Tod auf leisen Rädern

Umweltschützer warnen vor Mährobotern

07.07.2022
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Mähroboter sind bequem für Rasenbesitzer. Doch Umweltschützer warnen vor den autonomen Rasenmähern. Die Gründe.

Mähroboter sind Umweltschützern schon länger ein Dorn im Auge. Denn Mähroboter halten den Rasen dauerhaft kurz – die Rasenfläche ist damit für den Umwelt- und Artenschutz verloren. Doch darüber hinaus sind Mähroboter auch noch aus einem anderen Grund bei vielen Umweltschützern unbeliebt: Sie gefährden Igel, Jungvögel und andere Kleintiere.

Konkret ist es der Landesbund für Vogelschutz LBV, der davor warnt, dass der vermehrte Einsatz von Mährobotern oder Fadenmähern die kleinen Säugetiere in ihrer Lebensweise bedroht. Die motorisierten Mähwerkzeuge würden den Tieren häufig schwere Verletzungen zufügen. Laufen Mähroboter nach Einbruch der Dämmerung, seien die nachtaktiven Tiere besonders gefährdet. "Die meisten Mähroboter erkennen kleine Tiere wie junge Igel, Jungvögel, Reptilien oder Amphibien nicht als Hindernis. Die Tiere können überrollt, verstümmelt und getötet werden", warnt die LBV-Igel-Expertin Dr. Angelika Nelson. Sie führt fort: "Nicht selten sterben die Igel bei solchen Unfällen oder an den daraus resultierenden Wunden, die sich häufig entzünden."

Regelmäßig würden Tiere von den vermeintlich hilfreichen Gartenmaschinen verstümmelt oder getötet. "Viele Roboter-Opfer verkriechen sich und sterben heimlich im Versteck oder sie werden von Gartenbesitzern in der Mülltonne entsorgt. Daher gehen wir von einer hohen Dunkelziffer aus", so Nelson weiter.

Der LBV bezieht sich in seiner Warnung auf Testberichte der Stiftung Warentest. So würde im aktuellen Test nur eines von acht Modellen einen liegenden Kinderarm, der mit einem Holzstab simuliert wurde, schützen. "Ein Mähroboter, der Körperteile von Kindern überfahren würde, macht auch vor kleinen Tieren wie jungen Igeln, Jungvögeln, Blindschleichen, Eidechsen, Insekten und Spinnentiere nicht halt", warnt die LBV-Expertin. Das Problem wird durch das Schutzverhalten der Igel noch verschärft: "Da Igel bei Gefahr meist nicht davonlaufen, sondern sich zu einer Stachelkugel zusammenrollen, sind sie den stets überlegenen Maschinen schutzlos ausgeliefert und unter allen Tieren von der Gefahr besonders betroffen."

Mähroboter gefährdet auch die Artenvielfalt

Davon abgesehen entziehen Mähroboter Kleinsäugern und vielen Insekten jegliche Nahrungsgrundlage. "Im Rasen, der fast täglich vom Mähroboter gemäht wird, haben verschiedene Kleesorten, Löwenzahn, Wiesensalbei und Wiesenmargerite keine Chance Blüten zu bilden oder sich weiter auszusäen", so Angelika Nelson. In der Folge bleiben die Insekten fern, die für Igel und andere Wildtiere einen Großteil ihrer Nahrung ausmachen. "Die wenigen Insekten, die sich doch auf den Rasen verirren, werden oft in den Mähroboter eingesogen und zerhäckselt. Deshalb stellen Mähroboter eine Gefahr für die Artenvielfalt dar. Die Nutzung eines Mähroboters ist mit einer naturnahen Gartengestaltung nicht zu vereinen", stellt Nelson fest.

Die ökologische Alternative: Grünflächen lediglich ein oder zweimal im Jahr mähen. Oder zumindest den Rasen verwildern lassen.

Igel gefunden – Was tun?

Wer ein verletztes Tier findet, soll zu einem Tierarzt bringen, der sich mit Wildtieren auskennt oder zu einer Auffangstation für Wildtiere. Sie können auch beim LBV-Igeltelefon anrufen: Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5001.

Igel melden

Der LBV möchte noch mehr über den heimischen Gartenbewohner erfahren und ruft deshalb alle Naturfreunde dazu auf, ihre Igel-Beobachtungen unter www.igel-in-bayern.de zu melden. (PC-Welt)