Die digitale Transformation kommt in Unternehmen an. Diese haben erkannt, dass sie sich der Entwicklung nicht verschließen können, und investieren kräftig in neue Technologien, um am Markt bestehen zu können. Siemens zum Beispiel baut sein Portfolio für industrielle Kommunikationsnetzwerke kontinuierlich aus, um die Digitalisierung in der Industrie weiter voranzutreiben. Besonders das Internet der Dinge (IoT) boomt. Bis 2020 soll es zwischen 30 und 50 Millionen smarte Geräte geben. Vor allem in der Industrie bieten sie viele Vorteile: Flexibilität, Effizienz, Automatisierung und neue Geschäftsmodelle. Das Wertschöpfungspotenzial ist riesig: Die Analysten von Oxford Economics schätzen, dass die Branchen, in denen das Industrial Internet of Things (IIoT) Anwendung findet, einen Anteil von 62 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der G20-Staaten beitragen.
Neue Abhängigkeiten und Fehler bei der Datenübertragung
Doch mit den Vorteilen gehen auch wachsende Anforderungen an die gesamte IT-Infrastruktur einher. So müssen Anwendungen im IIoT plötzlich miteinander kommunizieren, obwohl sie dafür ursprünglich nicht konzipiert wurden. Genau hier liegen häufig neuralgische Punkte. Einzelne Prozesse, die vorher eigenständig funktionierten, sind nun von anderen abhängig. Doch jede Anwendung hat ihre eigenen Qualitätsansprüche und -kriterien, die oft nicht zu denen der anderen passen. Aufgrund dessen kann es während der Datenübertragung zu Störungen kommen. Die Herausforderung liegt darin, alle jeweiligen Qualitätskriterien effizient zu erfüllen und sicherzustellen, dass jeder Service fehlerfrei funktioniert.
Zum anderen wird die IT durch die Anbindung an neue Endpunkte und externe Cloud-Ressourcen zunehmend komplexer. Die Zuständigkeiten ändern sich und manche Stellen innerhalb der Servicekette werden nicht mehr vom Unternehmen, sondern von einem externen Anbieter kontrolliert. Es wird schwieriger, Fehler zu lokalisieren und Verantwortlichkeiten festzustellen.
Ferner muss sichergestellt werden, dass die wachsenden Datenmengen fehlerfrei durch das Netzwerk fließen. Denn mit dem steigenden Traffic werden auch Ausfälle und Probleme im Netzwerk wahrscheinlicher. Die schnelle und fehlerfreie Übertragung dieser Daten wird zu einer Herkulesaufgabe für die IT. Jede Veränderung, egal ob Update, neue Verbindungen oder eine zu integrierende Drittanwendung, erhöht die Komplexität des gesamten Systems. Zudem unterstützen vernetzte Produktions- und Steuerungssysteme immer häufiger geschäftskritische Funktionen. Der kleinste Fehler kann also im schlimmsten Fall zum Ausfall dieser Anwendungen oder gar des gesamten Netzwerks führen.
Kosten durch Ausfälle steigen im IoT
Unterbrechungen in der vernetzten Industrie sind kostspielig - eine Erfahrung, die zum Beispiel ein amerikanisches Pharmaunternehmen machen musste. Es hatte immer wieder mit Problemen in seiner automatisierten Produktionsanlage zu kämpfen, die sich nur durch einen Neustart der gesamten Umgebung beheben ließen. Diese Ausfälle führten regelmäßig zu Schäden im sechsstelligen Bereich. Jede Minute Stillstand kostete das Unternehmen mehr als 15.000 Dollar. Folgeschäden wie etwa eine schlechte Reputation sind noch nicht mit eingerechnet.
Der Digitalen Transformation zur Industrie 4.0 können sich Unternehmen nicht entziehen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Aber wie lässt sie sich trotz der Herausforderungen erfolgreich meistern? Wie lässt sich die steigende Komplexität der IT- und Netzwerk-Infrastruktur durch das IoT bewältigen? Unternehmen müssen einiges beachten, wenn sie sich digitalisieren wollen. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und die fehlerfreie Performance ihrer Anwendungen und Services sicherzustellen, müssen sie wissen, was in ihren Netzwerken passiert, und zwar überall und jederzeit.
IT-Infrastruktur aufrüsten und Leistung optimieren
Zunächst muss die IT-Infrastruktur auf den Prüfstand gestellt werden, um zu gewährleisten, dass sie die neuen Anwendungen und Nutzungsmuster unterstützt. Denn eine neue Technologie lässt sich nicht so einfach auf bestehende Systeme aufstülpen. Es genügt nicht, Maschinen bloß mit Sensoren oder Chips auszustatten. Wer sicherstellen will, dass IoT-Initiativen erfolgreich sind und alle Anwendungen im Netzwerk die gewünschte Servicequalität erbringen, muss die infrastrukturellen Bedingungen für solche Technologien schaffen.
Das bedeutet aber nicht, dass Unternehmen umgehend mit dem Bau neuer Rechenzentren loslegen müssen, wenn sie die digitale Transformation anpacken wollen. Mehr Infrastruktur heißt nicht automatisch, dass sie auch auf die Anforderungen der darauf laufenden Prozesse zugeschnitten ist. Anwender sollten genau überlegen, welche Technologien sie einführen wollen, welche Voraussetzungen dafür nötig sind und wie sie die Leistung ihrer bestehenden Systeme optimieren können.
Damit die Servicequalität in Betrieb auch tatsächlich stimmt, sollten Unternehmen die gesamte Servicebereitstellungsinfrastruktur überwachen. Dadurch gelingt es ihnen, sich einen Überblick über das Netzwerk zu verschaffen und im Bedarfsfall das Troubleshooting zu beschleunigen. Fehler und Störungen können an jeder Stelle der Wertschöpfungskette bemerkt und behoben werden, noch bevor sie zu Ausfällen führen. Auch lassen sich so Verantwortlichkeiten klären. Denn eine umfassende Monitoring-Lösung erfasst Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Elementen und bezieht dabei sowohl interne, als auch externe Systemkomponenten mit ein. Kann eine externe Drittanwendung für Leistungsabfälle in der Produktion verantwortlich gemacht werden, können Unternehmen unter Umständen finanzielle Ansprüche geltend machen.
Mangelnde IT-Security als Stolperstein
Doch Probleme entstehen nicht nur durch Systemfehler oder menschliches Versagen, sondern auch durch gezielte Angriffe von außen. Laut einer Trendstudie von Spiceworks glaubt die überwiegende Mehrheit der IT-Profis in der EMEA-Region, dass das IoT Probleme bei Sicherheit und Datenschutz mit sich bringt: Der steigende Traffic ermögliche es Angreifern, sich im "Grundrauschen" zu verstecken. Doch gerade mal ein Viertel der befragten Unternehmen hat Maßnahmen ergriffen, die Bedrohung durch IoT-Geräte abzuwehren. Dabei kann eine mangelnde IT-Security zum Stolperstein für die digitale Transformation werden. Mit einer Software-gestützten Analyse des Netzwerk-Traffics in Echtzeit lassen sich ungewöhnliche Aktivitäten identifizieren. So können Unternehmen schnell reagieren und größere Schäden rechtzeitig verhindern.
Die digitale Transformation ist nicht nur eine Frage von schneller und mehr. Sie ist vor allem eine Frage nach dem "Wie". Unternehmen müssen einen Weg finden, die mit dem IoT einhergehenden Anforderungen - höhere Komplexität und größere Datenmengen - zu bewältigen. Wenn sie es schaffen, ihre Ressourcen stets zu überblicken, behalten sie das Risiko neuer Technologien im Griff und schaffen die Grundlage für eine erfolgreiche digitale Transformation.