Open Source Software

Sind wir nicht alle ein bisschen quelloffen?

11.12.2019
Von 
Matt Asay ist Autor der US-Schwesterpublikation Infoworld.com.
Data Science, die Cloud, Git, Docker – wir werfen einen Blick auf die größten Open-Source-Innovationen der letzten zehn Jahre.

Ein weiteres Open-Source-Jahrzehnt geht zu Ende. Vergegenwärtigt man sich die Vorhersagen, die im Jahr 2009 getätigt wurden, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass GitHub in der nun zu Ende gehenden Dekade den Bereich der Softwareentwicklung maßgeblich verändert. Geschweige denn damit, dass sich Microsoft von einem der größten Open-Source-Kostverächter zu einem konzerngewordenen Guru der Quelloffenheit mausert.

Zwischen 2010 und 2020 prägten zahlreiche Open-Source-Innovationen die IT-Welt. Wir werfen einen Blick auf die Bedeutendsten.
Zwischen 2010 und 2020 prägten zahlreiche Open-Source-Innovationen die IT-Welt. Wir werfen einen Blick auf die Bedeutendsten.
Foto: Dusit srisroy - shutterstock.com

Doch es gab noch einige weitere, entscheidende Entwicklungen mitzuverfolgen - wir haben die maßgeblichen Open-Source-Innovationen der Jahre 2010 bis 2019 für Sie zusammengefasst.

Wolkig mit Aussicht auf Zukunft

Natürlich hat Open Source schon vor dem Jahr 2010 für Furore gesorgt - allerdings stand die Berichterstattung zu dieser Zeit noch im Zeichen des "Free Software vs. Open Source"-Kriegs und zahlreicher Gerichtsverfahren gegen Linux. Um mit Open-Source-Software zu arbeiten, mussten sie damals noch die IT telefonisch um die Provisionierung von Servern bitten. Die Cloud hat all das verändert. Plötzlich mussten Softwareentwickler keine Genehmigung mehr einholen, um ihren Open Source Code zum Einsatz zu bringen. Ähnlich wie Open Source die Developer von Beschaffung und Regulatorien befreit hat, erspart das Aufkommen der Cloud den Entwicklern die Unzulänglichkeiten von Hardware.

Die Cloud war hierfür allerdings nur der Enabler - die Infrastruktur ist inzwischen der wahre Star, wie auch Cloud-Experte Corey Quinn per Twitter-Post herausstellt:

Open-Source-Lizenzierung und der leichte Zugang zu Cloud Hardware haben die Produktivität von Softwareentwicklern auf eine Art und Weise entfesselt, wie es wohl kein Experte anno 2010 erwartet hätte.

Nicht ohne mein GitHub

Open-Source-Spezialist Tobie Langel sieht den größten Trend im Bereich der quelloffenen Software dennoch an anderer Stelle:

Getrieben durch die Cloud, so Langel weiter, habe GitHub den Open-Source-Bereich erst für den Mainstream relevant gemacht und die Hürden für Kollaborationen jeder Art wesentlich abgesenkt. Gerade Letzteres war schon immer Kern der Open-Source-Philosophie, doch erst mit den durch GitHub eingeführten, sozialen Aspekten des Codings seien diese auch real geworden. Mit seiner Einschätzung steht Langel nicht alleine:

Wie auch die Cloud, gibt es GitHub nicht erst seit gestern - allerdings setzt auch der Boom für den Softwareentwicklungs-Onlinedienst nicht vor dem Jahr 2010 ein.

Schöne neue Container-Welt

Container sind ebenfalls nichts Neues: Bereits im Jahr 1979 wurde die Idee in Form von chroot geboren. Doch erst Docker hauchte der Technologie echtes Leben ein, wie IT-Experte und IDG-Autor Steven Vaughn-Nichols weiß:

"Alles verändert" gilt dabei zumindest für die Applikationsentwicklung im Unternehmensumfeld. Aber nicht, weil Docker einen coolen, neuen Ansatz zur Virtualisierung darstellt, wie IT-Koryphäe Gordon Haff weiß:

Vor zehn Jahren hatte noch nie jemand etwas von Docker und Kubernetes gehört. Ende 2019 kamen mehr als 13.000 Teilnehmer zur KubeCon 2019, um die neue, moderne Applikations-Welt kennenzulernen, die Docker mitkreiert hat.

Open-Source-Software ist nicht genug

In den 1970ern gab es Data Marts, ein bisschen später Business Intelligence - bevor im Jahr 2005 der Begriff Big Data geboren wurde. Lange ahnte aber niemand, welche Ausmaße Big Data wirklich annehmen kann und wie wichtig die Rolle von Data Scientists werden würde. Für Unternehmen, die nicht Google heißen, blieb Big Data lange nur ein großer Traum. Bis Apache Hadoop zum Zuge kam und eine Welle von NoSQL-Datenbanken und anderer Open-Source-Infrastrukturen nach sich zog.

Heutzutage sind IT-Infrastrukturen, die zur Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen zum Einsatz kommen, in aller Regel quelloffen. Open Source hat die moderne Datenwissenschaft in den vergangenen zehn Jahren erst möglich gemacht. Etwa in Form von modernen Datenbanken wie MongoDB, die die Arbeit mit unstrukturierten Daten erheblich vereinfachen oder anderer Tools wie Apache Kafka. Zudem sind auch die Tools, die zur Analyse der Daten eingesetzt werden, immer öfter quelloffen. Einige davon sind in der IT-Welt inzwischen allgegenwärtig, wie Experten wissen:

Man spricht quelloffen

Erinnern Sie sich noch daran, als Programmiersprachen nicht Open Source waren? Falls nicht: macht nichts. Diese Zeiten sind mit dem ausklingenden Jahrzehnt endgültig vorbei. Sogar Apple hat seine proprietäre Programmiersprache Swift inzwischen als Open-Source-Version zur Verfügung gestellt.

Etwa zur gleichen Zeit sorgte eine Vielzahl von JavaScript Frameworks (zum Beispiel Node.js, Angular, React oder Vue) für Furore, die in Kombination mit neuen, zugänglicheren Programmiersprachen wie Go, Rust und WebAssembly einhergingen.

Point of no return

Interessanterweise hat Microsoft in allen genannten Open-Source-Bereichen die Finger mit im Spiel. Dabei ging der Windows-Konzern noch unter Steve Ballmer ins neue Jahrzehnt, der bekanntermaßen das Zitat "Linux is a cancer" zu verantworten hat.

Heute nutzen viele Softwareentwickler den quelloffenen Visual Studio Code-Editor, TypeScript um Web-Applikationen zu bauen und GitHub, um ihren Code zu speichern - allesamt in Besitz von Microsoft. Der Wandel des Redmonder Konzerns verdeutlicht einmal mehr, wie schnell sich die Dinge ändern können und dass es Sinn ergibt, künftig auf Open Source zu setzen.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.