Hamburger IT-Strategietage 2020

So geht "smarteste City Deutschlands"

13.02.2020
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Hamburgs regierender Bürgermeister sprach auf den IT-Strategietagen über die ambitionierten digitalen Zukunftspläne der Hansestadt.
Peter Tschentscher sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020. Er will ein Höchstmaß an Mobilität für Hamburg sicherstellen - auch ohne Auto. Dazu seien digitale Innovationen und intelligente Vernetzung unabdingbar.
Peter Tschentscher sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020. Er will ein Höchstmaß an Mobilität für Hamburg sicherstellen - auch ohne Auto. Dazu seien digitale Innovationen und intelligente Vernetzung unabdingbar.
Foto: Foto Vogt

Peter Tschentscher, erster Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg eröffnete die Hamburger IT-Strategietage und klärte über die ehrgeizigen, digitalen Zukunftspläne der Hansestadt auf. Dabei hat Hamburg schon einige Erfolge auf digitaler Ebene vorzuweisen: Der Branchenverband Bitkom kürte die Hansestadt vor kurzem zur "smartesten City Deutschlands".

Kindergeld per "single point of contact"

Das schrieb Tschentscher nicht nur der höchsten Dichte an IT-Experten zu - sondern vor allem dem Umstand, dass Hamburg schon vor Jahren bewusst begonnen habe, eine Digitalstrategie aufzusetzen, die Bürger und Unternehmen in den Mittelpunkt stellt. Das Wesen der Digitalisierung sei schließlich nicht, so Tschentscher, etwas bisher Analoges einfach in die digitale Welt zu überführen, sondern mit den völlig neuen, digitalen Möglichkeiten Aufgaben und Problemstellungen auf neue Art und Weise anzugehen, beziehungsweise zu lösen. Es komme darauf an, alte Wege zu verlassen und neue zu beschreiten, so Tschentscher.

Als Beispiel führte der regierende Bürgermeister Hamburgs die Beantragung von Kindergeld an: Der Prozess werde durch einen "single point of contact" deutlich effizienter gestaltet - insbesondere für die Antragsteller, die bereits im Krankenhaus alle nötigen Angaben für den Antrag hinterlegen, statt verschiedene Ämter und Behörden aufsuchen zu müssen: "Alle Schritte, die wir bisher in verschiedenen Verwaltungsverfahren organisiert haben, laufen künftig in einem Vorgang ab. Wenn die Eltern dann in sieben Tagen mit dem Kind zuhause sind, muss das Geld schon auf dem Konto sein."

Um so ein Projekt umzusetzen, braucht es nach Meinung von Tschentscher nicht nur eine Digitalstrategie für jede Behörde, sondern auch eine übergreifende Gesamtstrategie für die gesamte Stadt, die die Vernetzung in den Vordergrund stellt.

Digitale Räume statt digitale Silos

Die neue - Anfang 2020 beschlossene - Digitalstrategie, so Tschentscher, sei deswegen eine Weiterentwicklung des Bisherigen. Die digitalen Strategien würden sich fortan nicht mehr auf einzelne Behörden oder Stadtstrukturen erstrecken. Stattdessen setze Hamburg auf die Definition "digitaler Räume", wie etwa "Mobilität und Logistik", "Wirtschaft und Arbeit" oder "Bildung und Wissenschaft". In diese digitalen Räume möchte die Stadt auch Partner, beziehungsweise Unternehmen miteinbeziehen.

Ein Ziel für die Zukunft sei beispielsweise, ein Höchstmaß an Mobilität für die Stadt sicherzustellen - auch ohne Auto. Dazu seien digitale Innovationen und intelligente Vernetzung unabdingbar, so Tschentscher. Als Paradebeispiel für die effiziente Optimierung mit Hilfe von Daten führte der regierende Bürgermeister das Slot Managemant am Hamburger Hafen an. Dieses habe sich von einem heillosen Durcheinander zu einem "Just-in-time"-Prozess weiterentwickelt.

Damit Hamburg dieses und andere Projekte in diesem Stil weiterentwickeln kann, seien laut Tschentscher vor allem zwei Punkte von Bedeutung:

  • Der Aufbau einer flächendeckenden Glasfaser-Infrastruktur, die den Datenanforderungen der kommenden Jahre gewachsen ist.

  • Leistungsfähige Rechenzentren, die eine Vernetzung mit 24/7-Verfügbarkeit sicherstellen.

Für die praktische Umsetzung ist nach Ansicht von Tschentscher aber auch ein Mindset Shift notwendig: "Wir müssen Datensicherheit und Datenschutz ernst nehmen und auch rechtlich richtig einordnen, aber am Ende muss ein digitaler Optimismus vorhanden sein, damit wir die jungen Menschen dafür gewinnen, sich positiv mit den digitalen Möglichkeiten auseinanderzusetzen."

Zu diesem Zweck plane Hamburg in der Zukunft mit der Einrichtung eines digitalen Begegnungsraums, so Tschentscher.