Karriereplanung

So setzen Sie sich realistische Berufsziele

12.01.2023
Von 
Catrin Schreiner ist Texterin und Inhaberin der Agentur sprachwuerdig in Köln.
Zu Jahresbeginn setzen sich Menschen gerne neue Ziele, auch beruflich. Welche Vorsätze sinnvoll sind und wie sie sich auch mit Hilfe der Personalabteilung umsetzen lassen, lesen Sie hier.
Wer ein ambitioniertes Karriereziel anstrebt, sollte den Weg dorthin in Etappen planen, um so möglichst fokussiert und motiviert zu bleiben.
Wer ein ambitioniertes Karriereziel anstrebt, sollte den Weg dorthin in Etappen planen, um so möglichst fokussiert und motiviert zu bleiben.
Foto: eamesBot - shutterstock.com

Viele nehmen sich für das neue Jahr eine Menge vor - geben die guten Vorsätze aber meist schon nach kurzer Zeit wieder auf. Dabei gibt es einfache psychologische Tricks, die helfen, die eigenen Ziele wirklich zu erreichen. Dazu gehört, realistische Vorhaben so konkret wie möglich zu formulieren, fest zu planen und dann beharrlich zu bleiben. Wissenschaftliche Studien belegen, dass es etwa drei Monate dauert, bis ein neues Verhalten zu einem automatischen Ablauf wird.

Wichtig ist auch, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen, einzelne Ziele miteinander zu kombinieren und sich zwischendurch zu belohnen. Ein anspruchsvolles Ziel sollte in Etappen unterteilt werden, weil man so motiviert und fokussiert bleibt. Wer beispielsweise im nächsten Jahr eine Führungsposition anstrebt, kann sich vornehmen, bis März ein Projekt erfolgreich abzuschließen, im Juni ein Fachbuch zu lesen und im Spätsommer eine passende Fortbildung zu machen. Damit sammelt man im Laufe der Zeit gute Argumente für die gewünschte Beförderung.

Eigenen Wünschen folgen macht erfolgreicher und glücklicher

Doch wie findet man überhaupt heraus, was einem im neuen Jahr im Job wichtig ist? Neben einer gesunden Selbsteinschätzung kann der Austausch mit einer Führungskraft, einem Coach, den Kolleg:innen oder im privaten Umfeld wegweisend sein. Wissenschaftler halten die sogenannte soziale Kontrolle für einen wichtigen Bestandteil, um Vorsätzen mehr Bedeutung zu verleihen. Gleichzeitig wird dabei deutlich, warum man das Ziel wie eine Beförderung, mehr Gehalt oder Führungsverantwortung überhaupt erreichen will: aus intrinsischer Motivation oder um Erwartungen von außen zu erfüllen. Wer ehrlich zu sich selbst ist, entdeckt dann vielleicht, dass es gar nicht um die Karriere geht, sondern um eine klarer definierte Position oder Rolle.

Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, dass Millionen Arbetnehmer:innen für ihre Jobs (formal) überqualifiziert sind. Vor allem Frauen nutzen ihre Ausbildung nicht, fühlen sich unterfordert und können sich nicht so engagieren, wie sie gerne möchten. Was auch an der typisch weiblichen Einstellung liegt, die eigenen Ambitionen etwa für die Familie zurückzuschrauben. Doch wer ständig unter seinen Möglichkeiten bleibt und Defizite bei der Arbeit auch privat nicht kompensieren kann, wird auf Dauer krank. Ein Ziel für 2023 könnte daher sein, genau zu definieren, welche Aufgaben man hat, welche Erwartungen damit verbunden sind und was nötig ist, um einen guten Job zu machen. Um dem Werdegang einen Schub zu verpassen, kann es hilfreich sein, aktiv zu netzwerken und einen Kreis von beruflichen Mentoren aufzubauen. Die Personalabteilung kann Mitarbeitende unterstützen, indem sie gemeinsam mit ihnen an deren Zukunft arbeitet und Potenziale systematisch fördert.

Generation Z: Jobvorstellungen oft unrealistisch

Was sich Menschen für den Job vornehmen, unterscheidet sich auch von Generation zu Generation. Gerade Berufsanfänger:innen der Generation Y und Generation Z sind sich ihres Marktwerts sehr bewusst. Dementsprechend haben sie genaue Anforderungen an ihren Arbeitsplatz und vergleichen kritisch, bevor sie einen Vertrag unterschreiben - zumindest in Bezug auf die Rahmenbedingungen. Ob Work-Life-Balance, ein gutes Gehalt, ein Dienstwagen, flexibles Arbeiten oder Vertrauensarbeitszeit: Nachwuchskräfte wollen möglichst viele Benefits verhandeln.

"Wir stellen bereits auf Bewerbertagen unter Schüler:innen und Student:innen fest, dass diese sehr selbstsicher sind und sich später in einer Führungsposition sehen, mit allen Benefits, die dazugehören", sagt Jasmin Kunz, Talent Acquisition Manager beim IT-Full-Service-Provider Nagarro aus Kronberg im Taunus. Fachlich-inhaltlich seien die Vorstellungen hingegen eher unklar und oft weit weg von der Realität. Personalern komme deshalb eine wegweisende Rolle zu, indem sie Einstiegs- und Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen, in deren Rahmen entsprechende Grundkenntnisse, Methodiken, Skills sowie der Umgang mit Tools vermittelt werden, um eine solide Basis für die weitere Karriereplanung zu schaffen.

Fachliche und persönliche Vorsätze fassen

Grundsätzlich, so rät Kunz, sei es wichtig, für alle Wünsche und Ziele offen zu sein und sich regelmäßig mit Mitarbeitenden zusammenzusetzen, um individuelle Entwicklungspläne zu gestalten. Diese seien dann dann transparent und verbindlich in den jeweiligen Arbeitsvertrag zu integrieren. Die Pläne würden dann zeigen, wo die Reise im Unternehmen hinsichtlich Arbeitsmodell, Beförderung, Gehalt und Schulungen über die nächsten zwei, drei Jahre hingehen könne.

Führungsverantwortung sei dabei tatsächlich auch ein wichtiger Aspekt, ob für ein bestimmtes Thema, Projekt, ein Team oder als Mentor:in für Trainees, ergänzt ihre Kollegin Ellen Padilla, Head of Talent Acquisition. In einem Young-Talent-Programm bekommen sogenannte High Potentials beispielsweise die Chance, sich über einen Zeitraum von zwei Jahren zu einer fachlichen oder disziplinarischen Führungskraft zu entwickeln. Padilla empfiehlt Mitarbeitenden generell, sich in Ruhe zu überlegen, wie ihr Arbeitsalltag gestaltet sein soll und in welchen Bereichen sie gefördert werden möchten. Mit diesen Vorstellungen sollten sie dann auf die Personalabteilung zuzugehen. In gemeinsamen Gesprächen stelle sich erfahrungsgemäß schnell heraus, wo Mitarbeitende gerade stehen und was im nächsten Jahr hinsichtlich der Karriereplanung für sie möglich sei. (pg)