Mit der Übernahme von LeapYear will Snowflake den sich weltweit verschärfenden Datenschutzregeln Rechnung tragen. LeapYear hat ein Software-Framework für sogenannte Daten-Reinräume entwickelt. Dort können verschiedenste Datensätze gesammelt und mehreren Parteien zu Analysezwecken zugänglich gemacht werden, ohne dass dafür die ursprünglichen Rohdaten offengelegt werden müssen.
Die Snowflake-Verantwortlichen sprechen von einem differenzierten Datenschutz. Die Methode ermögliche es Benutzern, Informationen über einen Datensatz zu teilen, indem sie Muster innerhalb dieses Datensatzes beschreiben, ohne dabei individuelle oder persönlich identifizierbare Informationen preiszugeben.
Es gehe darum, den Kunden zu helfen, bisher nicht zugängliche Daten zu nutzen, schreibt Carl Perry, Director of Product Management bei Snowflake, in einem Blogbeitrag. Die Übernahme von LeapYear diene dazu, "unsere Mission, die Daten der Welt zu mobilisieren - einschließlich einiger der sensibelsten Daten - weiter voranzutreiben".
Bessere Compliance im Datenreinraum
Snowflake will den Datenreinraum in seinem Data-Cloud-Angebot mit der Plattform von LeapYear erweitern. Anwenderunternehmen würden damit in die Lage versetzt, beim Sammeln und Analysieren von Daten gesetzliche Regeln wie die Europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) einzuhalten. Außerdem böten Datenreinräume die Möglichkeit, große Mengen an aggregierten Daten zu analysieren. Auch andere Anbieter von Daten-Clouds wie AWS, Databricks, Google und Microsoft bieten vergleichbare Optionen an.
Das in San Francisco ansässige Unternehmen LeapYear Technologies wurde 2014 von Christopher Hockenbrocht, Colton Jang und Ishaan Nerurkar gegründet. Investoren haben bis dato über 53 Millionen Dollar in das Startup gesteckt. Zu den Kapitalgebern gehören unter anderen Bain Capital und Lightspeed. Wie viel Snowflake für LeapYear bezahlt, wurde nicht verraten. Perry kündigte an, dass das LeapYear-Team übernommen werde.
Vom Cloud-Datawarehouse zur Daten-Cloud
In Snowflakes Daten-Cloud finden Anwender Tools für das Sammeln und Analysieren von Daten und bekommen die Möglichkeit, Workflows rund um das Daten-Handling einzurichten. Dafür entwickelt der Anbieter kontinuierlich an Features wie zum Beispiel einem Daten-Marktplatz, um die Arbeit von Entwicklern sowie Data Engineers und Data Scientists zu erleichtern.
Zur Unterstützung seiner Expansionsstrategie kauft Snowflake gezielt zu. Anfang des Jahres wurde mit Myst AI ein Anbieter von KI-basierten Technologien für Zeitreihenprognosen übernommen. Im März 2022 schluckte Snowflake für 800 Millionen Dollar Streamlit. Deren Python-basierte Tools unterstützen Machine-Learning- und Data-Science-Teams dabei, Daten zu visualisieren und gemeinsam zu nutzen.
Zu den weiteren Akquisitionen gehören die polnische KI-Plattform Applica (August 2022), das Unternehmen beim Interpretieren und Verwalten unstrukturierter Daten unter die Arme greift, die ebenfalls polnischen Pragmatists (Januar 2022) und Polidea (Februar 2021) sowie das kanadische IT-Sicherheitsunternehmen CryptoNumerics (Juli 2020), das seinen Schwerpunkt auf die Datenanonymisierung legt. (ba)