Mehr Digitalisierung bei den Olympischen Spielen 2016

Technologie ist Trumpf bei Sportereignissen

25.10.2016
Von 
Stefan Pieper verantwortet die externe Kommunikation für Atos in Deutschland. Zu den Aufgaben des studierten Historikers und Betriebswirts gehören Media- und Analyst Relation sowie Public Affairs. Darüber hinaus betreut Stefan Pieper Projekte zur Vermarktung komplexer und innovativer IT-Lösungen.
Die Olympischen Sommerspiele 2016 sahen Cloud-Technologie erstmals in einer Schlüsselrolle. Doch die Digitalisierung der Spiele steht erst am Anfang.

Über vier Milliarden Sportfans aus aller Welt haben die ersten Olympischen Spiele in Südamerika verfolgt. Mehr als je zuvor schauten über digitale Kanäle wie Livestreams oder Mobilgeräte zu. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse sämtlicher olympischer Wettkämpfe mit lediglich einer halben Sekunde Verzögerung übertragen, hunderttausende Athleten, Freiwillige und Mitarbeiter organisiert und Millionen von Meldungen an internationale Medien verschickt. Wer steht hinter dieser Herkulesaufgabe? Die mittlerweile wohlbekannte Digitalisierung.

Denn nicht nur der südliche Teil des amerikanischen Doppelkontinents feierte zu den diesjährigen Sommerspielen seine Premiere als Gastgeber für die Olympischen Spiele. Auch hinter den Kulissen, in der IT-Infrastruktur, gab es ein Debüt: Erstmals kam Cloud-Technologie prominent zum Einsatz.
Angesichts der exponentiell zunehmenden Datenmenge ist die Cloud eine willkommene und mittlerweile unabdingbare Alternative zu traditioneller Serverinfrastruktur. So wurden beispielsweise die über 300.000 Akkreditierungen komplett in der Cloud erfasst und verwaltet. Auch bei der Koordination der mehr als 70.000 Freiwilligen und Mitarbeitern hat sich diese Technologie in Rio bewährt. Besonders für ein globales Großevent wie die Olympischen Spiele ist die ortsungebundene IT natürlich Gold wert – „IT to go“ sozusagen.

Denn ein digital vernetztes Milliardenpublikum aus aller Welt benötigt vor allem zwei Dinge: Stabile Datenverbindungen für störungsfreie Live-Streams in hoher Qualität und umfassenden und unmittelbaren Zugriff auf Informationen und Datenbanken. Gerade letzteres spielt auch für die Medien eine immer größere Rolle, da immer längere Sendezeiten mit Content gefüllt werden wollen. Hier springt das Commentator Information System (CIS) ein, mit dem die Kommentatoren und Journalisten ständig mit den neuesten Wettkampfergebnisse und Hintergrundinformationen in Echtzeit direkt auf ihrem Laptop versorgt wurden.

Immer mehr Inhalte müssen bei Olympia bereitgestellt und übertragen werden.
Immer mehr Inhalte müssen bei Olympia bereitgestellt und übertragen werden.
Foto: Corepics VOF - shutterstock.com

Eventualitäten-erprobt

Um sicherzustellen, dass alle Systemkomponenten diesem 24/7-Ansturm in den 17 Tagen der Spiele gewachsen waren, mussten sie zuvor ein rigoroses Testprogramm absolvieren. In den zwei Jahren zwischen dem WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft und der Eröffnungszeremonie im Maracanã Stadion wurden mehrere 100.000 Stunden in Testläufe und Krisensimulationen investiert, um die Reliabilität sämtlicher Netzwerke und Verbindungen zu gewährleisten. Anwendungs- und Prozessspezialisten simulierten auch Katastrophenszenarien wie Hochwasser oder weitflächige Stromausfälle und Verbindungsfehler, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Erfolgreiche erste Etappe

Die Olympischen Sommerspiele 2016 veranschaulichen die Trends, von denen die IT vergleichbarer Großveranstaltungen in Zukunft geprägt sein wird. Zum einen die Entwicklung hin zu einer dezentralisierten Infrastruktur durch den Einsatz von Cloud- und Mobiltechnologie. Der Wegfall klobiger Server und das damit gewonnene Plus an Effizienz und Flexibilität zu geringeren Kosten sind genau das, was Unternehmen in Zeiten allgegenwärtiger Datenfluten benötigen. Denn egal ob Cyber-Security, Organisation oder Content, die Menge der zu erfassenden und verarbeitenden Daten wird weiter wachsen. Auf den diesjährigen Spielen wurden circa 400 IT Sicherheitsvorfälle pro Sekunde registriert – gegenüber den Spielen in London vier Jahre zuvor bereits ein 100-prozentiger Anstieg. Angesichts solcher Datenmengen werden die althergebrachten Strukturen in wenigen Jahren vollkommen obsolet sein.

Die Sehgewohnheiten bei Olympia ändern sich durch digitale Technik.
Die Sehgewohnheiten bei Olympia ändern sich durch digitale Technik.
Foto: Stefan Schnurr - shutterstock.com

Gleichzeitig haben neue technische Möglichkeiten wie Livestreams, Social Media und mobiler Internetzugang die Sehgewohnheiten und Erwartungshaltung des internationalen Publikums insoweit verändert, dass die Zuschauer nach einem unmittelbarem und immer verfügbarem Sporterlebnis verlangen. Rio de Janeiro stellt einen wichtigen ersten Schritt in diese Zukunft dar, doch die digitale Entwicklung der Olympischen Spiele hat gerade erst begonnen.