Vom 23. bis 26. Mai 2019 sind in allen 28 Mitgliedsstaaten der EU die Bürger dazu aufgerufen, ihre Repräsentanten für das Europaparlament zu wählen. Je näher der Urnengang rückt, desto größer wird auch die Zahl der kursierenden Falschinformationen in den sozialen Netzwerken. Das vorrangige Ziel absichtlich verbreiteter unwahrer Meldungen ist, die Wähler zu manipulieren. Um gezielte Desinformation zu entlarven und Betrugsversuche zu stoppen, ist es ratsam, politische Beiträge derzeit besonders kritisch zu betrachten.
Um sich bestmöglich vor Manipulationsversuchen durch gezielte Fehlinformationen sowie vor Online-Bedrohungen im Rahmen der Europawahl zu schützen, gilt es einige grundsätzliche Verhaltensregeln zu beachten. Darüber hinaus können sich Nutzer auch spezielle Funktionen der sozialen Netzwerke zunutze machen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, mit Fake News in Kontakt zu kommen oder gar diesen zu mehr Reichweite zu verhelfen.
Durch die Verifikation von Quellen "Fake News" identifizieren
Cyberkriminelle versuchen in den sozialen Netzwerken nicht erst seit dem Wahlkampfauftakt zur Europawahl, mit provokanten Beiträgen zu polarisieren. Dabei führt jedoch nur eine hohe Anzahl an Interaktionen dazu, dass "Fake News" auch eine hohe Reichweite entfalten und auf diese Weise die Absichten ihrer Verfasser stützen. Deshalb ist es wichtig, Inhalte einem Faktencheck zu unterziehen, bevor man mit dem Post interagiert.
Wenn also beispielsweise ein Artikel einem Politiker ein Zitat zuschreibt, aber keinen Verweis auf die Primärquelle enthält, sollte dem Beitrag mit Misstrauen begegnet werden. Alle Warnlampen sollten außerdem aufleuchten, wenn der Inhalt offensichtlich darauf abzielt, positive oder negative Gefühlsregungen beim Empfänger auszulösen. Auch in diesem Fall sollte vor dem Klick, einem Kommentar oder dem Weiterverbreiten der Wahrheitsgehalt gewissenhaft hinterfragt werden.
Der sicherste Weg, sich objektiv über die Programme der Parteien und Kandidaten zu informieren, ist die offizielle Webseite des Bundeswahlleiters:
https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019/wahlbewerber.html
https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019/mitteilungen.html
https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019/informationen-waehler.html
Erkennen und Blockieren sogenannter "Bots"
Vorsicht ist ebenso bei Twitter- oder Facebook-Accounts geboten, die durch eine hohe Anzahl an Beiträgen oder Kommentaren Stimmungsmache betreiben. Indikatoren für einen "Bot" sind unter anderem eine geringe Anzahl an Followern, ein erst kürzlich erstelltes Konto, ausbleibende Interaktionen mit anderen Usern und ein fehlendes Profilbild. Bei Twitter deutet auch ein ungewöhnliches Missverhältnis zwischen der Anzahl eigener Follower und der Zahl abonnierter Accounts auf einen Bot.
Wer der Meinung ist, auf Twitter einen "Bot" ausgemacht zu haben, kann diesen mit nur wenigen Klicks auf dem jeweiligen Profil melden oder blockieren. Browser-Add-ons wie botcheck.me können "Bots" zudem automatisch identifizieren.
Auch auf Facebook kann ein Profil schnell und unkompliziert gemeldet oder blockiert werden. Beide Möglichkeiten finden sich im Dropdown-Menü, das sich direkt unter dem Titelbild, rechts des "Teilen"-Buttons, hinter den drei Punkten verbirgt.
Facebooks Option "Seitentransparenz" hilft dabei, verdächtige Muster zu erkennen
Taucht ein (gesponserter) politischer Beitrag in der privaten Facebook-Timeline auf, kann sich der Nutzer im Handumdrehen einen Überblick über die gesamten Werbeaktivitäten des Accounts verschaffen. Alle öffentlichen Profile und somit auch die von Parteien und Politikern enthalten rechts vom Newsfeed den Menüpunkt "Seitentransparenz".
Ein Nutzer muss dann lediglich auf "Mehr anzeigen" und dort wiederum am unteren rechten Rand auf "Sieh dir politische Werbeanzeigen an" klicken (siehe Grafik). Damit öffnet sich die sogenannte "Ad Library". Diese bietet einen detaillierten Einblick in die Werbeaktivitäten des Profils. Das beinhaltet sowohl die derzeit aktiven Anzeigen als auch die in der Vergangenheit geschalten. Mittels eines Filters kann zudem gezielt nach Werbeanzeigen in einzelnen Ländern gesucht werden.
Verdächtige Links in Direct Messages (DMs) nicht öffnen
Für den einzelnen Nutzer bergen soziale Medien aber auch abseits politischer Stimmungsmache Gefahren, die insbesondere bei unmittelbarer Interaktion mit anderen Accounts drohen. Vor allem Direct Messages, also private Nachrichten zwischen zwei oder auch mehreren Nutzern auf Twitter oder Facebook, können dabei zum Risiko werden.
Grundsätzlich ist zu beachten: Auf Links von unbekannten Personen oder Organisationen sollte niemals bedenkenlos geklickt werden. Dahinter könnte sich Malware oder eine Phishing-Seite verbergen, die versucht, Passwörter oder andere sensible Daten zu stehlen. Nachrichten mit infizierten Links in Form von automatischen Antworten kommen häufig nach dem Folgen bestimmter Konten auf Twitter vor. Sie können aber auch von Kontakten oder Followern stammen, die unlautere Absichten verfolgen oder deren Accounts gehackt wurden.
Um die Zahl entsprechender DMs auf Twitter deutlich zu reduzieren, sollten die Optionen "Mit Standort twittern" und "Direktnachrichten von jedem erhalten" im Menüpunkt "Einstellungen und Datenschutz" deaktiviert werden.
"Qualitätsfilter" auf Twitter nutzen
Ferner können auch spezielle Einstellungen das Risiko verringern, Falschmeldungen oder direkten Angriffen ausgesetzt zu sein. Mit Hilfe der sogenannten Qualitätsfilter kann auf Twitter beispielsweise die Qualität der angezeigten Inhalte erhöht werden.
Die entsprechende Unterseite, auf der sich diese Einstellungen definieren lassen, wird über folgenden Pfad aufgerufen: Ein Klick auf den Menüpunkt "Einstellungen und Datenschutz" und dann auf "Mitteilungen". Hier können gleich mehrere Modifikationen vorgenommen werden. Zum einen wird durch das Setzen eines Hakens der "Qualitätsfilter" aktiviert. Dieser filtert laut Twitter Inhalte von niedriger Qualität, wie doppelte und offenbar automatisch erstellte Inhalte, aus den angezeigten Mitteilungen heraus. Zum anderen lassen sich zusätzlich noch weitere Filter hinzufügen. Deren Auswahl steht jedem User frei. Die im Folgenden markierten Filter sind jedoch zu empfehlen:
Spender in Visier
Selbst wenn alle Tipps beachtet werden, sind die Chancen dennoch hoch, dass ein Nutzer von Social-Media-Plattformen mit Fake-News-Kampagnen oder Angriffen von Cyberkriminellen konfrontiert wird. Insbesondere im Rahmen der anstehenden Europawahlen ist daher bei politischen Botschaften und im speziellen bei jeder Form der versuchten Kontaktaufnahme durch unbekannte Accounts Vorsicht geboten sein.
Zudem werden die Gefahren für den Einzelnen, aufgrund von gezielten Cyberattacken finanzielle Schäden zu erleiden oder Opfer eines Identitätsdiebstahls zu werden, in dieser Phase des Wahlkampfs ungleich höher. Das gilt vor allem für Bürger, die sich durch Spenden finanziell am politischen Geschehen beteiligen wollen.
So sollte jeder, der Geld für eine Partei oder einen Politiker spenden möchte, dies direkt über deren Webseiten tun. Damit kann sichergestellt werden, dass das Geld auch wirklich beim richtigen Empfänger ankommt.
Durch ihre Allgegenwart sind soziale Medien in der modernen Gesellschaft in Wahlkampfzeiten ein mächtiges Werkzeug. Umso wichtiger ist es, auch im Privaten Maßnahmen zu ergreifen, um bewusste Beeinflussung aufgrund falscher Informationen und spezielle Betrugsmaschen zu erschweren. (jd)