Mit der Transformation in der bestehenden VUCA-Welt entwickeln sich in vermutlich fast allen Branchen auch neue, sich stetig ändernde Kundenbedürfnisse. Dennoch ist es nur verständlich, wenn viele Mittelständler mit Veränderungen noch zurückhaltend sind und sich scheuen, ihre bestehenden Geschäftsmodelle hinsichtlich deren Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu hinterfragen. Schließlich bestand bisher keine Notwendigkeit, neue Wege zu gehen und Organisatorische Resilienz zu entwickeln. Oftmals ist es gerade etablierten mittelständischen Unternehmen nicht bewusst, worin die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für die Anpassung des bestehenden oder die Entwicklung eines neuen innovativen Geschäftsmodells liegen.
Geschäftsmodell Innovation - Lösung und Herausforderung
Das Entwickeln innovativer Geschäftsmodelle im aktuellen Transformationsprozess erfordert, sich noch viel intensiver mit den Zielkunden, deren Rahmenbedingungen und deren spezifischer Wertschöpfung zu beschäftigen. Das Geschäftsmodell beschreibt, wie Organisationen für ihre Kunden Nutzen stiften, diese davon überzeugen, dafür eine (monetäre) Gegenleistung zu entrichten, und wie daraus Werte für die eigene Organisation geschaffen werden können, wie Wolfgang Albeck in seinem Buch "Geschäftsmodellinnovationen für das mittlere Marktsegment" aufzeigt.
Es geht zunehmend darum, noch besser zu verstehen, welcher Nutzen und welche Mehrwerte für die Umsetzung der Prozesse der Zielkunden geschaffen werden können. Dabei gilt es für jedes definierte Zielkundensegment ein eigenes Geschäftsmodell mit eigener Ansprache und eigenem Leistungsportfolio zu entwickeln. Durch die neuen technologischen Entwicklungen basierend auf IoT, KI, Big Data, Cloud bis hin zur Blockchain lassen sich unterschiedliche Zielkundensegmente fokussiert ansprechen, Leistungsangebote spezifisch modularisiert und nutzbringend liefern sowie neue Märkte nachhaltig erschließen.
Erfolgsfaktoren für innovative Geschäftsmodelle
In der Praxis haben sich Aspekte aufgezeigt, welche wesentliche Erfolgsfaktoren für das Entwickeln und das nachfolgende Implementieren von Geschäftsmodellen darstellen. Diese Erfolgsfaktoren sollten insbesondere von etablierten Unternehmen für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell im Vorfeld bewusst betrachtet und reflektiert werden:
Konsequente Verbindlichkeit (Commitment): Entscheidet sich die Geschäftsleitung dazu, proaktiv ein innovatives Geschäftsmodell zu entwickeln, ist die verbindliche Entschlossenheit, ein umzusetzendes Geschäftsmodell auch wirklich erreichen zu wollen, ganz wesentlich. Der Prozess bis zum ersten "finalen" Geschäftsmodell dauert meist länger als gedacht, ist iterativ und durchläuft in den meisten Fällen Höhen und Tiefen, die von der Führung aufgefangen werden müssen. Konsequente Verbindlichkeit dient der Führung selbst und dem gesamten Unternehmen über die Dauer des Entwicklungsprozesses in der Orientierung zu bleiben.
Investition bereitstellen: Das Entwickeln eines neues Geschäftsmodells und dessen Umsetzung kann mit dem Gründen eines neuen Unternehmens oder auch Geschäftsbereiches verglichen werden. Mit dem Unterschied, dass es gerade bei mittelständischen Unternehmen in eine Transformation übergeht. Es handelt sich um eine Investition in die Zukunft, für welche Kapital, Zeit, Technologien, Ressourcen und unterschiedliche Kompetenzen bereitgestellt werden müssen.
Agiles Projekt & Vorgehen: Ein Geschäftsmodell entwickelt sich nicht einfach neben dem Tagesgeschäft - das zu glauben, ist eine Illusion. Mit dem Implementieren als idealerweise agiles Projekt, basierend auf einem definierten Vorgehensmodell, erhält die Entwicklung ihren "Raum" und bleibt im Verlauf fokussiert. Charakteristisch für agile Projekte ist das inkrementelle und iterative Erarbeiten von Ergebnissen sowie Reflektieren in kurzfristigen Abständen. auf diese Weise lassen sich auch die benötigten Investitionen im Verlauf sehr gut abschätzen.
Lesetipp: Agile Projektarbeit richtig orchestrieren
Verbindliches Projektteam: Vorteilhafter für das Innovationspotenzial ist ein multidisziplinäres, am besten genderparitätisches Projektteam. Für die intrinsische Motivation, auch zur Überwindung von Höhen und Tiefen im Prozess, ist das Identifizieren mit den Zielen und Inhalten des Projektes sehr bedeutsam. Bekennen sich die Teammitglieder zu dem Ziel und verpflichten sich selbst für das Erreichen des Ziels, übernehmen sie auch Verantwortung für die Zielerreichung und sind zu Höchstleistungen bereit.
Kontinuierliches Business Development: Das Entwickeln und Anpassen hört mit dem Implementieren eines neuen innovativen Geschäftsmodells nicht auf. Vor allem in einer VUCA-Welt ist das kontinuierliche Reflektieren und Anpassen der Geschäftsmodelle ein unabdingbarer Prozess, welcher in den Aufgabenbereich des Business Development fällt. Falls bisher nicht geschehen, sollte dieser Aufgabenbereich so früh wie möglich eingeführt werden.
Interne und externe Experten: Auch wenn das Projektteam zu Höchstleistungen bereit ist, wird es nicht alles wissen und erarbeiten können. In der Komplexität der Möglichkeiten und der damit verbundenen Wechselwirkungen sollten ergänzend Experten genutzt werden. Interne wie auch externe Fach- und Methoden-Kompetenzen helfen dabei, Hindernisse im Prozess schneller zu überwinden. Auch Mitglieder eines eventuell bestehenden Beirats oder Aufsichtsrats sollten dabei in Betracht gezogen werden. Sehr fördernd wirkt sich das Implementieren eines ständigen multidisziplinären Advisory-Boards aus, welches sowohl fachlich als auch die konsequente Verbindlichkeit in der Umsetzung des Entwicklungsprozesses unterstützt.
- Spielregeln für das Projekt-Team
Diese Spielregeln sorgen für eine offene Kommunikation und bieten auch im Konfliktfall eine Orientierung. - Tipp 2
Eine offene Kommunikation einhalten. - Tipp 3
Eine konstruktive Zusammenarbeit umsetzen. - Tipp 4
Zu Problemen grundsätzlich Lösungsvorschläge anbieten. - Tipp 6
Keine Arbeitspakete ohne Termin und Verantwortlichen definieren. - Tipp 7
Delegieren von Arbeitspaketen vermeiden. - Tipp 8
Lieber miteinander reden anstatt E-Mail-Ping-Pong zu spielen. - Tipp 9
Keine politischen Spielchen treiben. - Tipp 11
Dynamik entwickeln und auf das gesamte Projektteam sowie alle Anwender übertragen.
Transparenz & Kommunikation: Neue Geschäftsmodelle wirken sich auf alle Bereiche des Unternehmens aus. Beispielsweise werden neue Technologien eingeführt, Prozesse und Arbeitsweisen verändern sich, es werden neue Strukturen geschaffen, Führungskräfte und Mitarbeiter erhalten neue Rollen mit neuen Anforderungen und so weiter. Spätestens mit den ersten Versuchen wird das neue Geschäftsmodell auch für die Führungskräfte und Mitarbeiter zur Realität und der eigentliche Transformationsprozess beginnt. Um Widerstände bei der gewollten Transformation zu mindern, sollten alle Mitarbeiter über die geplanten Veränderungen und deren Zweck von Beginn an transparent und verständlich informiert werden. Hilfreich ist es auch, Führungskräfte und Mitarbeiter schon bei der Entwicklung des Geschäftsmodells aktiv einzubinden.
Viele Unternehmen werden sich an die neuen Gegebenheiten anpassen müssen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, früher oder später vom Markt zu verschwinden. Denn ein "Zurück zur alten Planbarkeit" mit stetigem Wachstum wird es nicht mehr geben. (bw)