Tech-Evangelisten predigen regelmäßig, dass Blockchain die Geschäftswelt, die digitale Welt und sogar die Welt selbst in einem Ausmaß revolutionieren wird, wie wir uns das in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Meist weniger lautstarke Skeptiker sagen dagegen, dass der Hype außer Kontrolle geraten ist. Dass die Technologie nicht die Chance hatte, sich organisch zu entwickeln. Und dass wir neben dem Potenzial auch die Risiken ehrlich einschätzen müssen.
Warum nicht alle Blockchain-basierten Unternehmen sinnvoll sind
Startups in Europa und den USA fügen ihrem Geschäft gern den Zusatz "Blockchain" hinzu - ob es nun sinnvoll ist oder nicht. Einige haben Währungen eingeführt, die jeglicher Logik entbehren.
Dogecoin, eine Krypto-Münze, wurde als Witz erschaffen und nutzt ein beliebtes Internet-Mem als Ausgangspunkt. Es gibt auch Bestattungsdienstleister auf Blockchain-Basis. Man könnte sich fragen, ob der Markt schon alles gesehen hat.
Mehr oder weniger vertrauenswürdige Start-ups profitieren erfolgreich vom Blockchain-Goldfieber, indem sie Millionen von Dollar über Initial Coin Offerings einsammeln. Dogecoin, zum Beispiel, stieg auf eine Marktkapitalisierung von 2 Milliarden Dollar an.
Obwohl sich Blockchain als ähnlich bahnbrechend wie das Internet erweisen könnte, ist die Technologie keine eierlegende Wollmilchsau. Einige Branchen und Projekte werden trotz des anfänglichen Optimismus weniger profitieren als andere. Auch wenn Blockchain verschiedene Geschäftsfelder grundlegend verändern kann, indem es sie billiger und bequemer macht, werden Szenarien, die Blockchain als ultimativen Erlöser darstellen, aktuell ernsthaft überstrapaziert.
Das Wort "Blockchain" mag Investoren und Vorstandsmitgliedern gefallen. Eine Technologie zum laufenden Geschäft hinzuzufügen, nur weil es cool klingt und weil es jeder es tut, kann sich jedoch als teurer Fehler entpuppen. Logische Argumente sollen hier stärker sein als die Angst, etwas zu verpassen.
Viele Projekte können Technologien, die bereits seit Jahren etabliert sind, ebenso gut umgesetzt werden. Oracle und MySQL, zum Beispiel, haben eine nachgewiesene Erfolgsgeschichte bei der Verarbeitung von Informationen. Warum also durch Blockchain ersetzen, wenn es keine kritische Notwendigkeit gibt?
Der Sinn der Blockchain-Technologie
Bei der Entscheidung, ob Blockchain für ein Projekt geeignet ist oder nicht, sollte man zuerst verstehen, dass Blockchain im Kern eine Datenbank ist, deren Einträge von mehreren Personen hinzugefügt werden, die einander nicht vertrauen. Blockchain eliminiert die Notwendigkeit, vertrauenswürdige Vermittler für Transaktionen zu beschäftigen. Wenn ein Projekt also nur vertrauenswürdige Beteiligte hat, die in Rahmen ihres Projektes Datenbanken nutzen, gibt es für den Einsatz einer Blockchain keine wirkliche Notwendigkeit.
Auf der anderen Seite sind Cybersecurity und der Schutz der Daten gute Beispiele für die sinnvolle Nutzung einer Blockchain. Consumer-VPN-Dienste auf Basis von Blockchain verschlüsseln den Webverkehr und helfen Usern, Zensur zu umgehen. Man kann sich dies vorstellen wie mehrere VPNs, die miteinander verbunden sind und sich während des Surfens ändern. Durch die Blockchain sind wir in der Lage, unsere Wahlsysteme und den Finanzsektor zu verbessern. Smart Contracts könnten zudem beim Supply Chain Management unterstützen, indem sie niedrigere Kosten und Schutz vor Betrug bieten.
- Blockchain
Blockchain wird in den kommenden Jahren zur Schlüsseltechnologie in der IT werden. - (1) Transaktion
Die Transaktion ist die elementare Grundeinheit der Blockchain. Zwei Parteien tauschen Informationen miteinander aus. Dies kann der Transfer von Geld oder Vermögenswerten, der Abschluss eines Vertrags, eine Krankenakte oder eine Urkunde sein, die digital gespeichert wurde. Transaktionen funktionieren im Prinzip wie das Versenden von E-Mails. - (2) Verifizierung
Die Verifizierung prüft, ob eine Partei die entsprechenden Rechte für die Transaktion hat. Die Prüfung erfolgt augenblicklich oder es wird in eine Warteschlange geschrieben, die die Prüfung später durchführt. An dieser Stelle werden Knoten, also Computer oder Server im Netzwerk, eingebunden und die Transaktion verifiziert. - (3) Struktur
Die Transaktionen werden zu Blöcken zusammengefasst, wobei diese mit einer Hash-Funktion als Bit-Nummer verschlüsselt werden. Die Blöcke können durch die Zuweisung des Hash-Wertes eindeutig identifiziert werden. Ein Block enthält einen Header, eine Referenz auf den vorhergehenden Block und eine Gruppe von Transaktionen. Die Abfolge der verlinkten Hashes erzeugt eine sichere und unabhängige Kette. - (4) Validierung
Bevor die Blöcke erzeugt werden, müssen die Informationen validiert werden. Das am meisten verbreitete Konzept für die Validierung von Open-Source-Blockchains ist das „Proof of Work“-Prinzip. Dieses Verfahren stellt in der Regel die Lösung einer schweren mathematischen Aufgabe durch den Nutzer beziehungsweise dessen Computer dar. - (5) Blockchain Mining
Der Begriff Mining stammt aus der Bergbau und meint das „Schürfen“. Bei diesem Vorgang wird der Block erzeugt und gehasht. Um zum Zug zu kommen, müssen die Miner ein mathematisches Rätsel lösen. Wer als Erstes die Lösung hat, wird als Miner akzeptiert. Der Miner erhält für seine Arbeit ein Honorar in Form von Kryptowährung (Bitcoin). - (6) Die Kette
Nachdem die Blöcke validiert wurden und der Miner seine Arbeit verrichtet hat, werden die Kopien der Blöcke im Netzwerk an die Knoten verteilt. Jeder Knoten fügt den Block an der Kette in unveränderlicher und unmanipulierbarer Weise an. - (7) Verteidigung
Wenn ein unehrlicher Miner versucht, einen Block in der Kette zu ändern, so werden auch die Hash-Werte des Blockes und der nachfolgenden Blöcke geändert. Die anderen Knoten werden diese Manipulation erkennen und den Block von der Hauptkette ausschließen.
Fazit
Seit der Einführung von Blockchain-Technologie im Jahr 2008 sprechen Tech-Experten über ihr disruptives Potenzial. Die transparente und sichere Erfassung sowie Übertragung von Daten liegen als Vorteile auf der Hand. Gartner's aktueller Hype Cycle for Emerging Technologies verortet Blockchain jedoch noch immer am "Höhepunkt der überzogenen Erwartungen". Nur langsam bewegt sich die Technologie in Richtung des "Tiefpunkt der Ernüchterung". Laut Gartner soll das "Plateau der Produktivität" innerhalb von fünf bis zehn Jahren erreicht werden.
In der Zwischenzeit müssen wir uns darauf konzentrieren, besser zu verstehen, wie wir Blockchain nutzen können - und vielleicht auch darauf, ein taubes Ohr für übertriebene Prophezeiungen zu haben.