An die sprichwörtliche Quadratur des Kreises mag sich mancher CIO beim Management der mobilen IT erinnert fühlen. Die Ansprüche sind hoch: Nutzer verlangen zu jeder Zeit und von jedem Ort aus Zugriff auf ERP-Daten (Enterprise Resource Planning), Geräte wie Anwendungen müssen leicht zu bedienen sein und die Datensicherheit muss den geltenden Firmenrichtlinien entsprechen.
Wie das in der Praxis zu schaffen ist, erläutert ein Webcast der Computerwoche. Bernhard Gebert, Account Sales Manager Central Europe von der IBM-Firma Fiberlink, diskutiert mit Michael Santifaller, Vorstandschef von Santix, und Thomas Völker von Fritz & Macziol. Die Moderation übernimmt Detlef Korus von der Computerwoche.
Wichtig ist den Experten die Unterscheidung zwischen Mobile Device Management (MDM) – und Enterprise Mobile Device Management. Es geht nicht nur um das Geräte-Management, sondern um sehr viel mehr: um das Management der Applikationen und Dokumente, der E-Mails, der Kosten und Verträge, die an jedem Gerät hängen.
Sicherheit und Datenschutz als größte Herausforderung
Die erste Frage, die Detlef Korus an die Zuschauer des Webcasts richtet, dreht sich um die größten Herausforderungen beim Enterprise MDM. Die User sind sich ziemlich einig: Sicherheit und Datenschutz. Das sagen jedenfalls 44 Prozent der Zuschauer. Die Wahl der richtigen Lösung – laut Völker tummeln sich 125 Anbieter auf diesem Markt - und die Gerätevielfalt nennen dagegen „nur“ noch jeweils 16 Prozent als größte Herausforderung.
Dieses Umfrageergebnis deckt sich mit den Erfahrungen der Sprecher. Verschlüsselung, Passwort-Management – diese Stichworte fallen in dem Webcast oft. „Am Frankfurter Flughafen gehen jede Woche 300 Laptops verloren“, mahnt Santifaller. Bei Smartphones dürften die Zahlen höher liegen, schon allein deswegen, weil kleinere Geräte leichter aus der Jackentasche rutschen. Santifallers Fazit: „Ein Gerät muss immer wehrhaft sein!“ Konkret: es muss sich selbst löschen, und es muss über eine Container-Lösung verfügen. Dienstliche und private Daten müssen klar getrennt sein.
Für Santifaller ist klar: „Mobile Endgeräte sind keine Exoten mehr, sondern gleichberechtigte Elemente der IT.“ IT-Chefs brauchen daher eine Enterprise MDM-Strategie, fügt Gebert an. Dazu gehören neben Passwort und Verschlüsselung auch Blacklisting und Whitelisting von Applikationen. An dieser Stelle hakt ein Zuschauer nach. Was man denn tun könne, wenn sich ein Angestellter nicht daran hält? Das sieht Gebert ganz gelassen. „Sie haben verschiedene Möglichkeiten“, sagt er. „Sie können dem Mitarbeiter mitteilen, dass Sie sein Gerät in fünf Minuten locken. Oder Sie machen ein Reset. Oder Sie nehmen ohne Vorwarnung die Business-Daten aus dem Device.“ Diese Zuschauerfrage zeigt, wie eng Mobility mit dem Thema BYOD (für „Bring your own device“) verknüpft ist.
BYOD ist nicht aufzuhalten
Was wiederum Rechtsfragen berührt – kann das Unternehmen vom Mitarbeiter verlangen, ein dienstlich genutztes Privatgerät bei Verlust zu ersetzen? Santifaller rät, auf jeden Fall Policies zu erlassen und die Belegschaft über die gelebte Firmenpraxis aufzuklären. Aufzuhalten ist der BYOD-Trend nicht, wie Völker mit Zahlen von Gartner belegen kann. Laut dem britischen Analystenhaus wird bis 2017 jedes zweite Unternehmen verlangen, dass die Belegschaft ihre eigenen Geräte mitbringt. Häufigstes Betriebssystem dürfte Android sein. Der Experte gibt zu Bedenken: „Diese Devices wurden ja eigentlich nicht für Unternehmenszwecke entwickelt.“
Wie sehr diese Themen bereits in der Unternehmenspraxis angekommen sind, zeigt das Ergebnis einer weiteren Umfrage unter den Webcast-Teilnehmern: 40 Prozent planen die Integration einer MDM-Lösung in den kommenden drei Monaten, weitere 20 Prozent in den nächsten sechs Monaten. Doch dann hat ein einzelner Webcast-Zuschauer noch eine ganz andere Frage: Was denn eigentlich mit Blackberry 10 sei? Gebert ficht das nicht an. „Wir haben viele Anfragen, Blackberry-Devices zu ersetzen.“, sagt er. „Obwohl das eigentlich ein gutes Produkt ist. Aber eben kein Hype!“