In erstaunlich kurzer Zeit hat sich das Internet of Things (IoT) vom Konzept hin zu einem essenziellen Bestandteil in Industrie, Warenwirtschaft und vielen weiteren Branchen und Einsatzfeldern entwickelt. Laut der IDG-Studie "Internet of Things 2019" hat sich die Anzahl der IoT-Projekte seit vergangenem Jahr sogar verdoppelt, es wird an neuen Entwicklungen geforscht und zahlreiche vielversprechende IoT-Lösungen sind unterdessen bereits ausgereift. Ein Aspekt jedoch dämpft die Euphorie der Unternehmen: Die Projektlaufzeiten zur Umsetzung von IoT-Projekten nehmen zu, die Wirkung des Internet of Things entfaltet sich verzögert. Unternehmen sollten deshalb verschiedene Punkte beachten, um die Time-to-Market zu verkürzen und schneller Mehrwerte aus IoT-Projekten zu generieren.
Der Studie zufolge ist die Mehrheit der Unternehmen sehr zufrieden oder zufrieden mit den Ergebnissen ihrer bisherigen IoT-Projekte. Doch die Komplexität der Projekte insgesamt nimmt zu. Das bedeutet, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr nun länger dauert, bis der Erfolg sich einstellt. Konkret profitierten lediglich neun Prozent der Firmen sofort von ihren IoT-Projekten (2018: 18 Prozent), 15 Prozent nach vier bis acht Wochen (2018: 16 Prozent), 26 Prozent nach drei Monaten (2018: 28 Prozent) und 29 Prozent nach einem Jahr (2018: 24 Prozent).
Interessant ist auch ein Aspekt, den McKinsey 2018 in einer Umfrage unter 301 IoT-Experten aufdeckte: Weniger als 30 Prozent der Unternehmen sind bereits über die Pilotphase ihrer IoT-Projekte hinausgekommen und tatsächlich dauern die Pilotprojekte in 85 Prozent der Fälle sogar mehr als ein Jahr. Zu den größten technischen Herausforderungen gehören laut der Umfrage das Fehlen einer zuverlässigen und ausgereiften IoT-Plattform sowie Schwierigkeiten bei Datenkommunikation und Konnektivität.
Wie aber können Unternehmen den Erfolg ihrer IoT-Projekte begünstigen? Entscheidend sind die folgenden vier Faktoren:
Der Kunde im Vordergrund
Einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiche IoT-Projekte ist es, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, das echten Nutzen bringt und nicht am Bedarf vorbei entwickelt wird. Das heißt, bei IoT-Vorhaben muss ganzheitlich gedacht und geplant werden. Selbst wenn im Zentrum der Unternehmung zunächst eine IoT-Plattform steht, sollte nicht nur auf die technische Seite im Fokus stehen. Stattdessen müssen die Funktionen einer solchen Plattform auf gut durchdachte Anwendungsfälle abgestimmt sein.
Es gilt also nach wie vor: Der Kunde und seine Bedürfnisse stehen im Vordergrund, nicht das Produkt. Aufgabe der IoT-Plattform ist es, den Kunden dabei zu unterstützen, schnelle Erfolge zu erzielen - und auf dem Weg dahin sollte er gerne mit der Plattform arbeiten. Eben solche Erfolge können erzielt werden, wenn der Kunde von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen wird.
Auf Bewährtes setzen
Eine der Möglichkeiten, um den Zeitraum von der Entwicklung bis zur erfolgreichen Umsetzung eines Produktes erheblich zu verkürzen, ist es, auf bereits vorhandene Angebote und bewährte Standards zu setzen. Auch eine Basis von Ready-to-use-Funktionen bereits etablierter IoT-Plattformen unterstützt eine zügige Integration und einen schnellen Rollout.
Wichtig dabei ist, dass selbst eine standardisierte Plattform grundsätzlich um neue Funktionen erweiterbar und insbesondere skalierbar ist - nur so erhält sich ein Unternehmen die nötige Flexibilität und Möglichkeit, auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren. Deshalb sollten die verschiedenen Bausteine in der Architektur von Beginn an intelligent zusammengesetzt werden.
Offenheit und Interoperabilität
Tatsächlich werden IoT-Projekte häufig dadurch gehemmt, dass IoT-Geräte und Sensoren verschiedene Standards und Kommunikationsprotokolle verwenden, also im Grunde nicht "die gleiche Sprache sprechen". Diese Barrieren verzögern einerseits den Time-to-Market, erschweren aber auch mittel- und langfristig die Skalierung von IoT-Projekten.
Ein entscheidender Schritt ist hier bereits getan, wenn auf eine offene Plattform gesetzt wird. Die offene Struktur einer IoT-Plattform hat zahlreiche Vorteile, insbesondere durch die standardisierte Anbindung von Maschinen und Anlagen und bei der Entwicklung von Apps. Lassen sich Geräte aus verschiedenen Branchen miteinander verbinden, steigt die Interoperabilität und es erhöhen sich dementsprechend auch die Möglichkeiten für den Einsatz der Geräte. Letztendlich lassen sich damit Ressourcen effizienter verteilen, Kosten sparen und Systeme stabilisieren.
Projektbremse Organisation
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Projektplanungen ist es, mögliche organisatorische Hürden vorherzusehen beziehungsweise im Idealfall natürlich zu vermeiden. Tatsächlich sind es oft gar nicht - wie man vermuten könnte - die technischen Herausforderungen, die IoT-Projekte ausbremsen. Viel häufiger sind es organisatorische Dinge, die den Erfolg von IoT-Projekten deutlich verlangsamen können.
Das richtige Umfeld ist für IoT-Projekte nicht zu unterschätzen. Konkret gilt es, beim Set-up auf Teamstruktur, Leadership und die Organisation im gesamten Unternehmen zu achten. Zum einen ist es überaus wichtig, dass die Führungsriege mit ins Boot geholt wird. Steht die Führungsriege nicht hinter einem Projekt, sind Verzögerungen fast schon vorprogrammiert. Da IoT-Projekte jedoch häufig das gesamte Unternehmen betreffen, müssen zum anderen sämtliche Mitarbeiter informiert und einbezogen werden, um Projekte zum Erfolg zu führen: von der Entwicklung über die Herstellung bis hin zum Vertrieb.
Auf den Punkt gebracht:
Im Durchschnitt benötigen Unternehmen etwa 18 Monate für die Konzeption und Umsetzung ihrer ersten marktfähigen IoT-Lösung. Dazu gehören Schritte wie die Definition der Use Cases, die technische Analyse und Konzeption, die Auswahl der IoT-Plattform und die technische Umsetzung. Um diese Zeit zu reduzieren und schneller Erfolge und Mehrwert zu generieren, sollten daher folgende Punkte berücksichtigt werden:
Definieren Sie ein tragfähiges Geschäftsmodell, das dem Kunden einen echten Nutzen bringt und beziehen Sie Ihre Kunden beziehungsweise die späteren Nutzer von Anfang an in die Entwicklung ein.
Bringen Sie vorhandene Angebote und Funktionen zum Einsatz. Davon ausgehend kann individuell weiterentwickelt werden. Achten Sie bei der Wahl der Plattform also auf die Erweiterbarkeit und Möglichkeiten der individuellen Anpassbarkeit.
Setzen Sie auf eine offene und standardisierte Plattform. Lassen sich Geräte aus verschiedenen Branchen miteinander verbinden, steigen die Interoperabilität und die Möglichkeiten für den Einsatz der Geräte.
Antizipieren Sie organisatorische Hürden. Wer alle Stakeholder von Anfang an mit einbezieht und "das große Ganze" im Blick behält, kann sich so manche Herausforderung ersparen. (mb)