Von stationären PCs hin zu Wearables

Ubiquitous Computing ist Realität

16.02.2015
Von 
Matthias Schorer ist Lead Business Development Manager IoT EMEA beim Virtualisierungs- und Cloud-Anbieter VMware.
Die Welt ist im Wandel – und deutsche Unternehmen verharren im Status Quo statt ihre Chancen zu ergreifen.
Zahlreiche Mikroprozessoren kommunizieren miteinander. Iboqiotpis Computing verspricht Kostenersparnis, Steigerung der Energieeffizienz, mehr Komfort, mehr Sicherheit und verbesserte Benutzerfreundlichkeit.
Zahlreiche Mikroprozessoren kommunizieren miteinander. Iboqiotpis Computing verspricht Kostenersparnis, Steigerung der Energieeffizienz, mehr Komfort, mehr Sicherheit und verbesserte Benutzerfreundlichkeit.
Foto: nopporn - shutterstock.com

Ubiquitous Computing, oder kurz UbiComp, ist ein essentieller Teil von modernem Computing. Mark Weiser, Xerox PARC Chief Scientist, definierte den Begriff Anfang der Neunziger für allgegenwärtig verfügbare Rechenleistung. Damals hat er die Vorstellungen seiner Kollegen bei weitem überschritten. Vor allem getrieben durch mobile Geräte ist Ubiquitous Computing heute Realität und nicht mehr wegzudenken. Und aufhalten können wir es schon gar nicht. Sehr wahrscheinlich steht in wenigen Jahren der Begriff "Computing" synonym zu Ubiquitous Computing.

Ubiquitous Computing hat weitreichende Auswirkungen für die Menschen, Unternehmen und die Gesellschaft im Ganzen. Allgegenwärtige Informationstechnologie und Rechenleistung durchdringt heute alle Bereiche: Die industrielle Produktion genauso wie Alltagsgegenstände vom Automobil, über das Telefon, bis hin zur Kaffeemaschine und verändert somit den Alltag der Menschen.

Viele Gründe sprechen für Ubiquitous Computing - gemäß den vielfältigen Anwendungsbereichen variiert der Hauptnutzen zwischen Kostenersparnis, Steigerung der Energieeffizienz, mehr Komfort, mehr Sicherheit und verbesserte Benutzerfreundlichkeit. Die großen Herausforderungen mit denen sich UbiComp konfrontiert sieht, sind die noch ausbaufähigen Mensch-Maschine-Schnittstellen, die Notwendigkeit des Datenschutzes, Minimierung des Ressourcenverbrauchs und gesetzliche Regelungen.

Ubiquitous Computing basiert auf unzähligen, sehr kleinen, drahtlos miteinander kommunizierenden Mikroprozessoren, die mehr oder weniger unsichtbar in Objekte eingebettet sind. Ausgestattet mit Sensoren können diese Computer die Umwelt des Objekts, in das sie eingebettet sind, registrieren und es mit Informationsverarbeitung und Kommunikationsfunktionen ausstatten. Solche Objekte verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten - sie "wissen" zum Beispiel, wo sie sind, welche anderen Objekte in der Nähe sind und was deren Funktion ist.

Auf lange Sicht durchdringt Ubiquitous Computing alle Lebensbereiche. Zum Beispiel steigt der Komfort im "Smart Home" und erhöht die Energieeffizienz, intelligente Fahrzeuge machen den Straßenverkehr sicherer, persönlich anpassbare Assistenzsysteme steigern die Arbeitsproduktivität im Büro und im medizinischen Bereich überwachen implantierbare Sensoren und Mikrocomputer die Gesundheit des Benutzers.

Diese Allgegenwärtigkeit spiegelt sich in einer Vielzahl an angesagten Begriffen wieder, etwa "Pervasive Computing" oder das "Internet der Dinge". In der Praxis sind die Unterschiede zwischen den Begriffen kaum auszumachen. Egal wie man es nennt, Ziel ist es die Menschen zu unterstützen sowie eine kontinuierliche Optimierung und Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Prozesse durch zahlreiche in die Umgebung integrierte Mikroprozessoren und Sensoren. Charakteristisch für diese Technologie ist die Dezentralisierung der Systeme, deren umfassende Vernetzung, Einbettung von Hardware und Software in Geräten und Gegenständen des täglichen Gebrauchs, mobile Unterstützung für den Benutzer durch Informationsdienste überall und jederzeit, Kontextsensitivität sowie die automatische Erkennung und autonome Verarbeitung von sich wiederholenden Aufgaben ohne das der Benutzer aktiv werden muss. Typische Devices sind Waerables - mobile, tragbare Computer - wie Smartwatches oder Smart Textiles in absehbarer Zukunft.

Mittlerweile haben UbiComp-Konzepte ihren Weg auch in die Politik gefunden, welche jedoch ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen - die Motive reichen von der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit hin zur Modernisierung der Gesellschaft. Japan arbeitet bereits seit über einer Dekade an der Vision namens "u-Japan", wobei das "u" hier nicht nur für ubiquitious sondern auch universal, user-zentriert und unique steht. Ziel der von der Industrie ausgerufenen "Ubiquitous Network Society" ist die massive Verbreitung von schnellen, drahtlosen Netzwerken und verbraucherorientierte Dienstleistungen - ganz in der Tradition der fortschrittlichen Mobilkommunikation in Japan. Singapur ist bereits so gut wie vollständig mit Breitband und drahtlosen Netzwerken ausgerüstet und gilt daher als ideales Testgebiet für neue Anwendungen. Neben der Netzwerkinfrastruktur will sich Singapur laut Regierung bald in eine allgegenwärtige Informationsgesellschaft entwickeln. Damit sollen wirtschaftspolitische aber auch gesellschaftliche Vorteile, wie beispielsweise die kulturelle Vielfalt des Vielvölkerstaats Singapur erzielt werden.

Entsprechende Initiativen sind in Deutschland leider aus den üblichen Gründen noch mehr als rar gesät. Datenschutzbedenken und der mangelnde Breitbandausbau verhindern, dass Deutschland hier in der ersten Liga mitspielt.

Eine gefährliche Entwicklung, denn Ubiquitous Computing ist mittlerweile weit mehr als nur eine Technologie-Vision. Smartphones, Tablets und mobile Anwendungen haben den Weg geebnet und sind in kürzester Zeit ein fester Teil unseres Lebens geworden. Viele Unternehmen begehen aber immer noch den Fehler, diese neue, dynamische Umwelt zu ignorieren und auf ihrem Status Quo zu beharren. Erfolgreiche Führungskräfte dagegen nutzen diesen Umbruch als Chance. Sie haben verstanden, dass Sie immer öfter und schneller auf "Störenfriede" - im englischen Disruptors genannt - in der eigenen Branche reagieren müssen.

Geschwindigkeit ist hier das Wichtigste. Für die IT bedeutet dies, dass die starren Hardware-zentrierten Modelle der Vergangenheit durch eine flexible, hybride und Software-definierte Infrastruktur ersetzt werden müssen. Diese ermöglicht dann die vom Business geforderte, agile Bereitstellung von as-a-Service-Angeboten. Somit schafft die IT Grundlagen für Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität in einer Welt, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit verändert. (bw)