenen Herstellern die nur begrenzt miteinander vernetzbar sind. - Location Technologies
Technologien wie GPS, die Positionsbestimmung per WLAN oder BLE machen es im Internet der Dinge möglich den Ort eines Geräts, wie eines Smartphones, an Sensoren zu melden. Aus ortsbasierten Informationen zu Geräten ergeben sich enorm viele Möglichkeiten, vom simplen Angebot des nächsten Ladens aufs Smartphone bis zu selbstfahrenden Autos. - M2M
Dank M2M (Machine-to-Machine Communication / Technology) sollen sich Geräte automatisch, ganz ohne Zutun des Menschen unterhalten. Zum Beispiel könnte ein Containerschiff vollautomatisch in einem Hafen entladen werden oder ein Auto ferngesteuert die freie Lücke im Parkhaus finden und dort einparken. Notwendig sind für M2M-Systeme oft Sensoren, die permanent Daten untereinander austauschen und damit eine zentrale Steuerung möglich machen. - RFID Tags
Radio Frequency IDentification Tags können im IoT für Tracking-Zwecke wertvolle Daten liefern: Zum Beispiel können sie Warenbestände oder Personendaten erfassen und verwalten. Die kleinen Tags können zum Beispiel leicht in einem Container oder Kleidung untergebracht werden und dann beim Passieren eines Lesegeräts registriert werden – ohne Sichtkontakt. Im Gegensatz zu Barcodes können Geräte hunderte von RFID-Tags gleichzeitig lesen – und sie funktionieren in Metallteilen, aufgedruckt oder sogar unter der Haut. Der <a href="http://www.inotec.de" target="_blank">RFID-Hersteller Inotec</a> zeigt die Vorteile der RFID-Technologie im Detail. - Sensor
Sensoren kennt heute jeder aus dem Smartphone, das beim Kippen die Benutzeroberfläche von vertikal nach horizontal umschaltet. Sensoren schlagen die Brücke zwischen der echten und digitalen Welt, indem sie wie in dem Beispiel Bewegungen übersetzen. Sensoren können noch viele andere Daten wie den Ort eines Gerätes, Bewegungen, Temperatur oder Helligkeit messen. - Smart Home
Smart Home ist der Sammelbegriff für das Internet der Dinge im Heimbereich. Haushaltsgeräte von der Küche über Wohnzimmer bis Garten werden durch Zusatztechnik zentral, zum Beispiel über Smartphone-Apps steuerbar. Smart Home kann in vielen Bereichen den Wohnkomfort enorm verbessern, etwa durch Jalousien, die auf das Wetter reagieren. Zudem winken Zusatznutzen wie weniger Stromverbrauch durch automatisch abgeschaltetes Licht und Geräte, sobald man den Raum verlässt oder verbesserten Schutz gegen Einbrecher durch smarte Überwachungskameras, die bei Bewegung Push-Nachrichten aufs Smartphone senden. - Ubiquitous Computing
Beim Internet der Dinge werden winzige Computer in Alltagsgegenstände eingebaut. Damit sie vernetzt funktionieren, müssen sie oft immer angeschaltet sein – im Gegensatz zum Desktop-PC der nach Benutzung wieder ausgeschaltet wird. "Ubiquitous Computing" bedeutet also Computersysteme, die immer eingeschaltet und allgegenwärtig sind. - Wearables
Das Internet der Dinge hat in den letzten Jahren besonders viele smarte Geräte zum Anziehen, die so genannten Wearables, hervorgebracht. Sportarmbänder, Smart Watches, Fitnesskopfhörer mit Trainingsanleitungen, Bewegungs-Tracker in verschiedenen Formen sind nur einige Beispiele für aktuelle Wearables. Neben Fitness und Gesundheitsgeräten gehören auch neue Formen von Computern wie Datenbrillen zu den Wearables.
IDC gesteht Entscheidern zu, vor der Komplexität des Themas zurückzuschrecken. Wer nicht das Geld für die Einführung der erforderlichen Infrastruktur ausgeben wolle, könne sich geeignete Partner suchen. Das Gründen von Kompetenz-Zentren, beispielsweise für die Datenverarbeitung im Edge-Bereich, biete sich an. Solche Zentren steigern nach Beobachtung von IDC die Akzeptanz des IoT.