Beim Schlagwort S/4HANA denken viele IT-Chefs an zeitliche und personelle Aufwände. Als Alternative bieten sich Managed Services an. Ein Webcast der Computerwoche zeigt, welche Vorteile das hat. Philipp Boltze, Cloud Services Sales Leader DACH bei IBM, skizziert, wie eine Cloud-Reise mit dem SAP-System gelingen kann. Fachjournalist Sven Hansel von der Computerwoche moderiert den Webcast.
"Die Frage ist nicht, ob, sondern wann die SAP damit in Ihr Unternehmen kommt", wendet sich Hansel an die Zuschauer. Von Boltze will er wissen: "Warum ist der Umstieg ein größeres Thema als die Technologie selbst?" Wegen der Angst vor dem Umstieg, weiß der IBM-Manager. CIOs fragten sich erstens, wie sie das hinbekommen, und zweitens, wie die Herausforderungen an die IT-Infrastruktur aussehen werden. "Dabei sind sie getrieben", beobachtet Boltze, "und zwar zum Einen von SAP und zum Anderen von den Fachabteilungen. Die haben nämlich die SAP-Werbeprospekte gesehen und versprechen sich jetzt ganz viel davon."
Die Zuschauer des Webcasts identifizieren klar, wo sie die größten Herausforderungen sehen. Eine spontane Umfrage zeigt: mehr als jedem Zweiten (56 Prozent) fehlen ausreichend qualifizierte Mitarbeiter und Skills für Betrieb und Migration. Jeweils 33 Prozent nennen außerdem die technologischen Herausforderungen, um den S/4HANA-Benefit wirklich zu nutzen, und die Anforderungen an die IT-Infrastruktur als Problem. 22 Prozent fürchten darüber hinaus Probleme bei der Integration von Third-Party-Systemen.
08/15-Operating oder für kreative Nutzung der Systeme
Eine Rangliste der Sorgen, die Boltze nachvollziehen kann. "Ich muss mich fragen: wofür will ich die Leute, die ich habe, einsetzen? Für 08/15-Operating oder für kreative Nutzung der Systeme?", kommentiert er. Und fügt an: "Hier kommen wir zum Thema Managed Services: was ist sinnvoll, selbst zu erledigen?"
Strategie und Architektur bei Managed Apps der IBM skizziert er wie folgt: Ganz unten befindet sich die Multi-Cloud. "Wir bieten Services auf Basis von IBM Cloud, AWS, Azure und anderen an", betont er. Darüber liegt eine automatisierte Management Plattform, und darüber wiederum eine Managed OS/MW/DB. Darauf liegen die SAP- oder Oracle oder Edge-Lösungen.
Doch was bedeutet "Managed"? Zunächst einmal, jemand anderem den Betrieb zu überlassen und ein fertiges Produkt zu kaufen. Ein genauerer Blick unterscheidet verschiedene Service Level Agreements (SLA). "Ein SLA ist eine Art Versicherung. Sollten die Systeme ausfallen, muss der Anbieter zahlen - und er wird dafür sorgen, dass er das nicht tun muss", so Boltze.
Die Ausgestaltung der Service Level Agreements
Bei Managed on Premise bezieht sich das SLA auf auf SAP Basis, DB und OS. Bei Managed Multicloud umfassen die SLAs in zwei Verträgen außerdem HV, Storage, CPU und Netzwerk. Weiter gibt es die Möglichkeit eines Managed End-to-End, das bezieht auch die SAP Applikation mit ein (beziehungsweise optional AMS). Es ist möglich, zwischen diesen Optionen zu wechseln.
"Eine S/4-Migration kann mehrere Jahre dauern", weiß Boltze. Als grobe Blaupause schätzt er die Klärung der Frage, was der Anwender will und welche Architektur er dafür braucht, auf ein bis zwei Monate. Dann folgt die Detailplanung, die bis zur Datenmigration auch wieder ein bis zwei Monate dauern wird. Bis zum Handover der ersten Development-Systeme vergehen etwa zwei bis drei Monate und bis zum Go Live vier bis sieben.
Doch ein solches Projekt berührt nicht nur technologische Fragen, sondern auch kulturelle. "Was ist mit den Altsystemen, wie überführt man die in die einzelnen Betriebsmodelle?", fragt Hansel. Darauf Boltze: "Das ist es ja! Wenn man das richtig macht, heißt das, dass man seine Betriebsmodelle neu definiert. Man kann endlich alte Zöpfe abschneiden!" Sicher ist: bei einer S/4HANA-Migration handelt es sich nicht schlicht um einen weiteren Release-Wechsel. Deswegen funktioniert hier auchdas "Hey Joe"-Prinzip nicht, das Boltze in seinem Alltag bei Kunden immer noch antrifft.
Volle Datenbank gleich hohe Lizenzgebühren
In Sachen "Rüberziehen der Alt-Daten" gibt der IBM-Manager zu bedenken: "Das macht die Datenbank voll. Und das heißt in SAP-Sprache viel Lizenzgebühr!" Eine Alternative ist das archivieren von Altdaten. Erforderlich ist in jedem Fall, die Zehnjahre-Aufbewahrungsfrist einzuhalten.
Schließlich will Hansel von den Webcast-Zuschauern wissen, was ihnen bei Managed Services von Umfrage: was ist das Wichtigste bei Managed Service von S/4HANA am Wichtigsten ist. Ganz oben rangiert mit 75 Prozent der Nennungen die Datensicherheit, gefolgt von adäquaten SLAs mit 67 Prozent und einem performanter SAP-Betrieb mit 58 Prozent. Am unteren Ende der Skala steht die regulatorische Konformität mit 25 Prozent der Nennungen.
Dann meldet sich aber auch ein Zuschauer zu Wort - und zwar mit der Frage, die laut Hansel in jedem Webcast zu diesem Thema kommt: "Wird die SAP das Support-Ende verschieben? Was schätzen Sie?" Boltze reagiert mit einer Gegenfrage: "Wo ist die Glaskugel?" Kurzes Schmunzeln, dann schließt er: "Eines ist klar: S/4 ist die Zukunft, das andere ist tot!"