In meinem letzten Blogbeitrag habe ich beschrieben, wie der Business Analyst (BW) im Unternehmensdschungel agiert, um für das Unternehmen einen echten Mehrwert zu erzeugen. Doch wie muss jemand, der ein guter Business Analyst ist, "gestrickt" sein? Welche Eigenschaften muss er haben, um die PS, die in der Business Analyse stecken, auch auf die Straße und das Unternehmen nach vorne zu bringen? Folgen Sie mir auf einen Streifzug durch den Alltag eines Business Analysten.
Es gibt bestimmte Eigenschaften, die einen Business Analysten erfolgreich machen. Unabhängig von der Erfahrung, dem Fachwissen oder von Zertifizierungen und Abschlüssen gibt es inhärente Stärken, die entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg der Bewältigung von Business Analytics-Aufgaben sind.
Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene Fähigkeiten abseits des Fachlichen und des Methodischen "enttarnt", die allen erfolgreichen Business Analysten gemein sind. Diese Eigenschaften sind besonders wertvoll, weil sie dem Business Analysten helfen, in einer Rolle zu gedeihen, die sich oft ständig wechselnden Anforderungen und Prioritäten gegenübersieht. So muss der BA mit einer Menge von Zweideutigkeit umgehen und trotzdem eine Schlüsselrolle spielen, wenn es um den Erfolg oder Misserfolg von Projekten, Vorhaben und sogar des gesamten Unternehmens geht.
Die richtigen Fragen stellen
Diese Eigenschaften werde ich Ihnen nun vorstellen - sie sind aber nicht als Liste gedacht, mit der Sie feststellen können, ob jemand ein kompetenter Business Analyst ist oder nicht. Denn die Kompetenz eines Business Analysten verbessert sich im Laufe der Zeit und nimmt gewöhnlich mit der wachsenden Erfahrung und ständigem beruflichen Lernen zu.
Das Tolle an diesen Merkmalen für Sie ist, dass man sie durch Interviewfragen und gestellte Szenarien tatsächlich aufspüren kann. Wenn Sie nach diesen Merkmalen während eines Jobinterviews Ausschau halten, können Sie schnell feststellen, ob diese Eigenschaften prinzipiell vorhanden und ausbaufähig sind oder nicht.
Doch nun der versprochene Ausflug in die Praxis und das Daily Business eines Business Analysten
- Macher-Typen sind nicht mehr gefragt
Der Projektmanager mit rein technischer Expertise ist out, findet Mary Gerush von Forrester Research. Sie beschreibt den Projektmanager der nächsten Generation als kommunikativ, kompetent und stark in Soft-Skills. - 1. Emotionale Intelligenz
Das meint die Fähigkeit, Augen und Ohren offen zu halten, um den Input von Projektmitarbeitern und Kunden in Zusammenhang mit dem Ziel in die Arbeit einfließen zu lassen. - 2. Anpassungsfähige Kommunikation
Die Fähigkeit, seine Ideen - mündlich oder schriftlich - einem weiten Kreis von Interessenten zu vermitteln, egal, aus welcher Abteilung, aus welchem Kulturkreis und mit welcher Vorbildung sie stammen. - 3. Fähigkeit, mit Leuten umzugehen
Die Begabung, schnell positive Beziehungen zu Team-Mitgliedern und Stakeholdern aufzubauen und zu pflegen. - 4. Fähigkeit zu managen
Das Können, in einem Team zu arbeiten, es zu motivieren, auf das Ziel zu fokussieren und die Zusammenarbeit im Team zu fördern. - 5. Flexibilität
Der Wille und die Fähigkeit, seinen Denkansatz zu überarbeiten, wenn es der Projektgegenstand und das Business verlangen - 6. Business-Kenntnisse
Wissen über das Business des Kunden und seine Branche. Die Fertigkeit, seine Strategie zu verstehen und seine Projektarbeit an dieser Strategie auszurichten. - 7. Analyse-Fähigkeit
Die Eignung, Probleme analysieren zu können und seine Entscheidungen aufgrund solcher Analysen zu treffen. - 8. Blick für den Kunden
Das Vermögen, Kunden- und Anwenderbedürfnisse zu verstehen und den Drang, diese Kundenbedürfnisse im Projekt auch befriedigen zu wollen. - 9. Ausrichtung am Ergebnis
Die Fähigkeit, das Projekt effizient und wirksam abzuschließen. - 10. Charakter
Der Projektmanager der Zukunft sollte eine ansprechende Persönlichkeit sowie starke Wertvorstellungen und einen moralisch einwandfreien Charakter besitzen.
Überzeugungskraft
Business Analysten müssen Menschen immer wieder davon überzeugen, dass es sich lohnt, Zeit und Mühe in das gemeinsame Projekt zu investieren. Sie arbeiten nämlich äußerst selten mit Beteiligten zusammen, die Vollzeit in nur einem Projekt stecken und die so eine unbegrenzte Menge an Zeit haben, um den Zeitplänen und Prioritäten anderer zu folgen. Business Analysten müssen also wissen, wie man Menschen schnell motivieren und sie manches Mal aus der Reserve locken kann. Oder sie müssen jemanden vom Gegenteil überzeugen, wenn der oder die gerade mal wieder abwinkt. Das aber gelingt dem Business Analysten am besten, wenn er eine grundsätzlich überzeugende Persönlichkeit und ein überzeugendes Auftreten hat. Menschen spüren es immer, wenn jemand sich zu sehr anstrengen muss, um eine Botschaft herüberzubringen.
Wenn der BU den Wert eines Projektes mit Leidenschaft und Hingabe kommunizieren kann, wird er unschlüssige Menschen in seinen Bann ziehen, ohne eine Liste mit Millionen an Gründen aus der Tasche ziehen zu müssen, warum er oder sie beteiligt werden muss. Stattdessen wird die angesprochene Person von dieser Leidenschaft gleich angesteckt werden oder zumindest bereitwilliger sein, als es sonst der Fall wäre. Ein leidenschaftlicher, überzeugender Business Analyst wird jeden mit an den Tisch bringen, damit sich alle gemeinsam auf das Ergebnis konzentrieren.
Tipp: Wie spüren Sie diese Eigenschaft in einem Interview auf?
Achten Sie auf das scheinbar langweiligste Projekt im Lebenslauf Ihres Kandidaten und bitten Sie ihn oder sie zu beschreiben, wie er oder sie in der Lage war, es durchzuführen. Machen Sie dasselbe auch bei einem interessant scheinenden Projekt. Hören Sie aufmerksam zu, wie die Antworten lauten. Wenn Sie das Gefühl haben, mehr von diesem Kandidaten unabhängig von seinen Projekten hören zu wollen und mit ihm oder ihr zu diskutieren, dann ist das ein gutes Zeichen.
Sie können auch fragen, wie er oder sie mit Situationen umgegangen ist, in denen die Stakeholder nicht genügend Zeit hatten oder sich nicht kooperativ gezeigt haben. Wenn als erstes die Antwort kommt "Ich habe das mit dem Projektleiter besprochen", dann haben Sie wahrscheinlich jemand vor sich, der selbst nicht von sich oder seiner Arbeitsweise überzeugt ist.
Widerstandsfähigkeit
Business Analysten arbeiten oft mit sehr unterschiedlichen und sich widersprechenden Stakeholdergruppen zusammen. Oder mit Stakeholdern, die unrealistische Zeitvorgaben haben oder sich vor potenziellen oder tatsächlichen Veränderungen fürchten. Manchmal passiert es Business Analysten, dass all ihre harte Arbeit, all die Anforderungen, die sie gesammelt, validiert, analysiert und präsentiert haben, vollkommen nutzlos waren. Das kann der Fall sein, wenn etwa jemand vom Fachbereich sagt: "Aber ich dachte, wir sollten X bauen. Das ist, was ich wirklich brauche, unabhängig von dem, was die Charta sagt." Genau so etwas kann dabei herauskommen, wenn man versucht, alle Stakeholder unter einem Hut zu bekommen.
Im Laufe unserer Arbeit haben wir feststellen können, dass erfolgreiche Business Analysten sich nicht leicht aus der Fassung bringen lassen. Sie erkennen, dass das Meiste, das im Laufe eines Projektes so passiert, außerhalb ihrer Kontrolle liegt. Business Analysten schlagen sich ständig mit wechselnden Zielen, Prioritäten und den Launen der vielen Stakeholder herum. Sie müssen erkennen, dass das alles Teil eines Prozesses ist und dass es zwangsläufig zu Verzögerungen oder Problemen kommt, die sich auf die zu erbringende Leistung oder auf die Fristen auswirken kann.
Tipp: Wie spüren Sie diese Eigenschaft in einem Interview auf?
Es ist eine Sache, zu fragen: "Erzählen Sie mir von einer Zeit, als ...", aber eine ganze andere ist es, jemandes Reaktion tatsächlich zu sehen, wenn er oder sie mit einer Situation konfrontiert ist. Nachdem ein Kandidat zu einer verhaltensbasierten Frage geantwortet hat, kann einer der Interviewer so tun, als ob er oder sie davon überzeugt wäre, dass der Business Analyst nicht dazu fähig ist, die richtige Sache zu tun. Als Beispiel: "Ich glaube nicht, dass Sie sich jemals direkt an den Sponsor wenden würden. Sie würden immer den Projektmanager um Hilfe bitten." Wird der Kandidat versuchen, die Argumentation oder die Position zu erklären, ist es ein aussagekräftiger Hinweis auf eine defensive Reaktion - das ist ein schlechtes Zeichen.
Wenn er oder sie es aber in Kauf nimmt und in der Lage ist, die Stellungnahme des Interviewers zu akzeptieren, dann ist dies ein sehr guter Indikator. Business Analysten müssen davon ausgehen, dass es verschiedene Meinungen gibt, und sie müssen wissen, wann man die Sicht einer Person anerkennen sollte.
- Wie Unternehmen mit ihren Bewerbern umgehen sollten
In der "Career's Best Recruiters" Studie 2013 wurden die 500 größten Unternehmen Deutschlands auf ihre Recruiting-Bemühungen hin abgeklopft. Die Ergebnisse sind teils ermutigend, teils erschreckend. - Arbeitsalltag
Bewerbern ist es wichtig, den Arbeitsalltag und das Betriebsklima zu sehen. 47 Prozent der Unternehmen präsentieren sich so auf ihren Webseiten. - Exempel statuieren
Ein etwas altbackenes Mittel des Recruiting verfolgen viele Firmen immer noch: 62 Prozent der Unternehmen stellen exemplarisch einige ihrer Mitarbeiter als Testimonial vor. - Social Bewerbung
Firmen müssen sich mittlerweile auch gut auf Facebook, Xing und Co. präsentieren. Bewerber suchen Informationen über das Unternehmen auch auf diesen Seiten. Aber 18 Prozent der Top-500-Unternehmen ignorieren das vollkommen. Immerhin 56 Prozent der Firmen bewerben sich selbst aktiv bei seinen Bewerbern im Social Web. - Komm rein!
Jede Social Web Präsens verliert gegen gegen die 3D Experience. Einige Bewerber möchten ihren zukünftigen Arbeitgeber von innen sehen, bevor sie sich zu einer endgültigen Bewerbung entscheiden. Diesem Wunsch entsprachen nur 37 Prozent der Firmen. - Ab in den Müll!
Überraschend: Auch unter den Top 500 mögen einige die Initiativbewerbung nicht. 14 Prozent verweigern sich Bewerbungen aus Eigenantrieb völlig: Sie landen direkt im Papierkorb. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der versendeten Bewerbungen blieben, so die Studie, innerhalb eines Zeitraumes von zwei Wochen unbeantwortet. Wer hier den Prozess verbessert, dem entgeht das Potenzial nicht mehr. - Wir sind doch alle Individuen!
Zur Bewerberwertschätzung gehört es auch, auf die Bewerbung individuell zu antworten. Das bringen viele Unternehmen fertig. 63 Prozent der getestetene Firmen antworteten individuell, zwölf Prozent immerhin noch mit einem automatisch erstellten Schreiben. - Dont' Call Me Maybe
Offensichtlich haben viele Firmen Angst, dass Bewerber sie - huch! - anrufen könnten. Deshalb gaben wohl 45 Prozent der Unternehmen keine Telefonnummer an, unter der ein Bewerber sich genauer informieren konnte. - Die Top 5 der besten Recruiter Deutschlands
Welche Firmen ihren Bewerbern am meisten entgegenkommen, sehen Sie auf den folgenden Seiten: - Platz 5: Altana AG
Der Chemiekonzern belegte den fünften Platz im Ranking. Nach eigener Aussage habe man versucht, das Hochschulmarketing in den Vordergrund zu stellen. Wo der "große" Name fehlt, gibt man sich in der Rekrutierung besonders Mühe, um Bewerber anzulocken. - Platz 4: Freie und Hansestadt Hamburg
Ausgerechnet die etwas steifen und zurückhaltenden Hamburger landen auf Platz 4. Lässt man die Vorurteile beiseite, erkennt man schnell: Die Hansestadt gibt sich Mühe, transparent zu sein und setzt auf Online-Recruiting. Die Stadt ist sogar auf Xing vertreten. - Platz 3: Philips Deutschland GmbH
Der Elektrogerätehersteller konnte sich mit der Bewerberfreundlichkeit auf den 3. Platz retten. Besser war nur noch... - Platz 2: Krones AG
...die Krones AG. Mit einem umfangreichen Social Media Auftritt und einem sehr bewerberfreundlichen Verfahren machte der Abfüllanlagenhersteller den zweiten Platz. - Recruiting-Sieger Rewe
Am besten schnitt der Rewe Konzern in der Studie ab. Das Unternehmen gehe besonders wertschätzend mit seinen Bewerbern um, urteilten die Studienmacher.
Vielseitigkeit
Viele Business Analysten haben ihr Know-how in der IT gesammelt. Aber vor allem diejenigen, die in vielen unterschiedlichen Bereichen gearbeitet haben - wie zum Beispiel in der IT, im Vertrieb oder auch in der Verrechnung- können sich schneller in andere Sichtweisen hineinversetzen. Erfolgreiche Business Analysten können ihre Kenntnisse aus den verschiedenen Disziplinen nutzen, um Techniken und Informationen aus anderen Bereichen auf ihr aktuelles Projekt oder ihre aktuelle Aufgabe zu übertragen. Transferleistung heißt hier das Zauberwort.
Wir haben vor allem die Erfahrung gemacht, dass Business Analysten, die in mehreren Bereichen tätig waren, weniger anfällig für den Glauben sind, dass es nur bestimmte Analyse-Tools, Techniken oder Methoden braucht, um jede Situation meistern zu können. Business Analysten mit anderweitigem Hintergrund, die verschiedene Disziplinen durchlebt haben, und zum Beispiel einen Abschluss in Soziologie oder auch in Mathematik haben, verfügen oft auch über eine multidisziplinäre Denkweise und Erfahrung.
Ein guter BA erkennt, dass alle Aktivitäten und Methoden an die spezifische Umgebung und Situation angepasst werden müssen. Vielseitige Business Analysten finden oft innovative Wege, um Mehrwert für ihre Projekte und Organisationen mit ihrem breiten Wissensspektrum zu generieren.
Tipp: Wie spüren Sie diese Eigenschaft in einem Interview auf?
Nur wenige Menschen arbeiten ihre gesamte Karriere lang in demselben Gebiet. Fragen Sie den Kandidaten also, welche Kenntnisse er sich aus einem Job in einem Feld angeeignet hat und welche davon er woanders auch anwenden könnte. Das kann auch eine Kochausbildung sein, bevor er in die Investment Banking-Branche gegangen ist. Wenn der Kandidat schon immer in dem selben Gebiet tätig gewesen ist, fragen Sie, ob er ein Gespür dafür hat, welche Erfahrung ihm generell sonst noch in einer BA Situation helfen könnte.
Achten Sie bei einem Jobinterview vor allem auf diese drei vorgestellten Charakterzüge, wenn Sie die Unterstützung eines Business Analysten suchen. Es wird sich für das Projekt lohnen.
Im kommenden Teil dieser Serie lernen Sie die anderen drei Eigenschaften (Neugier, strategisches Handeln, Detailverliebtheit) näher kennen und Sie erfahren, inwiefern diese erfolgreiche Business Analysten bei ihrer Arbeit unterstützen. (bw)