Das Business sieht die Notwendigkeit, schneller auf Kundenwünsche zu reagieren - die IT sieht neue (Micro-)Services und Anwendungen, neue Funktionen und vor allem eine neue Plattform. Am besten eine, die auf Open-Source-Containertechnologien basiert. Darum dreht sich ein Webcast der Computerwoche.
Für Thomas Husemann, Presales Consultant bei Fujitsu Technology Solutions, und Carsten Duch, Sales Engineer bei Suse Linux, heißt der Schlüssel Kubernetes. Das Container Management Framework unterstützt IT-Chefs bei der Orchestrierung von Containern.
Fachjournalist Detlef Korus moderiert den Webcast und will als Erstes wissen, worin bei den Anwenderunternehmen die typische Herausforderung in Sachen Container-Technologie besteht. Duchs Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Erstmal der Mensch!" Es sind die neuen Prozesse und neuen Rollen, die ein Unternehmen ermöglichen muss. Die technischen Herausforderungen kommen für den Suse-Manager erst danach. Konkret geht es dabei etwa um Storage-Konzepte und Backup-Konzepte, die auf die neue Technologie angewendet werden müssen.
Wie helfen denn nun Container? Husemann erklärt: "Sie können mit Containern einzelne, kleine Services deployen. Sie gehen weg von großen monolithischen Anwendungen." Der Vorteil: "Die ganze Anwendung wird in kleine Micro-Services, die über definierte Schnittstellen miteinander kommunizieren, aufgeteilt. Damit werden Software-Entwicklung und Betrieb entzerrt, die Entwickler müssen also nicht mehr warten, bis der Letzte fertig ist", ergänzt er.
Unternehmen bauen die neue Kultur jetzt auf
Wie Duch beobachtet, sammeln die Unternehmen jetzt Erfahrung damit. "Sie bauen die neue Kultur auf,", sagt er, "sie brechen Silos auf. Die Abteilungen arbeiten jetzt mehr zusammen!" Das heißt konkret: Man entwickelt nicht mehr nur Software, sondern betrachtet die Software als Dienst, den man bereitstellt und an dem alle Beteiligten mitarbeiten. Continous Delivery eben.
Das aber setzt eine vertrauenswürdige Infrastruktur voraus, so Duch weiter. Hier hakt Korus ein: "Das ist ja gerade die spannende Frage: On premise? Dder welches Architekturmodell?" Husemann vertritt eine klare Haltung: "On premise, weil man dann die eigene IP im eigenen Hause hat."
Entscheider sind damit aufgefordert, Teams neu zu strukturieren. Der Storage-Mann müsse sich in das DevOps-Team integrieren, so Husemann. Soll er nur die Plattform abbilden? Oder arbeitet er an der Auslieferung der Anwendung mit? Solche Punkte sind zu klären.
Vorteile von Containern
Von der Technologie her gesehen bieten Container den Vorteil, dass sie einen "gekapselten Prozess" darstellen wie beide Experten betonen. "Man kann schneller starten, man kann mehr Container mit der gleichen Load auf einem Server starten als VMs, man nutzt Hardware besser aus", zählt Husemann einige Pluspunkte auf.
Kubernetes beschreibt Duch als ein Cluster von verschiedenen Servern, die zusammenarbeiten. "Ich beschreibe meine Anwendung deklarativ, und dieser deklarative Ansatz wird von Kubernetes stets geprüft", erklärt er. "Das heißt: Fällt einer der Server aus, wird das Ganze weiterfunktionieren. Ich kann komplexe Anwendungen automatisch skalieren, ich kann Anwendungen ohne Downtime aktualisieren."
Soweit die Technologie. Doch die Herausforderung besteht ja eben nicht nur in den ganz handfesten Fragen von Installation, Integration der vorhandenen Systeme, in Sicherheit, Backup und Recovery. Sondern darin, die neuen Rollen zu verstehen. Duch schlägt hier die neue Bezeichnung eines Site Reliability Engineer vor, kurz SRE. "Dieser sorgt dafür, dass die Site läuft, dass die Plattform bereitgestellt wird", sagt er.
"Es macht durchaus Sinn, eine Spielwiese zu haben"
Nachdem so viel über die neuen Forderungen nach Zusammenarbeit gesprochen wurde, will der Moderator wissen, wie denn die Zusammenarbeit zwischen Suse und Fujitsu zustande kam. "Das ergab sich aus Zusammenarbeit bei OpenStack", erzählt Husemann. Konkret sieht die Kooperation so aus, dass die Partner zusammen eine Referenzplattform erstellen. "Gemeinsam können wir den Kunden ganzheitlich beraten", fügt er an, "die Idee ist, dass der Kunde einen Ansprechpartner hat!" Anwender, die sich informieren wollen, können Workshops besuchen, in denen die verschiedenen organisatorischen und technologischen Punkte behandelt werden.
Wer nun meint, OpenStack, das klingt nach Experimentierfreude, der hat Recht. Husemann rät jedenfalls: "Es macht durchaus Sinn, eine Spielwiese zu haben, und eine Plattform, die für die Produktion zuständig ist!"