Eines vorneweg: Das Kontextmenü von Windows ist eine geniale Sache! Denn vieles von dem, was man an irgendeiner Stelle gerade machen möchte, erscheint mit einem einzigen Klick mit der rechten Maustaste. Egal, ob es um das Dateimanagement im Windows- Explorer geht, ums Textformatieren in Word, wichtige Funktionen in der Bildbearbeitung oder sonst irgendetwas. Man muss nicht lange suchen, oft führt schon der eine Mausklick weiter zur gesuchten Funktion.
So gut dieser Grundgedanke auch ist, so führt er unweigerlich zur Frage, was denn im konkreten Zusammenhang am wichtigsten ist. Sind es fünf, zehn oder noch mehr Funktionen? Und welche? Einerseits möchte man über das Kontextmenü schnell dahin kommen, was man sucht, anderseits soll es übersichtlich bleiben und sich auf das Wesentliche beschränken. Dieses Dilemma lässt sich auflösen, indem Sie das Kontextmenü an Ihre persönlichen Erfordernisse anpassen: Also das löschen, was Sie nicht benötigen, und um das ergänzen, was die Rechnerbedienung für Sie schneller und komfortabler macht. Das ist Inhalt und Ziel dieses Ratgebers.
Bestimmt werden die Kontextmenüoptionen durch die Windows Registry. Diese können Sie manuell anpassen oder aber komfortabler einstellen mithilfe von Tools. Weil die Registrierungsdatenbank die Einträge ziemlich verstreut speichert, muss man teilweise etwas suchen. Wir stellen wichtige Programme vor, die Ihnen dies erleichtern.
Mit einem dieser Tools beginnen wir gleich: Windows 11 Classic Context Menu stellt das Kontextmenü in Microsofts aktuellem 11er-Betriebssystem so her wie in der 10er-Vorgängerversion. Damit entfällt auch die ständige Unterscheidung zwischen Windows 10 und 11 mit dem Zwischenschritt "Weitere Optionen anzeigen". Zum Ändern genügt es, Windows 11 Classic Context Menu zu starten und auf "Win11 Klassisches Kontextmenü Design (alt) aktivieren -› Ja" zu klicken. Die entsprechende "… (neu)…"-Funktion stellt die Voreinstellung von Windows 11 wieder her.
Komfortabler Einstieg mit dem Systemoptimierer Ccleaner
Eine einfache Möglichkeit zum Bearbeiten des Kontextmenüs bietet der Systemoptimierer Ccleaner , allerdings ziemlich versteckt. Dazu starten Sie Ccleaner nach der Installation, klicken links in der Aufgabeleiste auf "Extras -› Autostart" und wechseln in die Registerkarte "Kontextmenü". Die Liste zeigt die installierten Programme mit Einträgen im Kontextmenü.
Sobald Sie eines oder mehrere markieren, werden die beiden Schaltflächen "Deaktivieren" und "Löschen" oben rechts blau unterlegt und sind aktiv. "Löschen" entfernt eine Option endgültig, über "Deaktivieren" verschwindet sie zwar ebenfalls aus dem Kontextmenü, lässt sich mit "Aktivieren" jedoch schnell wieder herstellen. Um zu sehen, was genau wo beim Ändern in der Windows Registry passiert, klicken Sie in der Kontextmenüliste von Ccleaner mit der rechten Maustaste in die zugehörige Zeile und fahren mit "In RegEdit öffnen" fort. Das öffnet die Registrierungsdatenbank direkt an der richtigen Stelle, ohne dass Sie sich zum gesuchten Schlüssel durchhangeln müssen. Alle in Ccleaner vorgenommenen Änderungen werden sofort wirksam.
An Grenzen stößt das Tool bei Software mit mehreren Einträgen im Kontextmenü. Zwar unterscheidet Ccleaner danach, welche Art von Inhalt - Datei, Ordner, Laufwerk - im Windows-Explorer angeklickt wird, doch das genügt nicht immer. Auch einige Windowseigene Kontextmenüoptionen lassen sich hier nicht löschen.
Optionen löschen und Kontextmenü auf Wunsch erweitern
Mit Easy Context Menu können Sie nicht nur Einträge aus dem Kontextmenü entfernen, sondern auch neue hinzufügen. Das Tool bietet dazu eine ganze Reihe vordefinierter Aufgaben und Ziele. Die brauchen Sie nur noch anzuklicken: etwa das Starten des Taskmanagers, das Löschen der temporären Dateien, den PC-Neustart oder das Sperren eines Ordners.
Das Programm startet ohne Installation; als Erstes klicken Sie auf der Bedienoberfläche auf das Pinselsymbol ("Kontextmenü Reiniger"). Ähnlich wie bei Ccleaner können Sie in der Liste einzelne Einträge vorübergehend deaktivieren oder komplett entfernen.
Kernfunktion von Easy Context Menü aber ist, das Kontextmenü um neue Einträge zu ergänzen. Das erledigen Sie über die beim Programmstart erscheinende Liste, in der die vordefinierten Optionen nach Bereichen und Art der Inhalte sortiert sind. Damit können Sie das Kontextmenü auch abhängig von der jeweiligen Aufgabe individualisieren. An dieser Stelle muss gleich auf einen Übersetzungsfehler in der deutschen Programmführung hingewiesen werden: Der unten mit "Ordner-Kontextmenü" überschriebene Abschnitt bezieht sich nicht auf Ordner, sondern auf einzelne Dateien!
Markieren Sie die Einträge, die Sie hinzufügen möchten, und klicken Sie oben links auf das grüne Plus-Symbol. Damit übernimmt Windows die Änderungen. Probieren Sie den einen oder anderen neuen Eintrag einmal aus. Wenn Sie merken, dass Sie ihn doch nicht benötigen, ist er in Sekundenschnelle auch wieder gelöscht.
File Menu Tools mit vielen Optionen, Funktionen und Komfort
Nochmals mehr Funktionen bietet File Menu Tools. Wenn Sie die Software nach dem Setup das erste Mal starten, er- schrecken Sie bitte nicht angesichts der vielen und tatsächlich aktiven neuen Einträge im Kontextmenü! Das scheint ja das Gegenteil dessen zu sein, was Sie wünschen. Wenn Sie nun jedoch mit der rechten Maustaste irgendwohin klicken, stellen Sie fest, dass sich am Kontextmenü bis auf das Zusatzmenü "FileMenu Tools" nichts geändert hat. Erst wenn Sie die Maus darüber führen, erscheinen all die neuen Einträge - das ist doch beruhigend.
Ob die Voreinstellung, alles zu aktivieren, sinnvoll ist, sei dahingestellt. Andererseits öffnet sie den Blick auf die vielen Möglichkeiten, die das Kontextmenü prinzipiell bietet. Selbst langjährige Windows-Nutzer dürften überrascht sein. Angesichts der Vielzahl der Einträge empfehlen wir, diese auch hier auf das Wesentliche zu reduzieren.
So geht's: Gehen Sie die Liste einzeln durch und deaktivieren Sie die Funktionen, die Sie nicht ständig brauchen. Wissen Sie bei einem Eintrag nicht gleich, was gemeint ist, markieren Sie ihn. File Menu Tools zeigt daraufhin links bei "Information" eine kurze Erklärung. Außerdem können Sie jeden Eintrag über "Befehl testen" ausprobieren. Nehmen Sie sich etwas Zeit, und erforschen Sie die verschiedenen Möglichkeiten; die Software eröffnet viele nützliche Zusatzfunktionen. Dazu gehört sogar eine Datenverschlüsselung, die Windows 10 und 11 Home originär nicht bieten.
Über das Hinzufügen und Löschen von Kontextmenüoptionen hinaus können Sie die Einträge mit File Menu Tools nach Ihren Vorlieben anordnen, verschieben, über Trennlinien strukturieren sowie um Untermenüs oder eigene Befehle ergänzen. Diese Funktionen finden Sie links oben unter "Aktionen". Wirksam werden alle vorgenommenen Änderungen mit einem Klick auf das grüne Ausführen-Icon.
Tipp: Sofern Sie sich in File Menu Tools auf wenige Einträge beschränken, können Sie diese auch direkt ins Kontextmenü integrieren, das Untermenü also auflösen. Dazu klicken Sie auf der Programmoberfläche auf "Extras -› Einstellungen" und deaktivieren dort die Option "Alle Befehle in Untermenüs anzeigen".
Shellmenuview, Shellexview und Attribute Changer
Mehr Einarbeitung erfordern die Tools Shellmenuview und Shellexview von Nirsoft. Während Shellmenuview die statischen Kontextmenüeinträge direkt in der Registry bearbeitet, dient Shellexview zum Ändern und Anpassen dynamischer Einträge, die von anderen Programmen erstellt werden. Beide Tools bieten die Möglichkeit, die fast unzähligen Einträge über die Spaltenköpfe nach verschiedenen Kriterien zu sortieren.
Zum Deaktivieren eines Eintrags markieren Sie diesen und klicken entweder auf den roten Button oben links oder in der Liste über das Kontextmenü auf "Die ausgewählten Einträge deaktivieren". Der Rechtsklick führt Sie zudem zu weiteren Optionen, darunter "Mit Regedit öffnen": Dies startet die manuelle Bearbeitungsfunktion direkt in der Windows Registry. Wenn Sie eines dieser beiden Programme nutzen möchten, installieren Sie gegebenenfalls auch die zugehörige deutsche Sprachdatei.
Wiederum ganz einfach zu nutzen und trotzdem nützlich ist Attribute Changer. Das Tool dient zum Ändern der Attribute von Ordnern und Dateien, die Sie beispielsweise verstecken, als "System" (zugehörig) markieren, per Schreibzugriff sperren oder den Zeit- und Datumstempel ändern.
Kontextmenü direkt im Programm und Neu-Einträge konfigurieren
Nicht immer benötigen Sie ein Zusatztool, um einzelne oder alle Einträge eines installierten Programms aus dem Kontextmenü zu löschen. Eine Reihe Programme bringt diese Möglichkeit selbst mit. Weil sie allerdings nicht einheitlich bezeichnet und angeordnet ist, ist sie teilweise schwierig zu finden. Bevor Sie deshalb lange suchen, kommen Sie per Google-Suche mit den Begriffen "Programmname XY", "Kontextmenü" und "Löschen" mitunter schneller zum Ziel. Erscheinen dabei nur Treffer, die das Entfernen über die Windows Registry beschreiben, fehlt die Bearbeitungsoption in der Software vermutlich. Beispiele für Programme, deren Kontextmenü sich über die Bedienoberfläche anpassen lässt, sind das Packtool 7-Zip oder der Bildbetrachter Irfanview.
Wieder anders funktioniert es beim VLC Media Player. Hier müssen Sie die Kontextmenüeinträge schon bei der Installation deaktivieren, nachträglich lässt sich das nicht mehr ändern. Als Ausweg bleiben immerhin die De- und Neuinstallation.
Neue Dateien in häufig verwendeter Software wie Word lassen sich nicht nur über die Programmoberfläche, sondern auch per Rechtsklick im Windows Explorer erstellen: "Neu -› 'Datei XY' ". Die hier verfügbare Dateiauswahl können Sie anpassen, einfach allerdings nur in Windows 10.
So geht's: Tippen Sie regedit in die Such- und Ausführenzeile ein, öffnen Sie den Registrierungseditor und darin den Schlüssel "HKEY_ CLASSES_ROOT". Zum Löschen eines bestehenden Eintrags in der "Neu"-Auswahl scrollen Sie zur zugehörigen Dateiendung - beispielsweise ".bmp" für "Bitmapbild" - herunter, klicken doppelt darauf und löschen per Rechtsklick den Unterschlüssel "ShellNew". Wenn Sie umgekehrt einen weiteren Dateityp in die "Neu"-Auswahl hinzufügen möchten, orientieren Sie sich am Muster eines bestehenden. Das erfordert jedoch deutlich mehr Aufwand und Kontrolle
(PC-Welt)