Die momentane Entwicklung des ITK-Standorts Europa sieht der VDE insgesamt kritisch. Abgesehen vom Thema IT-Security - wo sich Deutschland "durchaus sehen lassen" könne - gebe es in vielen Punkten Nachholbedarf. Welche konkreten Schritte nötig sind, um beim Thema Digitalisierung gegenüber der Konkurrenz aus Asien oder den USA nicht den Anschluss zu verlieren, erklärte VDE-Präsident Bruno Jacobfeuerborn im Rahmen einer Pressekonferenz auf der CeBIT 2015.
Mikrochips "Made in Europe"
Die wichtigste Forderung des VDE zur Sicherung des ITK-Standortes Europa, beziehungsweise Deutschland, über das Jahr 2020 hinaus ist die Etablierung als Mikroelektronik-Standort.
Nur so könne man einerseits bei Trend-Themen wie Industrie 4.0 zum Mitgestalter werden und andererseits auch für die nötige IT-Sicherheit sorgen. Als großes Ziel formulierte Jacobfeuerborn einen Marktanteil der europäischen Mikrochip-Industrie von 20 Prozent - bis zum Jahr 2020. Hierzu seien jährliche Investitionen von rund 25 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 23,6 Milliarden Euro) nötig.
5G, Glasfaser und Support für den Mittelstand
Weitere Milliarden wird auch der vom VDE geforderte konsequente Ausbau des Glasfasernetzes und des 5G-Mobilfunknetzes verschlingen. Die Kosten hierfür könne man, so Jacobfeuerborn, jedoch nicht alleine den Netzbetreibern auferlegen. Auch die restliche Privatwirtschaft müsse in die Pflicht genommen werden.
Mehr Unterstützung wünschen sich die VDE-Verantwortlichen insbesondere auch für die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Deren innovative Ideen würden es, bedingt durch die mangelnde Förderung, oft nicht zur Marktreife bringen. Die Lösung hierfür ist nach Ansicht des VDE-Präsidenten in erster Linie eine "aktive Industriepolitik, die intelligente und verlässliche Rahmenbedingungen für Innovation, Investitionen und Wachstum setzt".
Exportschlager IT-Security?
Beim Thema IT-Security sehen die Verantwortlichen des VDE den Standort Deutschland auf einem guten Weg. Sicherheit "made in Germany" sei ein Schlüsselfaktor für Industrie 4.0, Smart Cities und habe das Zeug zum Exportschlager der Zukunft.
Um dieses Erfolgspotenzial voll auszunutzen sei ein schlüssiges Gesamtkonzept für IT-Sicherheit notwendig, so Jacobfeuerborn. Das betreffe insbesondere die Entwicklung neuer Systeme - hier müssten Sicherheitsaspekte frühzeitig mit berücksichtigt werden.
- Zehn Thesen zur Digitalisierung
In Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Dimension Data hat Crisp Research Ende letzten Jahres die unabhängige Studie "Digital Business Readiness" umgesetzt. Ziel war es, ein Stimmungsbild deutscher Unternehmen zum aktuellen Stand ihrer digitalen Transformation zu zeichnen. Hier finden Sie Zehn Thesen, die sich aus dieser Studie ableiten lassen - 1. Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gange ...
... und hat mittlerweile sämtliche Branchen mehr oder minder fest im Griff. Dennoch steht die Wirtschaft noch am Anfang eines langen Transformationsprozesses. - 2. Die digitale Transformation wird die Unternehmen ...
... in den kommenden Jahren in Gewinner und Verlierer spalten. - 3. Das Gros der deutschen Unternehmen hat erkannt, ...
... welche weitreichenden Implikationen der digitale Umbruch nach sich zieht. Die absolute Mehrheit sieht sich gut bis sehr gut dafür aufgestellt. Allerdings haben nur 42 Prozent bislang eine funktionierende Digitalstrategie. - 4. 39 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich als Profiteure ...
... und Gestalter des digitalen Wandels. 61 Prozent bezeichnen sich als Mitläufer und Skeptiker. - 5. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Digital Excellence ...
... und der erfolgreichen Implementierung einer Digitalstrategie. So haben bereits zwei Drittel (67 Prozent) der Digital Champions (Profiteure und aktive Gestalter) ihre Strategie erfolgreich implementiert und mit der Umsetzung in die Praxis begonnen. - 6. Die IT-Abteilungen sind die entscheidenden Akteure, ...
... wenn es gilt, die Strategie zu entwerfen und die Aktivitäten im Prozess der digitalen Transformation zu steuern und umzusetzen. Allerdings wirkt das Thema weit über die Grenzen der IT-Abteilung hinaus. - 7. Die Kunden sind Treiber der digitalen Transformation.
Von ihnen gehen die Veränderungen aus. - 8. Das Rechenzentrum ist das Epizentrum der Digitalisierung.
Für mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) ist es die alles entscheidende Basis der Digitalisierung. - 9. Für eine zukunftssichere Infrastruktur ...
... sind Investitionen nötig, die über das Rechenzentrum hinausgehen. - 10. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen glauben, ...
... dass sie für eine konsequente Umsetzung der digitalen Transformation professionelle Partner brauchen. Diese sollten eine hohe Kompetenz bei der IT-Integration sowie umfangreiches Prozess- und Branchen-Know-how mitbringen.