Mit autonom fahrenden, batteriebetriebenen Schienenfahrzeugen beschäftigt sich Parallel Systems, ein Startup, das von drei ehemaligen SpaceX-Ingenieuren gegründet wurde. Das Unternehmen hat nun im Rahmen einer Serie-A-Finanzierung 49,55 Millionen Dollar erhalten. Parallel Systems will in den USA ein effizientes CO2-freies Schienennetz für den Güterverkehr aufbauen und dafür die vorhandene Eisenbahninfrastruktur nutzen.
Wie Mitgründer und CEO Matt Soule mitteilte, soll das Geld für den Bau der zweiten Generation des Schienenfahrzeugs und den Start eines Testprogramms verwendet werden. Letzteres diene dazu herauszufinden, wie sich die Elektrofahrzeuge in den regulären Schienenverkehr integrieren ließen. Das Unternehmen will außerdem 60 Softwareingenieure einstellen. Parallel Systems erhielt die Finanzierung von Congruent Ventures, Riot Ventures, Embark Ventures und anderen.
Containertransport effizient und umweltschonend
Mit dem neuen Ansatz für den Schienenverkehr will Parallel Systems mehr Gütertransporte emissionsfrei auf die Schiene bringen und den Lkw-Verkehr auf den Straßen reduzieren. In den Vereinigten Staaten entfallen 28 Prozent des Güterverkehrs auf das Schienennetz, oft handelt es sich um Rohstofftransporte wie Kohle oder Holz. Der kleinere Teil, auf den sich aber das Startup konzentrieren will, betrifft den Transport von Containern zwischen verschiedenen Verkehrsträgern wie Schiffen und Lastwagen. Hier gebe es mehr Wettbewerb und "Appetit auf Innovation", sagte Soule gegenüber TechCrunch.
Die patentierte Fahrzeugarchitektur von Parallel besteht aus einzeln angetriebenen Waggons, die Standard-Schiffscontainer einzeln oder doppelt gestapelt laden und transportieren können. Sie lassen sich zu Zügen kombinieren und unterwegs wieder automatisch entkoppeln, um verschiedene Ziele anzusteuern. Ein Vorteil besteht den Gründern zufolge darin, dass die Waggons auch ohne große Frachtmengen wirtschaftlich betrieben werden können - obwohl sie laut Soule weitaus mehr Gewicht tragen werden als Lkw.
Gegenüber TechCrunch sagte Soule: "Damit Güterzüge mit Lastwagen konkurrieren können, sind sehr lange Züge nötig. Die Kosten für Lokomotive und Personal amortisieren sich erst mit der Länge eines Zuges." Doch das führe im Alltag zu Problemen, da es nicht viele Orte gebe, an denen man lange Züge abstellen könne. Auch werde im Warentransport der Einsatz langer Züge zum Problem, wenn es gelte die Waren abzuwickeln und Lagern oder dem Handel zuzuführen. Die Lindwürmer könnten Städte oder Häfen nur eingeschränkt anfahren. Dort würden eigens gebaute Terminals benötigt, um der physischen Größe gerecht zu werden.
Autonomer Transport zwischen Häfen
Parallel Systems könne indes auch ohne lange Züge wirtschaftlich arbeiten, so Soule. "Wir können uns in kleineren Zügen bewegen und müssen uns nicht den ganzen Tag mit dem Be- und Entladen beschäftigen. Wir sind innerhalb von ein oder zwei Stunden drinnen und wieder draußen, so dass Platz und Zeit für andere Züge bleibt." Dieser Ansatz ermögliche beispielsweise die Bedienung von Häfen oder das Einrichten von Shuttlesystemen in Binnenhäfen. Container könnten von einem Seehafen zu einem Binnenhafen transportieren kann, der oft der bessere Ort für weitertransportierende Lkw sei und näher an den Lagern liege.
Dem Startup zufolge ist das geschlossene Schienennetz der Bahn der ideale Bereich für die Kommerzialisierung autonomer Transporttechnologie. Der Zugang zu den Gleisen sei begrenzt und kontrolliert, der Verkehr werde zentral gesteuert.
Parallel Systems hat also - wie für Space-X-Pioniere erwartbar - große Rosinen im Kopf. Doch das Unternehmen ist noch weit von einer marktreifen Technologie entfernt. Bislang wurden noch keine Tests im Schienennetz durchgeführt. Das Startup hat lediglich einen Fahrzeugprototyp auf einer kleinen Nebenstrecke in Los Angeles getestet, die von den nationalen Netzen isoliert ist.
Der Weg ist noch weit
Da sich der US-amerikanische Schienenverkehr in Privatbesitz befindet, dürfte es für Parallel auch schwierig werden, seine autonomen Fahrzeuge in großem Maßstab zu testen. Das Startup hofft auf private Eisenbahnunternehmen als Kunden, die den Dienst aus wirtschaftlichen Gründen nutzen und bei der Bereitstellung und Integration der Technologie unterstützen wollen. Verlader auf der ganzen Welt wünschten sich eine schnellere und sauberere Fracht, hier wolle man als Pionier dabei sein.
Die Herausforderung liegt laut Soule darin, nicht nur einen umweltschonenderen Transport auf die Schiene zu setzen, sondern auch eine Reihe betrieblicher und wirtschaftlicher Hindernisse zu überwinden, die ein so starres und eingefahrenes System wie der Bahnverkehr mit sich bringe. Wenn man aber den eigenen elektrobetriebenen Zugverkehr gegen den CO2-Ausstoß eines Diesel-Lkw hochrechne, "werden wir mit unserer Technologie im Durchschnitt 90 Prozent weniger CO2 pro Meile für den Transport einer Frachteinheit ausstoßen als ein Lkw." (hv)