Wollen Sie die Funktionsfähigkeit Ihres iPhones überprüfen, ist das gar nicht so einfach. Bei einem Mac gibt es dagegen den vorinstallierten Hardware-Test: Sie drücken beim Start eines Intel-Macs einfach die Taste D und es öffnet sich das Hardware-Testprogramm, das Komponenten wie SSD und RAM prüft und Fehler anzeigt. (Bei den aktuellen Apple-Silicon-Macs halten Sie beim Start die Einschalttaste gedrückt.)
Bei einem iPhone fehlt ein ähnliches Diagnoseprogramm, dabei wäre es beim Test eines gebraucht gekauften iPhone SE oder der Behebung von kleinen Problemen sehr nützlich. Schließlich gibt es unzählige Bauteile, die Defekt sein könnten und ein ausgefallenes Mikrofon bemerken Sie vielleicht erst nach vielen fehlgeschlagenen Telefonaten.
Apple selbst hat zwar für seine eigenen Reparaturbetriebe Tools wie das Apple Service Toolkit, diese sind aber nur für Apple-zertifizierte Firmen zu haben und bisher streng unter Verschluss. In den USA will Apple nun den Zugang zu seiner Diagnose öffnen, nach Europa soll das zu einem späteren Zeitpunkt kommen.
Schon jetzt haben Sie aber einige Möglichkeiten, Ihr iPhone oder iPad auf Schäden zu testen. Mit speziellen Apps können Sie die Daten des Akkus auslesen, die Leistung prüfen und die wichtigsten Funktionen mit einer App Schritt für Schritt durchtesten.
Akkuprüfung per Mac-App und Systemeinstellung Batterie
Eine der größten Schwachstellen eines iPhones ist der Akku. Während die CPU auch nach vielen Jahren die gleiche Leistung behält, wird der Akku im Laufe der Zeit immer schwächer und unzuverlässiger. Testen können Sie die Leistungsfähigkeit unter iOS leider nur über Apples Systemeinstellung "Batterie".
In der Systemeinstellung erfahren Sie unter "Batteriezustand", ob der Akku noch "Hochleistungsfähigkeit" unterstützt. Faustregel: Einen Akku unter 80 Prozent sollten Sie austauschen.
Das hat einen Grund: Andernfalls wird die CPU nämlich automatisch heruntergetaktet, da ein schwacher Akku das iPhone ständig abstürzen ließe. Auch die Kapazität wird in Prozent angezeigt. Früher konnten auch iOS-Apps von Drittherstellern auf diese Daten zugreifen, dies hat Apple aber seit einigen Versionen untersagt.
Bedauerlicherweise erfahren Sie von Apples Systemeinstellung nicht die exakte Zahl der verbrauchen Ladezyklen und die Anzeige der Kapazität wird nach unserer Erfahrung recht optimistisch eingestuft. Ein weiteres Problem: Hat jemand den Akku ausgetauscht, muss ein Apple-Techniker die Anzeige zurückzusetzen. Sonst wird die neue Kapazität nämlich nicht korrekt angezeigt, sondern weiter die alte.
So arbeitet Coconut Battery
Bei einem alten iPhone XR erfahren wir über Apples Systemeinstellung Batterie nur wenig Neues: Laut Apple liegt die Kapazität bei 84 Prozent und auch die Hochleistungsfähigkeit wird unterstützt. Mit der kostenlos nutzbaren Mac-App Coconut Battery erfahren wir dagegen noch weit mehr: Wir schließen das iPhone per USB an einen Mac an und öffnen die App. Unter "iOS Device" können wir hier mehr Informationen über das Gerät abrufen: Offenbar ist die Anzeige von Apple korrekt, der Akku hat noch 85,2 bzw. 2504 mAh Kapazität. Aufschlussreich ist der sogenannte Cycle-Count: 1053 Aufladezyklen sind nicht wenig, hier könnte es bald Probleme geben. Herstellungsdatum und genaues Alter des Akkus erfahren wir über die App ebenso. Laut Coconut stammt unser Akku vom Hersteller Sunwoda und ist jetzt 5,2 Jahre alt, das ist schon recht alt.
Nützlich ist bei dem Tool auch die Akku-Temperaturanzeige. Die hier aufgeführten 28 Grad sind unauffällig, weit höhere Temperaturen könnten aber auf einen Defekt oder alternden Akku hinweisen. Auch das Multifunktionstool iMazing bietet eine Akkuanalysefunktion. Bei einem per USB angeschlossenen iPhone können Sie hier ebenfalls die Zyklenzahl eines iPhone-Akkus abrufen, ebenso die Restkapazität.
Alternatives Multifunktionstool: iMazing
iMazing bietet noch viele weitere Verwaltungsfunktionen, Daten zur iPhone-Hardware kann die App aber nur begrenzt abrufen. Die ausgelesenen Daten sind identisch mit Coconut Battery, hier erhält der Akku auch gleich eine Einstufung als "durchschnittlich".
Zusätzliche Funktionen wie die Anzeige der Logs und Konsole sind zwar verfügbar, aber nur für erfahrene Profis hilfreich. Auch über das Dienstprogramm Konsole könnten Sie Protokolldateien des iPhones abrufen, dafür ist aber sehr viel Vorwissen erforderlich und für die meisten Anwender sind diese Log-Dateien so gut wie nutzlos.
Funktionen prüfen - die richtigen Apps
Die einfachste Methode, die Funktionen zu überprüfen, ist deshalb das Ausprobieren. Besonders wichtig ist eine solche Prüfung für Händler, die dutzende iPhones und iPads kaufen und verkaufen. Hier hat es sich bewährt, mit einer Checkliste alle wichtigen Features durchzugehen - etwa, ob das Mikro funktionsfähig ist (beim iPhone 7 offenbar ein sehr häufiges Problem) oder ob die Kamera noch scharfe Fotos erstellt.
Bei dieser Prüfung können spezialisierte Apps helfen, die hier etwa zwei Dutzend Funktionen Stück für Stück ausprobieren. Die App hilft bei der Durchführung und protokolliert fehlgeschlagene Tests. Ein aktuelles Problem: Eine solche Prüf-App muss laufend an neue Systeme angepasst werden. Das von uns vor einigen Jahren empfohlene Tool TestM gibt es etwa nicht mehr, dagegen bekam das Tool Phone Doctor erst kürzlich ein Update. Auch das vietnamesische Phone Diagnostics von Hitek Nova steht bereit.
Sinnvoll ist ein solcher Test etwa dann, wenn Sie Ihr iPhone per Ebay verkaufen (das vermeidet Ärger mit dem Käufer), oder wenn Sie ein gebraucht gekauftes iPhone überprüfen wollen. So stellen Sie mit dem Test der Touch-Funktionalität schnell fest, ob der Verkäufer das Original-Display etwa durch ein billiges Ersatzdisplay ersetzt hat.
Leistungstests
Das Benchmarkprogramm Antutu bietet nicht nur einige Hardware-Tests für das Prüfen des Displays, auch die Leistungstests helfen bei der Suche nach Hardwareproblemen. Tools wie Geekbench oder Antutu können nämlich auch Leistungsverluste erkennen. So wird beim iPhone der interne Speicher deutlich langsamer, wenn dieser fast komplett gefüllt ist. Antutu, ein vor allem in China bekanntes Benchmarkprogramm, bietet einen integrierten Test des Massenspeichers, womit man dies auch als mögliche Fehlerquelle ausschließen kann.
Für die Prüfung der CPU-Leistung hat sich Geekbench bewährt: Der Test dauert nur wenige Minuten und Sie können Ihr iPhone gut mit anderen Geräten vergleichen, da die Testdaten auf der Webseite des Herstellers aufgelistet sind. Abweichungen um bis zu zehn Prozent sind allerdings noch kein Problem, der Benchmark hat eine gewisse Schwankungsbreite. Bei auffallenden Performanceverlusten könnte ein lahmer Akku die CPU drosseln oder ein anderes Problem vorliegen. Auch Überhitzung kann das Problem sein. (Macwelt)