Wer in der heutigen Arbeitswelt vorwärts kommen will, sollte eines stets im Hinterkopf behalten: Karriere ist das Resultat aus Fleiß, Ausdauer und der richtigen Strategie. Gerade Senior Professionals oder Executives evaluieren ihre gegenwärtige Position regelmäßig und wägen neue Herausforderungen und Alternativen sorgfältig ab. "Natürlich gibt es in jeder Branche und in jedem Unternehmen sehr unterschiedliche Mechanismen und Kulturen", erklärt Karriereberaterin Sandra Bößner. Doch ein kluges Selbstmarketing und eine kreative Strategie seien vor allem in den oberen Gehaltssegmenten besonders wichtig, um auf der Karriereleiter voranzukommen.
Laut einer aktuellen Umfrage von Experteer ist der stärkste Antrieb für eine berufliche Neuorientierung nicht, mehr Gehalt zu bekommen. Das gaben lediglich 27 Prozent der Befragten Arbeitnehmer an. Vielmehr geht es wechselbereiten Kandidaten um die berufliche Weiterentwicklung (36 Prozent). 21 Prozent gaben an, sich in ihrem momentanen Beruf nicht wertgeschätzt zu fühlen.
Rühren Sie die eigene Werbetrommel
Sofern Sie Karrierechancen in Ihrem jetzigen Unternehmen sehen, zeigen Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Sie da sind und lassen Sie ihn Ihre Motivation spüren. Dabei kommt es auf Fingerspitzengefühl an: Zu viel Bescheidenheit oder extreme Angeberei sind kontraproduktiv. Lassen Sie Ihren Chef wissen, dass Sie sich beruflich weiterentwickeln wollen, aber sagen Sie ihm das nicht zwischen Tür und Angel. Planen Sie das Gespräch taktisch klug und stellen Sie keine konkreten Forderungen - vorerst. Ihr Chef wird Sie in nächster Zeit besonders im Auge behalten und Ihre Erfolge und Veränderungen bemerken. Das wird sich auszahlen.
Sehen Sie keine Perspektiven im aktuellen Unternehmen, sollten Sie damit beginnen, sich auch außerhalb als Spitzenkandidat zu positionieren. Nutzen Sie klassische Business-Netzwerke und achten Sie dabei auf ein aktuelles und vollständiges Profil. Die Netzwerke dienen in erster Linie der Pflege und Erstellung von Geschäftskontakten. Hier können Sie netzwerken, sich aktiv in Diskussionen einbringen und Ihr öffentliches Profil weiter schärfen.
Doch achten Sie darauf, Ihre Privatsphäre-Einstellungen anzupassen. Ähnlich wie bei sozialen Netzwerken wie Facebook werden sämtliche Aktivitäten für andere sichtbar, etwa, wenn Sie sich mit einem Recruiter oder Personaler verbinden. Das könnte bei Ihrem aktuellen Arbeitgeber unter Umständen für Erklärungsbedarf sorgen.
- Die besten Karriereseiten 2015
Im jährlichen Benchmark vergleicht das Beratungsunternehmen für digitale Kommunikation die Karriereseiten von 100 deutschen Unternehmen. Es konnten maximal 1.000 Punkte erreicht werden. - Platz 15: Allianz SE
Die Karriereseite der Allianz erreichte im Ranking mit 676 Punkten Platz 15. - Platz 14: Robert Bosch GmbH
Auf Platz 14 liegt mit 686 Punkten die Robert Bosch GmbH. - Platz 12: MAHLE GmbH
Die Karriereseite der MAHLE GmbH kommt mit 702 Punkten auf Platz zwölf. - Platz 12: Deutsche Lufthansa AG
Diesen Platz teilt die MAHLE GmbH sich mit der punktgleichen Deutsche Lufthansa AG. - Platz 11: Henkel AG & Co. KGaA
Die Karriereseite von Henkel erreicht mit 707 Punkten Platz elf. - Platz 10: RWE AG
Auf dem zehnten Rang liegt die RWE AG mit 723 Punkten. - Platz 9: Bertelsmann AG
729 Punkte bringen die Karriereseite der Bertelsmann AG auf den neunten Platz. - Platz 8: ThyssenKrupp AG
Die Karriereseite von ThyssenKrupp erreicht mit 739 Punkten Platz acht. - Platz 7: Deutsche Post AG
Auf dem siebten Platz im Ranking liegt die Deutsche Post AG mit 745 Punkten. - Platz 5: Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG
Platz fünf erreicht die Karriereseite der Schaeffler Technologies GmbH (761 Punkte). - Platz 5: Deutsche Bahn AG
Diesen Platz teilt sich die Schaeffler Technologies GmbH mit der punktgleichen Deutschen Bahn AG. - Platz 4: Daimler AG
Mit 771 Punkten erreicht die Karriereseite der Daimler AG den vierten Platz im Ranking. - Platz 3: Fresenius SE & Co. KGaA
Auf dem Treppchen landet die Karriereseite von Fresenius mit 824 Punkten. - Platz 2: Deutsche Telekom AG
Platz zwei belegt die Karriereseite der Deutschen Telekom AG mit 867 Punkten. - Platz 1: Otto GmbH & Co KG
Die Karriereseite von OTTO erreicht als Spitzenreiter 883 von 1.000 möglichen Punkten.
Eine andere Möglichkeit sind exklusive Karrieredienst-Plattformen. Hierbei handelt es sich weniger um ein Business-Netzwerk, vielmehr stellen die Plattform diskret den direkten Kontakt zwischen wechselbereiten Führungskräften und Recruitern her. Der Arbeitgeber bekommt so nicht etwa mit, wenn das eigene Profil aktualisiert und aufgebessert wird oder wenn Sie sich mit einem Headhunter vernetzen.
Ein weiterer Vorteil: Auf Karrieredienst-Plattformen werden Sie bezüglich passender Stellen direkt angesprochen, ohne selbst aktiv suchen zu müssen. Denn Ihr Profil ist ausschließlich für Headhunter und Recruiter sichtbar.
Nutzen Sie auch andere Kanäle wie zum Beispiel eine persönliche Webseite strategisch, um sich im Internet Gehör zu verschaffen und sich selbst zu positionieren. "Sie müssen auf sich aufmerksam machen - aber nicht durch Blindbewerbungen. Damit biedern sie sich an und verlieren in den Augen des Unternehmens an Wert. Der Mensch ist ein Jäger, das gilt auch für Personaler", sagt der Headhunter Christian Pape im Gespräch mit sueddeutsche.de.
Headhunter einschalten
Der Wettbewerb um hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte hat sich in Deutschland zunehmend verschärft, weshalb es für Unternehmen immer schwieriger wird, passende Kandidaten für ihre ausgeschriebenen Positionen zu finden. Daher setzen Unternehmen verstärkt Personalberater ein, die für den Konzern nach geeigneten Kandidaten suchen.
- Genau prüfen
Ein guter Personalberater will nicht nur einen Abschluss, sondern eine gute Betreuung von Auftraggeber und Kandidat. Dies zeigt sich daran, wie transparent der Suchprozess ist, ob auch kritische Aspekte angesprochen werden und ob die Interessen des Kandidaten ein wichtiger Bestandteil der Gespräche sind. - Gelassen bleiben
Wenn der Anruf mit dem Jobangebot dann kommt, ist Ruhe Trumpf. Fragen nach dem Namen der suchenden Firma oder dem Gehalt sind im Erstgespräch tabu. Lieber um eine anonymisierte Stellenbeschreibung und etwas Bedenkzeit bitten. Bei Interesse Lebenslauf schicken und schon mal über geeignete Referenzgeber nachdenken. Wichtig ist, dass der Headhunter auch wirklich ein exklusives Mandat für die Suche hat. - Souverän auftreten
Gespräche mit der Zielfirma sollten sorgfältig vorbereitet werden. Geschickter als einfach Fragen zu beantworten ist es, eigene Impulse zu setzen und zu erklären, welche Akzente man im Erfolgsfall im neuen Job setzen möchte. Vorsicht: Auch hier sind die Unterschiede zwischen einzelnen Headhuntern groß. Ein seriöser Personalberater wird seine Kandidaten intensiv auf anstehende Gespräche vorbereiten und auch ausloten, ob das Angebot zu ihren langfristigen Karriere-Zielen passt. - Früh anfangen
Wer aufsteigen will, sollte nicht warten, bis ihn ein Headhunter anruft. Es lohnt sich, früh selbst Kontakte zu Personalberatern zu knüpfen - spätestens ab Mitte 30. - Klug auswählen
Einen Standardlebenslauf an möglichst viele Adressen zu senden ist ungeschickt und wirkt austauschbar. Deshalb gut überlegen, welche Personalberatung über die nötige Expertise und Vernetzung in der jeweiligen Branche verfügt. Der Erstkontakt kommt idealerweise durch persönliche Empfehlung zustande. Auch die Unterstützung bei anderen Suchen - durch Einschätzungen oder Referenzen - ist ein guter Türöffner.
In manchen Fällen ist es sinnvoll, sich selbst bei einem Headhunter zu bewerben. Um einen Kandidaten ideal auf das Vorstellungsgespräch mit dem Unternehmen vorzubereiten, vermitteln Headhunter wertvolle Hintergrundinformationen zum Unternehmen und der jeweiligen Stellenanforderung. "Vorbereitete Kandidaten sind im Gespräch mit dem Unternehmen in der Regel deutlich gelassener - sie reagieren sicherer und souveräner", sagt Petra Zorgati von Kienbaum. Achten Sie bei einer Initiativbewerbung vor allem auf einen guten ersten Eindruck: Erscheinen Sie gepflegt, locker, authentisch und gut vorbereitet. "Kandidaten sollten sich so vorbereiten wie auf ein normales Vorstellungsgespräch", sagt Headhunter Gary Chaplin.
Generell gilt: Je höher Ihr Marktwert ist, desto besser werden Sie Karriere machen. Je weiter Sie jedoch schon in Ihrer Karriere vorangeschritten sind, umso höher ist auch Ihr Marktwert. Beide Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Dies sollten Sie nicht nur bei Ihrer Karriereplanung berücksichtigen, sondern auch, wenn Sie Ihrer Karriere frischen Wind verleihen möchten. (bw)