Stellen Sie sich vor, Sie stehen an der Einreisekontrolle eines Flughafens. Irritiert stellen Sie fest, dass der Beamte an der Passkontrolle sich Ihnen gegenüber eher ungewöhnlich verhält. Plötzlich stehen bewaffnete Polizisten neben Ihnen und nehmen Sie in Gewahrsam. Blödsinn? Kann Ihnen nicht passieren? Sie sind rechtschaffen? Obrigkeitsverbunden? Pech gehabt!
Wie aus einem schlechten Film
Was klingt, wie aus einem schlechten Film, glaubt das israelische Unternehmen Faception wahrmachen zu können. Faception hat sich auf die Entwicklung einer Gesichtserkennungssoftware spezialisiert. Nicht irgendeiner - einer also, die anhand des Fotos eines Menschen diesen lediglich im Internet ausfindig machen und seine Identität aufdecken kann. Das geht schon heute und ist schlimm genug.
Faception aber behauptet, seine biometrisch arbeitende und selbstlernende Software könne am Gesicht ablesen, ob jemand ein friedliebender Sympath oder ein übelmeinender Bösewicht ist. Hierzu macht sich die Software die Abstände verschiedener Punkte (sogenannter Deskriptoren) im Gesicht zu eigen. Daraus will der Algorithmus dann Persönlichkeitsmerkmale berechnen können. Das Ergebnis ist eine je individuelle "Persönlichkeits-Score-Card". Die legt fest, ob man ein Mensch mit abartigen Sexualgepflogenheiten, ein Betrüger, ein vertrauenswürdiger Philanthrop oder vielleicht doch ein terroristischer Massenmörder ist.
Moralisch besser ist gleich schöner
So weit, so schlecht. Schon im Mittelalter und in der Renaissance arbeiteten sich Gelehrte an der Physiognomik ab, um insbesondere vom Gesicht eines Menschen Rückschlüsse auf dessen Charakter und Temperament ziehen zu können. Im 18. Jahrhundert erlangte Johann Caspar Lavater einige Berühmtheit mit seinen "Physiognomischen Fragmenten". Von ihm stammt die krude Aussage, "je moralisch besser, desto schöner. Je moralisch schlimmer, desto hässlicher".
Im 19. Jahrhundert entwickelte der holländische Arzt Petrus Camper die These, am Gesicht könne man die Intelligenz eines Menschen ablesen. Das zeige sich nämlich am Winkel, den eine horizontale Linie von der Nasenwurzel bis zur Ohröffnung und eine vertikale Linie von der Nasenspitze zum Scheitelpunkt der Stirn beschreibt. Camper - wie jetzt Faception - bedient sich bestimmter Punkte im Gesicht eines Menschen und deren Abständen zueinander.
Bei Camper konnten sich die nationalsozialistischen Rassenhygieniker bedienen. Denn der Holländer folgerte aufgrund seiner Messungen: Beim Affen beträgt der beschriebene Winkel 58 Grad. Negroide Menschen weisen angeblich einen Winkel von 70, Europäer einen von 80 Grad auf. Dem von griechischen Statuen abgeleiteten klassischen Schönheitsideal maß Camper 100 Grad ab - geistige Überflieger mithin. Auch der italienischen Arzt Cesare Lombroso meinte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund seiner Forschungen an Gesichtern im Voraus erkennen zu können, ob jemand ein Verbrecher ist oder nicht.
Pariser Terroristen zu 80 Prozent erkannt
Solcherlei Erkenntnisse nun glaubt Faception mit seiner Software perfektionieren zu können. Angeblich hätte die eigene Software drei Attentäter der Pariser Anschläge im November 2015 zu 80 Prozent als Terroristen eingestuft. Im "Wall Street Journal" wird der Faception-Chef Shai Gilboa mit den Worten zitiert, die Personalität des Menschen "ist von unserer DNA determiniert und spiegelt sich in unserem Gesicht." Solch wilder Biologismus verortet Charaktereigenschaften ausschließlich im Erbgut und spiegelt sie via Deskriptoren und Profiling-Analysen in einer Software wider.
Department of Homeland Security
Und jetzt stehen Sie also vor einem Beamten - beispielsweise der US-Einwanderungsbehörde. Ach ja: Faception arbeitet mit dem US-Department for Homeland Security zusammen. Honi soit qui male y pense. Das Heimatschutzministerium wurde am 25. November 2002 unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001 etabliert.
- Facebook Big Sur
Das unter Open-Source-Lizenz stehende KI-System setzt auf die Nvidia Tesla Accelerated Computing Platform und übernimmt bei Facebook heute komplexe Aufgaben, für die früher auf Drittanbieter-Hardware zurückgegriffen werden musste. - Google RankBrains
Für Suchanfragen, die erstmalig auftauchen, soll RankBrains menschliche Schriftsprache in mathematische Vektoren übersetzen, die die Suchengine dann verarbeiten kann. Diese Form des maschinellen Lernens wird mit steigender Zahl bislang unbekannter Suchanfragen immer besser. Wissbegierige Internetnutzer trainieren das System quasi unbewusst. - Google Deepmind AlphaGo
Besiegte kürzlich den Welt- und den Europameister im asiatischen Brettspiel Go: das KI-System Alpha Go, das von Google Deepmind entworfen wurde. - SwiftKey Neural Alpha
Wer SMS schreibt, bekommt schon länger Wortvorschläge. Mit Neural Alpha will "n-gram"-Erfinder SwiftKey nun aber auch ganze Satzzusammenhänge vorhersagen und so die Texteingabe noch intuitiver machen. - Open AI
Investor und Tesla-Gründer Elon Musk erforscht in der "Open AI"-Initiative zusammen mit anderen Silicon-Valley-Vordernkern die Künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit. Damit wir keine bösen Terminatoren bekommen, die uns alle versklaven wollen... - Microsoft XiaoIce
Der Microsoft-"Virtual Social Assistant" XiaoIce trägt seit Ende 2015 den Wettbericht im chinesischen Fernsehen komplett ohne menschliche Hilfe vor. - Roboter-Concierge Connie
Wenn Sie demnächst in einem Hilton absteigen, könnten Sie einem kleinen Roboter-Concierge begegnen: "Connie" arbeitet mit Watson-Technologie von IBM und steht Hotelgästen mit Rat und Tat zur Seite. Das Pilotprojekt läuft gerade in den USA.