Berufliche Auszeit planen

So finanzieren Sie Ihr Sabbatical

08.09.2020
Von 
Michael Sudahl lebt in Stuttgart und arbeitet in Schorndorf. Der gelernte Banker und Journalist beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Themen Personal, Karriere und IT. Daneben berät er Firmen in internen und externen Kommunikationsfragen, erstellt Kundenmagazine, schreibt Fachartikel und moderiert Prozesse rund um die Felder Unternehmensstrategie, öffentliche Wahrnehmung und Unternehmenskultur. Darüber hinaus hat er eine mehrjährige Ausbildung zum Körpertherapeuten (Cranio) abgeschlossen und ist inzwischen ebenfalls als Coach und Trainer tätig. 
Viele Arbeitnehmer machen den Fehler, dass sie ihre beruflich Auszeit - ob Elternphase oder Weltreise - aus dem Nettogehalt finanzieren. Dabei gibt es andere Wege, um finanzielle Freiräume zu schaffen. Allerdings muss dazu der Arbeitgeber mit ins Boot und eine verlässliche Vorplanung ist unabdingbar. Wir zeigen worauf es ankommt, um (steuerliche) Vorteile effektiv zu nutzen.
  • Jeder zweite Deutsche wünscht sich eine berufliche Auszeit.
  • Um diese vollumfänglich und effektiv gestalten zu können, muss vorausgeplant werden.

Wer sich den Traum vom Sabbatjahr erfüllen will ohne zu kündigen, muss zunächst seinen Arbeitgeber von der Idee überzeugen. "Legen Sie dar, warum die Auszeit ein Gewinn für den Betrieb ist", rät Markus Sobau, Geschäftsführer von Confina Finanzplanung.

Egal, ob Weltreise, Familienzeit oder Weiterbildung: Durch neue Erfahrungen entstehen Talente, die Arbeitgeber und künftigen Projekten nützen. Gleichzeitig spart ein Sabbatical dem Unternehmen Kosten. Insbesondere dann, wenn es für Unternehmen ein Weg ist, qualifizierte Mitarbeiter zu halten. Denn Neuanstellungen sind teuer, Fachkräfte Mangelware. Clevere Arbeitgeber stellen Softwareingenieure daher lieber frei, als sie ganz zu verlieren.

Wer ein Sabbatical anstrebt, sollte sich bezüglich der Finanzierung einige Gedanken machen.
Wer ein Sabbatical anstrebt, sollte sich bezüglich der Finanzierung einige Gedanken machen.
Foto: Elnur - shutterstock.com

Bedarf ausrechnen

Ist der Arbeitgeber an Bord, sollten sich Auszeitwillige einen Überblick über ihre Finanzlage verschaffen. Sabbatical-Experten empfehlen ein Haushaltsbuch. Darin notieren IT-ler alles, was sie täglich, monatlich und jährlich ausgeben. Auch Versicherungen, Hypotheken, Vereinsbeiträge und Reparaturkosten für Haus oder Auto gehören dazu. So lässt sich schnell feststellen, welcher Betrag vor dem Sabbatjahr auf der hohen Kante liegen muss. Wichtig: Auch eventuelle Reisekosten oder - falls Sie mehr Zeit Zuhause verbringen - den steigenden Energiebedarf einrechnen und keinesfalls zu knapp planen. Für eine entspannte Auszeit sind 20 Prozent Finanzpuffer ideal.

Zeitwertkonto: Aus dem Brutto sparen

"Viele machen den Fehler, Nettobeträge zu sparen", weiß Anlageberater Sobau, der seit 20 Jahren Mittelständler in Anlagefragen unterstützt. Kunden rät er zu einem für Mitarbeiter und Unternehmen lukrativeren Modell. Mit einem sogenannten Zeitwertkonto sparen Informatiker aus dem Brutto. Dazu verzichten sie auf einen festgelegten Anteil ihres Monatsgehalts, der stattdessen in konservative Wertpapiere fließt. Je nach Vereinbarung kann das Konto auch mit einem Teil der Überstunden, mit Boni oder Tantiemen des Mitarbeiters gefüllt werden.

Der Finanzmann erklärt den Vorteil: "Die Anlage muss erst bei Auszahlung versteuert werden." So bekommen Mitarbeiter höhere Zinsgutschriften und sparen nebenbei Lohnsteuern. Gleichzeitig laufen Kranken- und Sozialversicherung wie gehabt weiter. Auch für Arbeitgeber ist das Modell attraktiv. Sobau: "Ohne Aufwand steigt die Mitarbeiterzufriedenheit." Zusätzlich helfe das Tool beim Rekruiting.

Markus Sobau ist Geschäftsführer von Confina Finanzplanung und kennt die Chancen und Schwierigkeiten eines Sabbaticals.
Markus Sobau ist Geschäftsführer von Confina Finanzplanung und kennt die Chancen und Schwierigkeiten eines Sabbaticals.
Foto: confina Finanzplanung GmbH

Geldfresser identifizieren & kündigen

Ob brutto oder netto, in jedem Fall müssen Auszeitler in der Ansparphase etwas zurückstecken. Wer unnötige Ausgaben erkennt und eliminiert, tut sich dabei leichter. Ratgebern zufolge kann schon ein Strom- und Gastarifwechsel einiges bewirken. Gleiches gilt für Handyverträge und (unnötige) Versicherungen. Vorkochen spart teures Essengehen in der Mittagspause, eine Einkaufsliste bewahrt vor Spontankäufen und auch der tägliche Cappuccino kostet Zuhause weniger.

Freelancing oder Work & Travel

Nicht jeder kann oder will sich mit seinem aktuellen Arbeitgeber einigen. Laut einer ARAG-Umfrage suchen 54 Prozent der Sabbatical-Nehmer sogar bewusst nach neuen beruflichen Perspektiven. Gerade im IT-Bereich kann eine Tätigkeit auf Freelancing-Basis die Finanzierung vorübergehend oder dauerhaft sichern. Erste Aufträge finden Einsteiger über spezielle Online-Plattformen. Softwareentwickler, die sich ganz aus ihrem bisherigen Bereich rauswünschen, bieten sich zudem Work & Travel-Programme an. Hilfstätigkeiten in den Bereichen Landwirtschaft, Gastronomie oder Erziehung bieten Abwechslung und sichere Verdienstmöglichkeiten. Aber Vorsicht: Spezielle Visa sind oft altersbeschränkt.