Recruiting mit TikTok

So erreichen Sie Gen-Z-Talente

16.12.2022
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Nikolai Skatchkov beschäftigt sich als Mitgründer und CEO von Circula seit Jahren mit Finanzen rund um Mitarbeitende. Das Software-as-a-Service Fintech mit Sitz in Berlin entwickelt eine umfassende Employee Finance App, die erstmalig vollumfängliche digitale Abrechnungen von Reisekosten und Auslagen, digitale Employee Benefits sowie eine intelligente Firmenkreditkarte in einem Produkt vereint. Dabei ist die Circula Software auf eine nahtlose Einbettung in Buchhaltungsprozesse optimiert und konform mit europäischen Steuerstandards. Zu den 1200 Kunden (Stand Juni 2022) von Circula gehören unter anderem DATEV, Ebner Stolz, DFL, McMakler, Infarm und Orthomol.

Plattformen wie TikTok zu Recruiting-Zwecken zu nutzen, empfiehlt sich für Arbeitgeber, die die Generation Z von sich begeistern wollen.
Mit rund 1,5 Milliarden Nutzern weltweit wird die Videoplattform TikTok zu einem unverzichtbaren Kommunikations- und Recruiting-Kanal für Unternehmen auf der Suche nach jungen IT-Fachkräften.
Mit rund 1,5 Milliarden Nutzern weltweit wird die Videoplattform TikTok zu einem unverzichtbaren Kommunikations- und Recruiting-Kanal für Unternehmen auf der Suche nach jungen IT-Fachkräften.
Foto: kovop58 - shutterstock.com

Stellenanzeigen, Karrierewebseiten, Empfehlungsprogramme der Mitarbeiter, Active Sourcing - das sind nur einige der Wege, die Unternehmen beschreiten, um potenzielle Mitarbeitende anzusprechen. Doch für ein erfolgreiches Recruiting kommt es - neben den richtigen Inhalten - auch auf die Auswahl der passenden Kanäle an.

Waren Stellenanzeigen und Mund-zu-Mund-Propaganda gute Wege, die Generation der Babyboomer auf eine Vakanz aufmerksam zu machen, rücken heute jüngere Generationen mit anderen Anforderungen nach. Die derzeit jüngste, die Generation Z, verfügt über einen anderen Sozialisierungs- und Digitalisierungsgrad sowie veränderte Ansprüche an Arbeitgeber. Die klassische Stellenanzeige reicht hier nicht mehr aus.

Gen-Z-Talente rekrutieren: Eine neue Marschrichtung

Maßnahmen und Prozesse zu hinterfragen, neu auszurichten und zu verbessern ist grundsätzlich in allen Bereichen wichtig und stets auch Aufgabe einer erfolgreichen Personalabteilung. Aus diesem Grund sollten Unternehmen ihr Employer Branding und die Definition ihrer Employee Value Proposition (EVP) in regelmäßigen Abständen auf den Prüfstand stellen.

  • Spiegelt das Employer Branding die Unternehmenskultur und Werte noch authentisch wider?

  • Sind die Kernbotschaften noch überzeugend?

  • Wonach suchen Bewerber und was macht das Unternehmen attraktiv?

  • Wo, wie und mit welchen Botschaften werden die relevanten Zielgruppen erreicht?

Während sich nun die älteren Generationen wie die Babyboomer langsam vom Arbeitsmarkt verabschieden, rückt der Blick im Recruiting vieler Unternehmen immer mehr auf die jüngeren Zielgruppen wie die Generation Z. Eine Gruppe neuer und gefragter Talente, die heute schon stark umkämpft sind. Dabei handelt es sich um eine Zielgruppe, die als Digital Natives in ihrer Kommunikation gerne auf digitale Plattformen und Vernetzung setzt, eine ausgleichende Freizeit als strikten Gegenpol zur Arbeit schätzt, Selbstverwirklichung und Sinnhaftigkeit im Arbeitsleben sucht - mit einem Job, der zu den eigenen Werten und Vorstellungen passt und Wertschätzung im Job einfordert.

Unternehmen, die Arbeitnehmende der Gen Z erreichen wollen, sollten dort in Austausch treten, wo diese Zeit verbringen - besonders auch auf Social Media. Insbesondere TikTok ist eine Plattform, die sich HR-Abteilungen genauer anschauen sollten. Warum?

Talente finden über TikTok: Attraktiv für die Generation Z

Das soziale Netzwerk TikTok kommunizierte bereits im September 2021 die Zahl von einer Milliarde Nutzer weltweit. Schätzungen gehen davon aus, dass diese Zahl 2022 auf 1,5 Milliarden steigen wird. Laut Statista ist TikTok in den letzten zwei Jahren die am schnellsten wachsende Social Media App - und damit eine echte Konkurrenz zu Instagram & Co. Ein Ende des Wachstums ist noch lange nicht in Sicht. Das Erfolgsgeheimnis: Mit der App können Nutzer kurze (selbstgedrehte) Video- und Musikclips aufnehmen, bearbeiten und mit der Community teilen. Während zu Beginn der App User Videos von maximal 15 Sekunden Länge einstellen konnten, wurde dies bald auf zunächst drei Minuten und dann fünf Minuten erhöht. Heute können Videos sogar mit einer Länge von bis zu zehn Minuten geteilt werden.

Der erfolgreiche Kurzclip-Charakter mag damit etwas verloren gehen, für Nutzer - und damit auch für Unternehmen - bedeutet es aber mehr Raum für Storytelling. Dass TikTok eine App der Gen Z ist, zeigt der Blick auf die Nutzeranalyse. Nach Angaben des App Analytics Anbieters APP ANNIE sind 69 Prozent der User im Alter zwischen 16 und 24 Jahren und rund 31 Prozent über 25 Jahre. Zudem haben zahlreiche Erhebungen gezeigt, dass TikTok die App mit der mit Abstand höchsten Verweildauer in Deutschland ist. Das ist allerdings nicht verwunderlich, da sie auf den kontinuierlichen Konsum von Inhalten ausgerichtet ist.

In den letzten Jahren erkennen immer mehr Unternehmen das Marketing-Potenzial von TikTok und nutzen die Plattform, um sich bei ihren jüngeren Zielgruppen zu positionieren. So beispielsweise das Handels- und Dienstleistungsunternehmen Otto mit seiner Kampagne #MachDichZumOtto. Das Unternehmen konnte damit in den ersten vier Wochen knapp 150 Millionen Views generieren. BMW Motorsport erreichte mit seiner #icelebrate-Challenge bereits in der ersten Woche rund 19 Millionen Views. Doch nicht nur B2C-, auch B2B-Unternehmen wie das Klinikum Dortmund setzen auf die Plattform. So wurde der Unternehmenskodex in Videoformate übersetzt, um gezielt Nachwuchs für die Berufe im Gesundheitswesen zu begeistern. Allein diese drei Beispiele zeigen, dass sich die Nutzung von TikTok über alle Branchen und Geschäftsmodelle hinweg lohnen kann.

@klinikumdo Und welchen Charakter würdet ihr wählen? (Teil 1) #chooseyourcharacter #ausbildung #klinik #hospital #azubi#qualderwahl ? ChooseYourCharacter By Jim Walter - Katie Giorgadze

Recruiting mit TikTok: 5 Tipps für Unternehmen

Unternehmen, die TikTok für ihr Employer Branding und eine gezielte Bewerberansprache der Generation Z nutzen wollen, sollten folgende Tipps beachten:

  1. EVP setzt Themenschwerpunkte: Was macht uns als Arbeitgeber aus? Was ist unsere EVP? Welche Ziele wollen wir mit dem Kommunikationskanal erreichen? Ausgehend von Fragen wie diesen lässt sich ein Themenspektrum entwickeln, welches potenziellen Mitarbeitenden einen guten und realistischen Einblick in das Unternehmen vermittelt. Für Abwechslung sorgt ein gelungener Mix aus strategischen (Einblicke in die Kultur, Werte, das Team) und spontanen Themen (z.B. besondere Anlässe wie Firmenfeiern) sowie kurzen und langen Videos.

  2. Authentisch kommunizieren: Kommunizieren Sie ehrlich, offen und authentisch. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass sich alle Personen vor der Kamera wohlfühlen. Entscheiden Sie, ob Sie einen Unternehmensvertreter mit eigenem Account "sprechen" lassen oder einen Unternehmensaccount nutzen wollen. Ein einzelner Sprecher wirkt oft nahbarer, sympathischer und glaubwürdiger. Eigene Erfahrungen und Ansichten aus dem Arbeitsalltag schaffen zudem einen persönlichen Zugang für Nutzer. Dies kann sich positiv auf das Unternehmensimage auswirken und setzt einen ersten Anreiz für potenzielle Bewerbende. Ein Unternehmensaccount bietet wiederum den Vorteil, dass mehrere Personen(gruppen) mitwirken und sich den Ressourceneinsatz teilen können. Dies bietet zudem eine höhere Themenvielfalt - von strategischen Einblicken durch den CEO bis hin zu Videos von Auszubildenden, die selbst zur Zielgruppe gehören und wissen, was die junge Generation beschäftigt.

  3. Ressourcen planen: Unternehmen, die sich für den Einsatz von TikTok als Kommunikationskanal entscheiden, sollten diesen auch aktiv über einen längeren Zeitraum bespielen. Nur wer regelmäßig auf TikTok postet, gewinnt die Aufmerksamkeit der User. Dabei sollte man bedenken, dass mindestens ein Video pro Tag gepostet werden sollte. Sinnvoll ist deshalb, den Ressourceneinsatz zu planen: Wie viel Zeit nimmt die Themenentwicklung in Anspruch? Wie viel Zeit benötigt die Videoerstellung und kann vorproduziert werden? Wer übernimmt das kontinuierliche Community Management? Lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister?

  4. Trends im Auge behalten: Präsentieren Sie Ihre Botschaften kurz, prägnant und ansprechend. Steife und langweilige Videos kommen bei den Nutzern nicht an. Ziehen Sie deshalb Botschaften nicht künstlich in die Länge. Zudem sollten Sie bereits etablierte Hashtags für sich nutzen, aktuelle Trends im Auge behalten und darauf auch reagieren. Auch eine gute Portion Selbstironie beziehungsweise Videos mit gewissem Augenzwinkern kommen bei der jungen Zielgruppe gut an. Letztendlich geht es auch darum, Spaß an der Sache und der neuen Art Inhalte zu vermitteln zu haben.

  5. Selbstbewusst kritische Themen ansprechen: Unternehmen sollten in ihren Videos auch selbstbewusst kritische Themen und negative Aspekte in unserer Arbeitswelt thematisieren. Betriebe, die auch selbstreflektierte Einblicke geben, werden umso authentischer wahrgenommen. (pg)