Der Trend Quiet Quitting, bei dem Mitarbeitende nur noch das Nötigste tun und sich sozusagen still und heimlich von ihrem Arbeitgeber verabschieden, wurde im vergangenen Jahr bereits viel diskutiert. Doch aktuell ist ein Trend zu beobachten, der für Unternehmen wahrscheinlich noch viel verheerender sein wird: Conscious Quitting.
Conscious Quitting zeigt sich bereits jetzt
In Großbritannien ist der Trend des Conscious Quitting schon deutlich präsenter als in Deutschland. In einer im Januar veröffentlichten KPMG-Studie gaben 82 Prozent der befragten Britinnen und Briten an, dass ihnen geteilte Werte mit ihrem Arbeitgeber wichtig sind. Doch viel erschreckender für Unternehmen dürfte sein, dass sich Conscious Quitting auch in der Praxis durchsetzt: Jede fünfte Person gab an, bereits ein Jobangebot abgelehnt zu haben, weil die ESG-Ambitionen des Unternehmens nicht mit ihren Werten übereinstimmten. Unter 18- bis 24-Jährigen war es sogar jeder beziehungsweise jede Dritte.
Es ist stark davon auszugehen, dass Conscious Quitting kein britisches Phänomen ist. In einer Umfrage von StepStone unter deutschen Arbeitnehmern gaben 75 Prozent an, dass es für sie wichtig ist, dass Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber einen hohen Stellenwert hat. Auch in Deutschland müssen sich Unternehmen dieser Herausforderung stellen. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf den Conscious Quitting-Trend zu werfen, um herauszufinden, was genau er für Unternehmen und Mitarbeiter bedeutet.
Es fehlt an gemeinsamen Werten
Von Conscious Quitting ist die Rede, wenn Mitarbeitende ihren Job kündigen, weil bestimmte Werte ihres aktuellen Arbeitgebers nicht mit ihren eigenen übereinstimmen. Dabei geht es meistens um Themen wie CSR (Corporate Social Responsibility), ESG (Environmental, Social and Governance) und DEI (Diversity, Equity and Inclusion) - also die soziale und gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und ihr Engagement in den Bereichen Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. Der Begriff Climate Quitting wird häufig synonym mit Conscious Quitting verwendet, auch wenn dieser sich speziell auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit bezieht.
Besonders jungen Mitarbeitern der Generation Y und Z ist es wichtig, dass ihr Arbeitgeber in den oben beschriebenen Bereichen Verantwortung übernimmt. Doch wie die KPMG-Studie zeigt, sind nicht nur Millennials und Gen Z bereit, berufliche Konsequenzen zu ziehen. Ein klares Zeichen für Unternehmen, dass sie die nachhaltige Transformation und ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung als Priorität behandeln sollten. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.
Mitarbeiter werden zu wenig einbezogen
Doch wie können Unternehmen Conscious Quitting effektiv vermeiden? Deutsche Unternehmen befinden sich bereits auf einem guten Weg mehr gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, allerdings werden die Mitarbeitenden bei entsprechenden Maßnahmen häufig nicht einbezogen. In der Deloitte CxO Sustainability Survey 2023 gaben 76 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass Investitionen in Nachhaltigkeit 2022 erhöht wurden.
Allerdings beobachten nur 44 Prozent der Führungskräfte, dass Aktivitäten von Mitarbeitenden positive Impulse im Bereich Nachhaltigkeit auslösen. Hier ist also noch Luft nach oben. Es stellt sich die Frage, ob die Mitarbeitenden keine positiven Impulse setzen wollen oder ob ihnen nicht die Möglichkeit dafür gegeben wird. In Anbetracht der Tatsache, wie wichtig Nachhaltigkeit für die meisten Arbeitnehmer ist, ist vermutlich eher zweiteres der Fall.
Arbeitgeber sollte verstärkt gute Ideen fördern
Um Mitarbeitenden die aktive Teilhabe an der nachhaltigen Transformation zu ermöglichen und Conscious Quitting entgegenzuwirken, können sich Unternehmen verschiedene Möglichkeiten überlegen. Zum Beispiel, indem sie ihre Mitarbeiter motivieren, mehr Verbesserungsvorschlägen einzubringen und gezielt und aktiv deren Ideen fördern. Gleichzeitig sollten die Mitarbeitenden ihre Wertvorstellung in das Unternehmen tragen und sich dort, wo es bereits möglich ist, beteiligen.
Um gute Ideen zu fördern, können Unternehmen den Mitarbeitenden auch die richtigen Mittel an die Hand geben, um Ideen zu entwickeln. Dafür sind beispielsweise Schulungen im Bereich Umwelt und Klima, wie die der AXA Climate School, geeignet. Diese können Mitarbeitenden das nötige Wissen vermitteln, um selbst Verbesserungen anzustoßen, positive Impulse zu geben und gleichzeitig realistisch einzuschätzen, welche Veränderungen in ihrem Sektor und Berufsfeld notwendig sowie sinnvoll sind. Außerdem: Werden Mitarbeitende auf diesem Wege aktiv in die nachhaltige Transformation integriert, sind sie sich darüber bewusst, was ihr Unternehmen bereits leistet. So lässt sich Conscious Quitting verhindern, während gleichzeitig die nachhaltige Transformation beschleunigt wird.
Nachhaltige Transformation dringend notwendig
Nachdem das Phänomen Conscious Quitting in Großbritannien bereits untersucht wurde und auch in Deutschland ähnliche Entwicklungen absehbar sind, sollten Unternehmen sich vorbereiten und aktiv werden, bevor die ersten Mitarbeitenden sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Auch in diesem Bereich zeigt sich, dass die nachhaltige Transformation in Unternehmen dringend notwendig und es unverzichtbar ist, die Mitarbeitenden an ihr zu beteiligen.
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