IBM-Think-Konferenz 2022

So will IBM quantenzentrierte Supercomputer bauen

12.05.2022
Im Rahmen seiner Think-Konferenz konkretisierte IBM seine Pläne, einen quantenzentrierten Supercomputer zu bauen.
IBM plant bereits den Bau eines quantenzentrierten Supercomputers, so der Konzern auf seiner jährlichen Think-Konferenz.
IBM plant bereits den Bau eines quantenzentrierten Supercomputers, so der Konzern auf seiner jährlichen Think-Konferenz.
Foto: Timofeev Vladimir - shutterstock.com

Wie berichtet will IBM bis 2025 der ersten 4.000 Qubit-Quantencomputer bauen. Um dieses Ziel zu erreichen, will der Konzern drei 1.386-Qubit-Multichip-Prozessoren, die IBM "Kookaburra" nennt, zusammenschalten. Dies soll insgesamt 4.158 Qubits ergeben.

Damit kommen auf IBM und seine Partner, wie im Rahmen der Think-2022-Konferenz zu erfahren war, eine Menge Herausforderungen zu. So müsse, wie es heißt, massenweise neue Software entwickelt werden. Sie ist erforderlich, um solche Systeme zu steuern und miteinander zu verbinden. Gleichzeitig soll die Fehlerkorrektur verbessert werden, um genauere Rechenergebnisse zu erzielen.

Quanten-Supercomputer

Allerdings ist der 4.000 Qubit-Rechner nur der erste Schritt. "Unser Ziel ist es, quantenzentrierte Supercomputer zu bauen", so IBM-Forscher zu den Plänen des Unternehmens. "Der quantenzentrierte Supercomputer wird Quantenprozessoren, klassische Prozessoren, Quanten-Kommunikationsnetzwerke und klassische Netzwerke umfassen, die alle zusammenarbeiten, um die Art und Weise, wie wir rechnen, vollständig zu verändern."

IBMs Quanten-Roadmap.
IBMs Quanten-Roadmap.
Foto: IBM

Um dieses Ziel zu erreichen, muss IBM nach eigenen Angaben die Herausforderung der Skalierung von Quantenprozessoren lösen, indem es eine Laufzeitumgebung für Quantenberechnungen mit erhöhter Geschwindigkeit und Qualität entwickelt und ein serverloses Programmiermodell einführt, damit Quanten- und klassische Prozessoren reibungslos zusammenarbeiten können.

Qiskit Runtime

Dabei will IBM auf seiner aktuellen Qiskit-Runtime-Software aufbauen, um mit Algorithmen zur Erstellung und Handhabung von Quantenprogrammen zu experimentieren. Bereits 2023 sollen direkte Qiskit Runtime und in der Cloud erstellte Workflows unterstützt werden, um einen serverlosen Ansatz in den Kern des Quanten-Software-Stacks zu bringen. Dieser serverlose Ansatz sei auch ein entscheidender Schritt zur intelligenten und effizienten Verteilung von Problemen auf Quanten- und klassische Systeme. "In den Jahren 2024 und 2025 werden wir Techniken zur Fehlerminderung und -unterdrückung in Qiskit Runtime einführen",so IBM. Diese Techniken sollen die Grundlage für eine künftige Quantenfehlerkorrektur schaffen.

Gleichzeitig arbeitet der Konzern daran, dass Quantenprozessoren parallel arbeiten können. zudem wird IBM nach eigenen Angaben Koppler mit kurzer Reichweite auf Chipebene entwickeln, um Quantenchips zu einem einzigen, größeren Prozessor zusammenzuschalten. Das Unternehmen geht davon aus, dass es bis zum nächsten Jahr gemeinsam mit Partnern Prototypen von Quantensoftwareanwendungen für bestimmte Anwendungsfälle entwickeln wird, angefangen beim maschinellen Lernen. Bis 2025, so IBM, werden Entwickler in der Lage sein, Quantenanwendungen in den Bereichen maschinelles Lernen, Optimierung, Naturwissenschaften und mehr zu erforschen.

Weitere Themen der Think 2022

Weitere Themen auf der diesjährigen Think-Konferenz sind Künstliche Intelligenz (wie berichtet), Nachhaltigkeit, IBMs SAP-Migrationsprojekt sowie der Fachkräftemangel. Eine neue CEO-Studie des IBM Institute for Business Value (IBV), für die weltweit mehr als 3.000 CEOs befragt wurden, ergab, dass Nachhaltigkeit auf der Unternehmensagenda einen hohen Stellenwert hat. Fast die Hälfte (48 Prozent) der befragten CEOs bezeichneten Nachhaltigkeit als eine ihrer höchsten Prioritäten. Gleichzeitig beeinträchtige der wachsende Druck von Vorständen und Investoren zusammen mit einem Mangel an zuverlässigen Daten und technologischen Barrieren ihre Fähigkeiten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der befragten CEOs nennen Nachhaltigkeit zudem als eine ihrer größten Herausforderungen in naher Zukunft. Ein Anstieg von 59 Prozent seit 2021.

SAP-Partnerschaft gewinnt an Schwung

Im Rahmen der langjährigen Partnerschaft mit SAP führt IBM mit seiner Migration auf SAP S/4HANA eines der weltweit größten SAP-ERP-Migrationsprojekte durch. Das vom Unternehmen geleitete Projekt wird letztendlich mehr als 375 TB an Daten aus dem Unternehmen selbst und aus verschiedenen Cloud-Umgebungen verschieben, beschleunigt durch RISE mit SAP auf IBM Power on Red Hat Enterprise Linux on IBM Cloud. Im Rahmen der von IBM Consulting geleiteten Transformation werden mehr als 300 SAP-Instanzen verschoben und 500 Server konsolidiert.

Fachkräftemangel und Cybersicherheit

Aufbauend auf der Verpflichtung, bis 2030 30 Millionen Menschen zu qualifizieren, begegnet IBM dem Fachkräftemangel und der Cybersecurity-Krise mit neuen und erweiterten Partnerschaften mit sechs Historically Black Colleges & Universities (HBCUs), dem U.S. Department of Veterans Affairs und der Specialisterne Foundation. Dabei plant IBM mehr als 20 Cybersecurity Leadership Centers mit HBCUs und HBCU-Systemen. Diese Universitäten werden Zugang zu einer maßgeschneiderten mehrjährigen Cybersecurity-Erfahrung mit IBM erhalten. Dazu zählen, wie es heißt, Online-Lernpläne, Cloud-Zugang und eine immersive Lernerfahrung. Auf dies Weise soll die Kapazität der HBCUs erweitert werden, Spezialisten für den Cybersecurity-Sektor auszubilden.

In der Zusammenarbeit mit dem U.S. Department of Veterans Affairs und der Specialisterne Foundation plant das Unternehmen seine IBM SkillsBuild anzubieten. Dabei sollen erweiterte Ressourcen für Angehörige der US-Veteranenbehörde, die sich um eine Berufsausbildung und -qualifikation bemühen, angeboten werden. Um eine Berufsausbildung für Menschen mit neurodiversen Störungen soll es schlussendlich in der Zusammenarbeit mit der Specialisterne Foundation in 13 Ländern (Australien, Österreich, Brasilien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Island, Irland, Italien, Mexiko, Spanien, Vereinigtes Königreich, USA) gehen.

Die deutsche Ausgabe der Konferenz Think 2022 findet am 30. und 31. Mai in Berlin statt.